Ganzheitliche Badplanung: 10 Schritte zum Private Spa
Immer
mehr Bauherren und Renovierer träumen von einem Badezimmer, das mehr kann – ein
Ort zum Abschalten, zum Entspannen und zum Aktivsein. Mit der Erfahrung der
Corona-Pandemie erscheint die Außenwelt unsicherer denn je – umso mehr gewinnt
das Konzept des Private Spas an Bedeutung für das individuelle Wohlbefinden. Planung
und Realisierung eines Private Spas gehören damit zu den stabilsten
Geschäftsfeldern im Haustechnik- und Ausstattungsgeschäft. Und als Königsdisziplin
ganzheitlicher Badplanung zählt es zu den wichtigsten Kompetenzen von
Innenarchitekten und Badplanern. Doch was ist eigentlich unter dem Begriff
Private Spa zu verstehen? Welche Komponenten gehören dazu? Erfahrungswerte aus
zwölf Jahren Private Spa.
Das Private Spa ist ein Badkonzept, das die
Routine zum Ritual und das Wasser zum Erlebnis macht. In keinem anderen Raum
vereinen sich der Wunsch nach Wohnlichkeit und die Freude am Stylen mit dem
Bedürfnis nach Wellness und der Leidenschaft für Fitness. Letztere ist ein
zunehmend wichtiger Faktor für Private-Spa-Fans. Für den Wellness-Effekt sorgen
sowohl Ausstattungselemente wie Regendusche, Sauna oder eine hochwertige Möblierung
als auch weiche Faktoren wie das Raum-Ambiente, Wärme und eine sinnliche
Inszenierung. Wo ehemals „Wellness“ im Vordergrund stand, legen Badnutzer heute
Wert auf eine Ästhetik, die förderlich für die so genannte „Achtsamkeit“ ist.
Ganz rund wird die Sache aber erst, wenn das Interior-Design-Konzept eine Geschichte
erzählt: ein natürliches Ambiente, ein eleganter Salon, ein cooles
Loft-Feeling, eine exotische Welt, ein ländliches Idyll – hier ist Fantasie
gefragt.
Mit der Entwicklung der Bad-Architektur zum
Lifestyle-Raum und der Erweiterung der Funktionen des Badezimmers zum Private
Spa erfährt das klassische Badezimmer ein gründliches Update. Die heutige Vorstellung
von einem modernen Bad hat sich in den letzten Jahren grundlegend gewandelt: Wohnliche
Ausstattungsmerkmale, Komfort-Produkte und ein vergrößertes Platzangebot
erhöhen Aufenthaltsdauer und -qualität. Unter den Eindrücken der Pandemie
scheint das Bedürfnis nach einem komfortablen Bad als Rückzugsort sogar noch
stärker zu werden: „Die Nachfrage nach ganzheitlicher Badplanung und nach Sanierungen
von älteren Bädern ist während der Pandemie seit März 2020 signifikant
gestiegen“, erklärt Jens J. Wischmann, Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche
Sanitärwirtschaft e.V. (VDS). „Das Private Spa als Rückzugsort mit hoher
Aufenthaltsqualität und Komfort-Produkten wie etwa einem Dusch-WC oder einer
freistehenden Badewanne steht bei vielen Wohnungs- und Hausbesitzern ganz oben
auf der Wunschliste.“
Erstmals 2009 anlässlich der ISH von Pop up my
Bathroom eingeführt, steht der Begriff Private Spa seit über 10 Jahren für
individuelle Badkonzepte, die eine ganzheitliche Gestaltung des Bades zu einem
Erlebnisraum verfolgen. Folgende Faktoren machen die ganzheitlichen Badplanung eines
Private Spa zum Erfolg:
1. Hohe Gestaltungsqualität: Farb- und Materialkonzept
Auch wenn sich Geschmacksfragen nicht
endgültig klären lassen, halten sich Top-Badplaner und Architekten doch an
einen grundsätzlichen Gestaltungscode: Für eine hohe Gestaltungsqualität sollte
ein Private Spa ein konsistentes Farb- und Materialkonzept durchhalten, das auf
Wand, Boden und die verwendeten Sanitärprodukte abgestimmt ist. Das klingt
einfacher, als es ist, denn Weiß ist nicht gleich Weiß, und es gilt wirklich
alle verwendeten Farben und Materialien zu harmonisieren – und das bei
unterschiedlichen Lichtverhältnissen. Das Farbkonzept eines Private Spa soll
überraschen, die Nutzer am frühen Morgen in ihrer Morgenroutine unterstützen
und am Abend zum Wohlfühlort werden. Farb- und Materialcollagen helfen dabei,
das Konzept zu visualisieren und den Bauherrn ein Bild von ihrem neuen Bad zu vermitteln.
2. Weg von der Wand: in den Raum denken
Die Physik des Wassertransports lässt sich
nicht außer Kraft setzen und spricht daher für die Wand als vertikale Versorgungsstruktur.
Dennoch bietet die Sanitärindustrie auch immer mehr Lösungen an, um das Wasser
mitten in den Raum zu transportieren. Mit der freistehenden Badewanne kommt
Bewegung in das Stelldichein an der Wand. Wasserführende Produkte können
zunehmend von der Wand entkoppelt und in ein offenes Raumkonzept integriert
werden. Vor allem im Neubau können Architekten damit – ähnlich der beliebten
Kochinsel in der Küche – das Private Spa neu denken: mit Rundum-Nutzung,
kommunikativeren Produkten, offenen Grundrissen, alternativen Sichtachsen und
hellen, weil mit großen Fenstern planbaren Räumen. Großzügige Grundrisse helfen
eine professionelle Zonierung vorzunehmen: Verkehrsflächen, Nutzungszonen und
Funktionszonen können sich daran orientieren, wie die Bewohner (zusammen-)leben
und welche Erwartungen sie an ein Private Spa haben.
3. Aufenthaltsqualität erhöhen: (mehr) Raum zur Interaktion und Bewegung
Heute wird die in Wohnzimmer, Garten und Küche
gelebte Wohnkultur auf das Badezimmer übertragen. Die Steigerung der Aufenthaltsqualität
geht einher mit einer gestiegenen Nutzungsdauer. Das Private Spa ist nicht mehr
nur der Raum zum Abschließen für die Toilettennutzung, sondern auch der Raum
für Partnerschaft und Familie. Freiräume schaffen Platz für mehr Interaktion und
gemeinsame Aktivitäten. Die Erweiterung zum Fitness-Raum stellt das Badezimmer
auf eine neue Nutzungsebene, und eine Sitzfläche oder ein Sitzmöbel lädt zum
Lesen ein. Voraussetzung hierzu ist eine Erweiterung der Grundfläche.
4. Wellness für die Augen: Badarchitektur aufräumen und mit Stauraum ausstatten
Ein vielgenutztes Badezimmer ähnelt kaum den
Idealbildern aus Hochglanzmagazinen. Zweifellos trägt ein aufgeräumtes
Badezimmer aber zum wohltuenden Gesamteindruck eines Private Spas bei. Ein
Stauraumkonzept, Einbauregale und Badmöbel mit großen, gut organisierten
Schubladen und Hochschränken helfen, den Krimskrams vor den Augen zu verbergen.
Im Gegenzug können Konsolen, Vitrinen oder Nischen bewusst als Deko-Plattform
für ausgesuchte persönliche Bad-Utensilien oder Dekorationen genutzt werden. So
entsteht ein authentisches und cleanes Interior Design, das nicht kühl wirkt.
5. Der blaue Faden: Wasser als Thema
Der einhüllende Wasserdampf eines heißen
Bades, das fließende Geräusch einer Waschtisch-Armatur oder das Plätschern
einer Kopfbrause: das Element Wasser transportiert Emotionen und ist eine entscheidende
Komponente bei der Profilierung eines Private Spas. Sanitärhersteller helfen mit
zahlreichen Armaturen, Duschpanels, Kopfbrausen, Massagedüsen, Kneipp-Anwendungen,
freistehenden Badewannen oder bodenebenen, an natürliche Wasseraufkommen
erinnernde Duschflächen, das Element Wasser emotional zu inszenieren.
6. Storytelling: individuelles Raumerlebnis Badezimmer
Badplaner
und Architekten sind auch moderne Geschichtenerzähler. Ein neu zu planendes
Badezimmer mit Private-Spa-Anspruch unterliegt nicht nur einem formal-ästhetischen
Gestaltungskonzept, sondern auch einer inhaltlichen Idee. Das kann unter
Rückgriff auf ein Thema mit persönlichem Bezug zu den Bauherren sein, die
Einbeziehung der Architektur des Hauses oder eine besondere Lage des Badezimmers
(z.B. direkt zum Garten). Ein Familien-Badezimmer sieht anders aus als ein
Single-Bad. Sind die Bauherren naturverliebt und leben bewusst nachhaltig?
Spielt Farbe bei der Badplanung eine wichtige Rolle, oder sind die Badnutzer technikaffin?
In einem persönlichen Gespräch ermitteln Badplaner die persönlichen Interessen
und Badezimmer-Rituale, um eine ganz private Spa-Geschichte zu erzählen.
7. Gemütlichkeit im Badezimmer: Wohnlichkeit und Wärme
Ein Private Spa ist wohnlich bis gemütlich
eingerichtet. Kaum ein Gestaltungstrend hat das Badezimmer in den letzten zehn
Jahren so geprägt wie der Trend zur Wohnlichkeit: Warme Materialien wie Holz
oder Textilien, Möbel, Teppiche oder auch eine dekorative Wand- und
Bodengestaltung sind die Gestaltungskomponenten für ein wohnliches Private Spa.
Da im Badezimmer die Luftfeuchtigkeitsverhältnisse extrem wechseln können,
greifen Gestalter auch auf Imitate und wasserresistente Materialien zurück. Designorientierte
Heizkörper unterstützen den Gesamteindruck. Doch auch der beste Plan kann den
Bauherrn nicht vermitteln, welche Wirkung eine dampfende Badewanne und eine
angenehme Wärme auf das Raumempfinden haben – das kann erst das fertige Bad.
8. Professionelle Lichtplanung im Badezimmer: Emotion und Funktion
Das Thema Licht ist bei der Inszenierung eines
Private Spas die wohl wichtigste Komponente. Eine professionelle Lichtplanung schafft
erst die Voraussetzung für viele schöne persönliche Momente im Badezimmer.
Dabei spielt die Wechselwirkung zwischen natürlichem Licht im Tagesablauf und künstlichem
Licht eine wichtige Rolle. Je nach Nutzung des Badezimmers kommt funktionales
oder emotionales Licht zum Einsatz. Bis hin zum Nachtlicht werden in der
Planung verschiedene Szenarien festgelegt und umgesetzt. Erst die harmonische
Abstimmung mit der Badarchitektur, den Sanitär-Produkten und inszenierten
Objekten, wie zum Beispiel eine beleuchtete Dusch-Rückwand oder eine indirekt
beleuchtete Badewanne, macht das Private Spa zum Rückzugsort mit hoher
Aufenthaltsqualität.
9. Komfortgewinn: innovative Sanitärprodukte sorgen für Mehrwert
Das Badezimmer hat in den letzten zehn Jahren
einen enormen technischen Fortschritt erfahren: Planung und Montage werden
durch digitale Tools und innovative Montagesysteme erleichtert, womit sich ganz
neue Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen. Neue technische Lösungen, die in
Kombination mit Vorwandinstallationen genutzt werden können, bieten auch neue
architektonische Lösungen, wie etwa innovative Duschrinnen, Ablageflächen,
Nischen oder Halterungen für Walk-in-Duschen. Vor der Wand setzen moderne
Produkte neue Standards im Bereich Hygiene, Sicherheit, Komfort oder smarte Technologie.
Die Elektrifizierung schreitet immer weiter voran, weshalb auch bei jeder
Planung entsprechende Stromanschlüsse zum Nachrüsten vorgesehen werden sollten.
10. Das Finale: mit der Erhöhung des Private Spa das Bad personalisieren
Viele Badplaner übergeben bei Fertigstellung
das neue Private Spa „besenrein“. Verschiedene Fernsehformate machen vor, wie
man es besser macht – nämlich mit einem „Tusch“. Es braucht nur wenige
Handgriffe, um das neue Badezimmer zu erhöhen. Mit farblich passenden Deko-Objekten,
wohnlichen Accessoires oder Ausstattungselementen mit Bezug zu den Bauherren
wird das Private Spa erst richtig rund und die Übergabe zum feierlichen Event.
Jens J. Wischmann, Geschäftsführer
der VDS, sieht zur ISH digital 2021 einen weiteren Wachstumsschub für die
ganzheitliche Philosophie des Private Spas: „Natürlich
liefert eine Krisenzeit wie diese einen besonderen Grund, sein Badezimmer als
Rückzugsort zu begreifen und zu einem Private Spa zu machen. Doch das ist nicht
das vordringlichste Motiv für ein Private Spa. Vielmehr handelt es sich um eine
nachhaltige Entwicklung, dass die Bedeutung des Badezimmers im Kanon der Wohnung
immer mehr zunimmt. Deshalb lautet mein Appell an die Architekten des Wohnraums
von morgen: Macht die Badezimmer in Zukunft bitte größer!“
Die von der Sanitärwirtschaft für diese
moderne Badkultur entwickelten Raumkonzepte weisen viele unterschiedliche
Elemente auf – wie etwa Wohnlichkeit, Funktionsdifferenzierung,
Wasserinszenierung oder Regenduschen –, die einzeln gesehen nichts
Revolutionäres an sich haben, deren sinnvolle Kombination jedoch einen
innovativen, ambitionierten Badezimmertyp schafft: das Private Spa.