Doch so weit weg sind Tapeten im Badezimmer gar nicht von unserer Badkultur entfernt – waren die Boudoirs des gehobenen Bürgertums mit ihren ersten Wasserklosetts und Badewannen mit fließendem Wasser doch schon ausgesprochen repräsentativ gestaltet: mit Fliesen und vor allem Tapeten in allen erdenklichen floralen Mustern. In neuerer Zeit waren Tapeten allerdings vornehmlich dem Schlaf- und Wohnzimmer vorbehalten. Doch mit dem aktuellen Siegeszug der gemusterten Wanddekoration mit klassischen, mondänen, floralen, grafischen oder fotorealistischen Motiven finden sie sich nun auch zunehmend im Badezimmer als Gestaltungs- und Dekor-Element wieder. Und sie kreieren hier eine ganz besondere Atmosphäre. Besonders wasserfeste Tapeten eignen sich für den Einsatz im Umfeld von Waschtisch oder Badewanne.

Eine Tapete kann die Wirkung des neuen Bades maßgeblich beeinflussen und sollte auf die geplanten Sanitärprodukte, Materialien und Oberflächen abgestimmt sein. In der Regel bietet sich die Wand hinter dem Waschtisch für die zentrale Gestaltung mit einer Tapete an – die Zeiten einer kompletten Ausstattung des Raumes mit einer Tapete sind im Interior Design mehr oder weniger passé. Der Badplaner spannt mit einer Tapete eher so etwas wie eine Bühne für die sanitären Protagonisten auf.

Die Themen Natur und Nachhaltigkeit sind nicht nur aus modischen Gründen angesagt, sondern haben für immer mehr Menschen eine tiefere Bedeutung. Viele verbinden Natur mit angenehmen Gefühlen und möchten diese auch gerne in ihr Zuhause übertragen. Natürliche Stoffe und Materialien wie Holz, Wolle, Bambus oder auch Kork sowie Pflanzen spielen dabei eine große Rolle und prägen diesen „grünen“ Lifestyle optisch. Die Farbe Grün in ihren diversen Schattierungen sowie große und kleine florale Muster auf Stoffen und tapezierten Wänden helfen, die Natur in den eigenen vier Wänden präsent zu machen. In Kombination mit realen Pflanzen ergibt sich eine grüne Collage, die der Badplanung eine ganz neue Note geben kann.

Vliestapeten gibt es in den unterschiedlichsten Ausführungen: einfarbig, bunt, mit Struktur, als 3-D-Tapete, mit einem individuellen Foto oder auch in Vintage-, Holz-, Stein- und Verputzoptik. Damit eröffnen sie eine Vielzahl an Gestaltungsmöglichkeiten und Stilen. Und sie können relativ einfach bahnweise von der Wand abgezogen werden, wenn sie nicht mehr gefallen. Wie im gesamten Einrichtungsbereich sind dabei auch im Bad bei angesagten Tapeten Muster und Haptik ein absolutes Muss, aber auch farblich darf es derzeit ein bisschen kräftiger sein.

Je nach Stilpräferenz geben etwa Tapeten in Betonoptik dem Badezimmer einen schnörkellosen und modernen Anstrich, perfekt für ein eher minimalistisches oder modernes Ambiente im Bauhaus-Stil oder auch für einen Look im Industrial Style. Das kantige, moderne Baddesign wird dann gerne mit einer geradlinigen Badausstattung, vornehmlich in dunkleren Farben wie Anthrazit oder Schwarz, komplettiert. Aber auch dezente grafische Muster auf der Tapete eignen sich besonders gut, den minimalistischen Stil zur Geltung zu bringen und ihn gleichzeitig aufzulockern.

Für den naturverbundenen Scandi Style oder den Landhausstil eignen sich Tapeten in Holz- wie auch Steinoptik, die eine natürliche und gemütliche Stimmung erzeugen. Natürlich sind auch florale Muster und helle pastellige Farben prädestiniert für eine Verwendung in einem Badezimmer, das sich an diesen Stilen orientiert. Vor allem Vliestapeten passen aufgrund ihrer atmungsaktiven und feuchtigkeitsregulierenden Eigenschaften gut zu diesen naturverbundenen Stilen.

Für mehr Extravaganz im Bad, wie sie sich etwa im Boudoir- oder auch im Art déco-Stil ausdrückt, können beispielsweise Tapeten mit geprägten Texturen (evtl. kombiniert mit geometrischen Strukturen und besonderen Details wie aufgesetzten Metallic-Ecken) die Wände buchstäblich zum Leben erwecken und auch haptisch einen spannenden Eindruck hinterlassen.

Immer beliebter werden individuelle Fototapeten, die man sich bei Anbietern aus einer Vielzahl von Vorlagen aussuchen kann. Wer hier nicht fündig wird, kann auch sein eigenes Motiv auf Tapete drucken lassen. So werden emotionale Urlaubs- und Familienerlebnisse der Bauleute festgehalten und in das Interior Design integriert. Auch Hersteller von Duschabtrennungen haben diesen Trend aufgegriffen und bieten individuell bedruckbare Duschabtrennungen und Glas-Rückwände an, mit denen sich anstelle von Fliesen der Duschbereich auskleiden lässt. Im Hospitality-Bereich können über dieses Angebot individuelle Gästebäder mit Logo oder regionalen Besonderheiten geplant werden. Auch im privaten Bad sind die Möglichkeiten der individuellen Bedruckung auf Glas oder Tapete immens. So können Badplaner etwa eine ganz bestimmte Farbe drucken lassen, die mit der Oberfläche des korrespondierenden Badmöbels harmoniert. Die Mustererstellung und Prüfung vor Ort im Objekt unter bestehenden Lichtverhältnissen hilft bei der Abstimmung.

Egal welcher Stil bevorzugt wird – mit Tapeten im Badezimmer eröffnen sich durch eine Vielzahl von Dessins, Farben und Prägungen viele Gestaltungsmöglichkeiten, um das individuell passende Badezimmer zu kreieren. Dabei gehen manche Tapetenhersteller sogar noch einen Schritt weiter, indem sie nicht nur den Sehsinn, sondern auch den Geruchssinn ansprechen: Die Tapeten der Kollektion „La via dei sensi“ von Pixie Progetti & Prodotti beispielsweise sind mit Duftpartikeln in der Oberfläche versehen, die bis zu sechs Monate lang nach Anbringung einen Duft verströmen. Mithilfe eines Wachses, das die Tapete gleichzeitig reinigt und mit einem Schutzfilm ausstattet, kann der Duft nach dieser Zeit wieder neu aktiviert werden.

Die italienische Tapetenmanufaktur Wall&Dekò hat ein System entwickelt, um Tapeten im Nass-Bereich anzubringen und zu schützen. Die geschmackvollen Tapeten können nach Angaben des Herstellers im Nassbereich eingesetzt werden.

Auch für das Thema Hygiene ist eine Tapeten-Lösung verfügbar: Die von der Marburger Tapetenfabrik entwickelte Tapete keimEx soll nachweislich in der Lage sein, Viren zu zerstören. Ihre Oberfläche besteht aus Silbernanopartikeln, die nach Aussage des Herstellers in Studien ihre Wirksamkeit gegenüber Influenza (H5N1), Noro- und auch Herpes-Viren gezeigt haben.