Berührungslos im Bad

Die
berührungslose Technik hilft die gesteigerten
Hygieneanforderungen dieser Tage umzusetzen.
Foto: Dornbracht - Hintergrund: KLUDI
Mit der weltweiten Einführung neuer Hygienemaßnahmen können
intelligente Konzepte eine Schlüsselrolle im öffentlichen bzw. halböffentlichen
Raum spielen. Für das gesteigerte Hygiene-Empfinden sind auch Produktlösungen
für das private Badezimmer verfügbar.
Waschbecken und Toiletten in Bürokomplexen, Restaurants,
Hotels, Veranstaltungsstätten, Schulen oder Universitäten, besonders aber in
Krankenhäusern und Pflegeheimen müssen auf den Prüfstand gestellt werden: Die
berührungslose Technik ist ausgereift und hilft die gesteigerten
Hygieneanforderungen dieser Tage umzusetzen. Die neuen Anforderungen an
Hygienemaßnahmen scheinen auch ein Umdenken in privaten Haushalten auszulösen,
denn die Sensibilität für Sauberkeit und Sicherheit hat sich aufgrund der
aktuellen Entwicklungen deutlich erhöht. Hierbei werden berührungslose Produkte
eine Schlüsselrolle spielen. Verbraucher werden den Kontakt zu Oberflächen so
weit wie möglich minimieren wollen.
Mehr Hygiene am Waschbecken

Viele
Hersteller bieten ihre konventionellen Armaturenserien auch mit Sensorsteuerung an.
Foto: HANSA
Die öffentliche Toilette oder das heimische Badezimmer übernehmen
eine wichtige Schlüsselrolle bei der Einhaltung von Hygienemaßnahmen, denn die
Berührung einer herkömmlichen Armatur – gerade in öffentlichen Toiletten –
sollte wo immer möglich vermieden werden. Konventionelle Armaturen werden
zuerst mit ungewaschenen Händen angefasst und übertragen so Keime und Viren auf
die Armaturenoberfläche. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, durch
Kreuzkontamination nach dem Waschen neue Keime und Viren aufzunehmen. Berührungslose
Armaturen können daher eine gute Alternative sein, um das so vehement
propagierte Händewaschen hygienischer zu gestalten. Die Armaturen unterscheiden
sich optisch zudem kaum noch von konventionellen Armaturen: Aufgrund der
fortschreitenden Miniaturisierung der Sensortechnologie kann das Design der
Armaturen dem Umfeld der Architektur angepasst werden.
Einen Schritt weiter geht Dornbracht mit seiner
Touchfree-Variante, die mit allen Armaturenserien des Herstellers kompatibel
ist. Das auf Hochfrequenztechnologie basierende System kann auf ein Infrarotauge
verzichten. Der HF-Sensor ist, unsichtbar für den Nutzer, unterhalb des
Waschtisches positioniert. Über eine separate, stromführende Systembox lassen
sich Funktionen wie Temperatureinstellung, Nachlaufzeit oder Reinigungsstopp
einstellen. Die Reichweite des Sensors kann an die Wünsche des Betreibers oder
die Gegebenheiten des Raumes angepasst werden. Durch die Start-Stopp-Automatik kann
bei längerem Einseifen und Waschen der Hände eine beachtliche Menge Wasser gespart
werden – insbesondere bei Warmwasser-Nutzung
ein nicht unerheblicher Vorteil zur Energieeinsparung.
Sauberkeit nicht nur außen, sondern auch innen

Viele
Hersteller bieten eine automatische Spülung, bei der sich Armaturen und
Leitungen in regelmäßigen Abständen für 30 Sekunden selbstständig durchspülen.
Foto: KLUDI
Doch nicht nur die Oberflächenkontamination spielt bei
berührungslosen Armaturen eine Rolle. Gerade in Zeiten längerer Leerstände von
Gebäuden kommen Aspekte der Trinkwasserhygiene hinzu. Nach
den Richtlinien des DVGW (Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e.V.) muss
innerhalb von 72 Stunden ein Wasseraustausch stattfinden, um eine Verkeimung
des Wassers etwa durch Legionellen zu verhindern. Viele
Hersteller bieten hier eine automatische Spülung, bei der sich Armaturen und
Leitungen in regelmäßigen Abständen für 30 Sekunden selbstständig durchspülen.
Dadurch wird das Stagnationswasser zuverlässig verhindert, und die
Trinkwasserqualität bleibt auch bei längerer Nichtnutzung des Gebäudes
durchgehend erhalten.
Zudem lassen sich Wasserdurchlaufzeit, Sensorempfindlichkeit
oder eine automatische Hygienespülung mit dem Smartphone oder Tablet per App einstellen.
Reinigungszeiten, Spülintervalle und Spüldauer werden dabei individuell
angepasst. Armaturen gibt es sowohl netz- als auch batteriebetrieben, wobei die
Niedrigenergie-Elektronik eine lange Lebensdauer ohne Batteriewechsel gewährleistet.
Beim Nachrüsten mit einem Sensormischer empfiehlt sich in vielen Fällen die
Batterievariante, da für die Installation kein Elektroinstallateur hinzugezogen
werden muss und auf das Aufstemmen von Fliesen zur Kabelverlegung verzichtet
werden kann.
Nicht nur sauber, sondern rein
Bei der Pflege von Waschbecken und Armaturen wird ein
weiterer Vorteil der berührungslosen Modelle deutlich: Da kein Bedienelement
angefasst werden muss, bleiben die Hände während Händewaschens in der Regel
unter dem Auslauf; somit tropft auch kein Wasser von den Händen auf den
Mischer. Dadurch kommt es zu weniger Wasserflecken und Kalkrückständen auf der Armaturenoberfläche,
und der Reinigungsaufwand bleibt geringer. Bei einigen Modellen von Kludi ist
es zudem möglich, die Sensorik außer Betrieb zu setzen, wenn das Waschbecken
gereinigt wird.
À propos Reinigung: Selbst für das Benutzen von Seife muss
eigentlich nichts mehr angefasst werden, dank berührungsloser Seifenspender wie
dem aus der Serie Plan von Keuco. Neben seiner Funktion als Spender für
Schaumseife oder Desinfektionsschaum am Waschtisch kann er auch als
Hygieneschaumspender am WC eingesetzt werden. Mit dem Einsatz von Hygieneschaum
lässt sich ein normales Toilettenpapier einfach in ein Feuchttuch verwandeln,
das ohne Bedenken in die Toilette geworfen werden kann. Das ist besonders
interessant für Toiletten im öffentlichen Raum, in denen der Einsatz von
Dusch-WCs nicht in Frage kommt.
Berührungslos auch am WC

Mit der WC-Betätigungsplatte Visign for Style 25 sensitive von Viega kann die Spülung berührungsfrei ausgelöst werden.
Foto: Viega
Bei der Minimierung der Oberflächenkontakte mit den Händen bringt
die Digitalisierung des WCs große Vorteile. So verbirgt sich etwa hinter der
WC-Betätigungsplatte Visign for Style 25 sensitive von Viega eine
Sensortechnologie, mittels der die Spülung ganz berührungsfrei ausgelöst werden
kann. Dabei wird mit der Hand einfach an einem (durch gerasterte Lichtpunkte
grafisch hervorgehobenen) Funktionsfeld vorbeigewischt. Das größere Feld steht
dabei für eine Vollspülung, das kleinere Feld symbolisiert die wassersparende Spülvariante.
Zudem ist die Betätigungsplatte mit einem nachleuchtenden Lack ausgestattet,
der sich sowohl durch Tageslicht als auch durch Kunstlicht immer wieder aufladen
soll. Er kann in der Dunkelheit als Orientierungspunkt dienen, sodass das
Raumlicht nicht zwingend eingeschaltet werden muss.
Mitdenkendes WC
Villeroy & Boch bietet sogar ein WC mit Mitdenk-Funktion
an, die das Spülen selbständig übernimmt, wenn der Nutzer es vergisst oder die
Spülung nicht selbst auslösen kann. Für diese Funktion gibt es auch eine Timer-Einstellung,
sodass bei Leerstand oder Reisen eine Keimbildung durch Stagnationswasser
verhindert werden kann.
Die automatische Spülmengenerkennung registriert
außerdem, ob das WC im Stehen genutzt wird, und spült mit einer kleineren
Wassermenge, sobald der Nutzer sich entfernt. Wird das WC im Sitzen genutzt,
entscheidet die Nutzungsdauer über die Spülwassermenge. So wird für eine effiziente
Wassernutzung gesorgt. Alternativ lässt sich die Betätigungsplatte aber auch –
etwa bei Stromausfall – manuell per Taste bedienen.

Durch
Sensorsteuerung öffnet und schließt der Deckel sich automatisch, wenn sich ein
Nutzer der Toilette nähert.
Foto: Grohe
Moderne WCs bieten mehr als nur berührungsloses Spülen. So
muss bei vielen Ausstattungsvarianten von WCs nicht einmal mehr der Deckel
angefasst werden – etwa beim Dusch-WC-Modell Sensia Arena von Grohe. Durch
Sensorsteuerung öffnet und schließt der Deckel sich automatisch, wenn sich ein
Nutzer der Toilette nähert.
Damit lässt sich nicht nur für öffentliche Toiletten, sondern
auch für das private Badezimmer ein nahezu berührungsloses Hygienekonzept
umsetzen – zumindest was die Oberflächenkontakte der Hände anbelangt. Bleibt
eigentlich nur noch eine automatische Türöffnung und -verriegelung als Herausforderung
für die Tüftler.