Wenn die Wanne den Raum macht

02/16

Bei Badmöbeln denkt man als Erstes an den Waschtisch. Dennoch war es die Badewanne, die den Ausschlag für eine Neuinterpretation des Wohnraums Bad gab, bei der Sanitärmöbel als Möbel aufgefasst wurden, die einen Raum für sich benötigen. Die weite Verbreitung des Fotos von der ersten Philippe Starck-Badkollektion aus dem Jahre 1994 (siehe erstes Foto rechts) ist dafür ein sprechender Beleg. 

Foto: Duravit 

Fotos: Villeroy & Boch 

Heute ist die frei stehende Badewanne das Zentrum vieler Raumkonzepte, die das Bad als vollwertigen Raum mit unterschiedlichen Nutzungszonen auffassen. Dabei lösen sich die Sanitärobjekte mehr und mehr von der Wand, ragen in den Raum hinein oder werden mittig platziert. So entstehen Sichtachsen, sich durchdringende oder abgeschirmte Raumteile. Aus Duschen werden Raumteiler, Vorwandelemente nehmen Armaturen und Waschbecken auf und das WC verschwindet, wenn schon nicht ganz aus dem Bad, so doch zumindest in eine abtrennbare Nische. Denn der Rest des Bades wird als Wohnfläche definiert, die etwa durch Relax-Möbel und Teppiche ausgestattet wird. Dabei wird der Umfang, die Struktur und die „Bespielung“ mit Sanitärausstattungen dem jeweiligen Bedarf entsprechend ausgewählt. Standardrepertoires sind kein Pflichtprogramm mehr. Raumkonzepte – insbesondere, wenn sie von einem Badplaner auf eine Person, eine Familie oder eine Institution zugeschnitten werden – schaffen den lange vermissten Spielraum zur Individualisierung des Bades. 

 

Wer Wert auf Komfort und Ästhetik im Bad legt, für den ist eine Badewanne ein absolutes Muss. Vor allem dann, wenn sie in Sachen Design ein echter Hingucker ist. Wie bei den Möbeln von Wohnzimmer & Co. ist auch hier in den letzten Jahren die integrierte Beleuchtung zu einem wichtigen Gestaltungselement geworden. Die Entwicklung von LEDs war gerade im Feuchtbereich ein echter Durchbruch. Heute können viele Badewannen, wie zum Beispiel von Villeroy & Boch, auf Wunsch mit einer LED-Beleuchtung ausgestattet werden. Auch wenn Whirlfunktionen mittlerweile eher zu den klassischen Ausstattungselementen der Badewanne gehören, ist durch die Kombination mit LED-Beleuchtung eine neue ästhetische Qualität hinzugekommen. Zur Wahl stehen verschiedene Systeme, die mit Luft- und/oder Wasserdüsen für ein prickelndes, sprudelndes Badevergnügen sorgen – für die ganz private Wellness-Oase zuhause. 

 

Beim Material hat der Nutzer die Qual der Wahl: von der historisch anmutenden Kupferbadewanne (die allerdings nach jedem Baden poliert werden muss), über die zweischaligen Acryl-Varianten bis hin zu schwerem Mineralguss oder Quaryl, einem Werkstoffverbund aus Sanitär-Acryl und Quarz. Mineralguss und Quaryl haben Einfluss auf die Formgebung – hierbei sind ebenso ungewöhnlich fließende wie konsequent kantige Formen möglich, die bei einer freistehenden Platzierung erst so richtig wirken. 

 

Doch egal, welche Form und welcher Werkstoff gewählt wird: Um richtig zur Geltung zu kommen benötigen freistehende Badewannen einen gewissen Freiraum. Einen eindrucksvolleren Blickfang kann man in seinem Badezimmer kaum in Szene setzen. Und mit der passenden Standarmatur wird das Badezimmer-Highlight komplett. 

 

Neben praktischen Vorteilen – etwa der weiträumig freien Zugänglichkeit – hat die Platzierung der Badewanne auch eine Signalwirkung. Sie gilt als Symbol für ein Bad, das neue Räume auftut: Räume für die Entspannung und für Träume, Räume für ein waches Körpergefühl, Räume für Pflege und Styling, Räume zum Nachdenken. In jeder zweiten Werbebotschaft und in den luxuriösen Hotelbädern steht sie für großzügige Raumkonzepte und vielfältige Genusskultur. 

 

Wenn sich solche Konzepte auch nicht in allen Privatbädern umsetzen lassen, könnte dieses Bild mit der Zeit dennoch unsere Badkultur verändern. In unserer materiell orientierten Kultur zeigt sich der Bedeutungswandel zunächst an der Zunahme der Badprodukte und dann an der stärkeren räumlichen Differenzierung. Die Römer hatten ihr Frigidarium, ihre Massagebänke und ihr Caldarium. Gerne orientieren sich namhafte Designer an den historischen Vorbildern und interpretieren die Formen neu. Doch auch jenseits solch aufwändiger Ritualarchitektur entwickeln sich in unseren Badezimmern neue Lebensgewohnheiten und Rituale, die Wasser, Raum und Zeit verbinden.