Wer braucht am längsten, wie werden Badezimmer genutzt und wie können sie in Zukunft besser den Bedürfnissen ihrer Bewohner angepasst werden? Um diese Fragen zu beantworten, beobachtete Ideal Standard 19 Personen in vier europäischen Ländern über mehrere Wochen bei ihrer täglichen Badroutine. Die Körperbewegungen der Probanden wurden in jedem Badezimmer von zwei speziell angepassten Tiefensensoren präzise und dreidimensional erfasst. Somit konnte sich Ideal Standard ein genaues Bild von der tatsächlichen Nutzung eines Badezimmers machen. Die Ergebnisse sprechen von selten genutzten Badewannen und Bidets, unterschiedlichen Verhaltensmustern und von Badezimmern mit unlogischer Anordnung. An der Studie nahmen Familien aus Deutschland, Frankreich, Italien und Großbritannien teil, die verschiedene Wohnsituationen repräsentierten. Von der Singlewohnung bis zum Mehrgenerationenhaus war alles vorhanden. Die Ergebnisse dieser Mapping-Studie wurden um quantitative Daten von rund 4.000 Befragten ergänzt. 

Laut Studie träumen 40 Prozent der Teilnehmer von einem neuen Bad. Allerdings steht bei den meisten nicht etwa mehr Platz an erster Stelle, sondern der Wunsch nach einem Raum, der besser auf die persönlichen Anforderungen zugeschnitten ist. Einen Trend, den auch die Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) vor einiger Zeit erkannt hat. Zur ISH 2013 stellte der Sanitärverband auf der Sonderschau „Pop up my Bathroom“ unter dem Motto „My personal needs“ die Bedürfnisse der Menschen im Badezimmer in den Mittelpunkt. Die Ausgangshypothese für die Studie von Ideal Standard war, dass in vielen Wohnungen das Bad nicht optimal genutzt wird. „Die Ergebnisse der Studie scheinen unsere Vermutungen zu bestätigen“, erklärt Kerris Bright, Chief Marketing Officer bei Ideal Standard International. „Die Renovierung eines Badezimmers wird häufig voller Enthusiasmus angegangen, der Ausgang ist meist jedoch enttäuschend. Wo soll man beginnen? Schon das ist schwer zu entscheiden, noch schwerer fällt es, sich von den Grenzen des Raums zu lösen.“  

 

Den größten Wunsch nach Veränderung im Bad haben die Deutschen. Im europäischen Vergleich verbringen sie mit durchschnittlich 27 Minuten allerdings auch die längste Zeit im Bad. Anders ist es bei den Briten. Sie haben nur selten etwas an ihren Bädern auszusetzen, verbringen aber auch nur circa 19 Minuten, und damit die kürzeste Zeit, im Badezimmer. Interessant dabei: Frauen brauchen im Schnitt lediglich gut eine Minute länger als Männer. „Das Badezimmer ist ein sehr spezieller Raum der Wohnung“, erläutert der Sozialanthropologe Dr. John Curran. „Es sticht aus den anderen Räumen einer Wohnung hervor, da das Bad eine Reihe von Anforderungen erfüllen muss. Die Gestaltung des Badezimmers – Stauraum, Einbauten, Ästhetik und die unterschiedliche Größe – machen die Erfüllung der Anforderungen aller Haushaltsmitglieder zu einer echten Herausforderung. Im Hinblick auf den demographischen Wandel bekommt dies noch mehr Bedeutung, denn Haushalte mit Singles, Erwachsenen, mehreren Generationen und älteren Menschen gibt es immer häufiger.“ 

 

 

Bei der Auswertung nach Personengruppen, sind es die Eltern, die mit der gegenwärtigen Gestaltung ihres Badezimmers am wenigsten zufrieden sind. Besonders die vielen verschiedenen und oft auch kollidierenden Anforderungen an diesen Raum – Wellnessbad, Apotheke, Waschküche und Spielzimmer – führen nicht selten zu Beschwerden über Unordnung und mangelnden Stauraum. Ältere Menschen, ob alleinstehend oder als Ehepaar zusammenlebend, sind laut Studie am ehesten mit ihrem Badezimmer zufrieden. Dies deutet darauf hin, dass nach dem Auszug der Kinder das Bad wieder als reines Bad genutzt wird. Obwohl hier weniger Personen ein Badezimmer nutzen, hat sich diese Gruppe den größten Stauraum geschaffen. 

 

Doch auch wenn viele Eltern mit ihrem Badezimmer eigentlich nicht sonderlich zufrieden sind, stellt es für sie dennoch eine Art Refugium dar, das Ruhe vor der Familie bietet. Die quantitativen Daten zeigen, dass sich gerade Eltern von kleinen Kindern im Alter von bis zu fünf Jahren gerne länger im Badezimmer aufhalten und sich ein ausgiebiges Bad gönnen. Dabei verliert das Badens der Studie zufolge allerdings mehr und mehr an Bedeutung. Lediglich 36 % ziehen trotz vorhandener Badewanne bei der täglichen Hygiene das Bad der Dusche vor. Schlusslicht sind auch hier wieder die britischen Haushalte (33 %). Die größten Badefans sind die Franzosen – 50 % der Haushalte mit separater Badewanne nutzen diese wenigstens einmal am Tag. Besonders in Wohnungen, in denen ausschließlich Erwachsene leben (etwa in Studenten-WGs oder bei kinderlosen Paaren) wird die Dusche gegenüber langen Bädern bevorzugt. Hier fungiert das Badezimmer häufig auch als Waschküche. Da alle Bewohner die gleiche Priorität haben, das Bad zu nutzen, ist der Zeitdruck oftmals groß, das heißt: rein ins Bad, fertig machen und wieder raus. 

 

In einigen Teilen Europas sind Bidets weit verbreitet, in anderen Teilen weniger. Seit Jahren fragen sich Badeinrichter, wie häufig ein Bidet tatsächlich genutzt wird. Die Bewegungserfassungsstudie bietet nur einen kleinen Einblick in diese sehr private Frage. So wurde in einem der untersuchten Haushalte das Bidet nur ganz selten genutzt, in einem anderen wiederum täglich. Die quantitativen Daten deuten darauf hin, dass das Bidet außerhalb Italiens – hier sind 95 % der Bäder mit einem Bidet ausgestattet –nur sehr selten genutzt wird.  

 

Bei der Ordnung im Badezimmer liegt die Gruppe der Paare deutlich vorne. Der Grund hierfür könnte sein, dass das Bad aus Rücksicht auf den Partner ordentlich gehalten wird und keine Unordnung durch die stürmische Familie entsteht. Abschließend sei noch erwähnt, dass die 18- bis 30-Jährigen das Bad gerne gleichzeitig nutzen. Ab dem 30. Lebensjahr nimmt der Reiz gemeinsamer Duschen jedoch ab – ab dem 50. Lebensjahr ist das Bad meist ein rein privater Raum. 

 

Informationen zur Bewegungserfassungsstudie: 

Um das Verhalten im Badezimmer überwachen zu können, übrigens zum ersten Mal in einer Badezimmerstudie, haben wir einen Prototyp für die Bewegungserfassung konstruiert. Pro Badezimmer erfassten zwei speziell angepasste Tiefensensoren präzise die Körperbewegungen in drei Dimensionen. Auf diese Weise konnten bis zu vier Badnutzer gleichzeitig erfasst werden. Der Einsatz mehrerer Sensoren stellte sicher, dass auch nicht-einheitliche Räume überwacht werden konnten. 

 

Dabei wurden Daten mit Einzelheiten zur Stellung und Rotation der 22 wichtigsten Gelenke im Körper eines Menschen erfasst. Die Daten erhielten einen Zeitcode und eine eindeutige Kennung für jedes Land und Gerät. Diese Daten wurden in Echtzeit an die Datenerfassungsstelle in London übertragen. Hier wurde dann mithilfe einer maßgeschneiderten Software die Skelette nachgebildet und eine statistische Analyse der Bewegungen und Zeitpunkte innerhalb des Raums analysiert. Nach der Analyse aller Datenquellen konnten Muster, Tendenzen und Themen der Badezimmernutzung bestimmt und weitere Analysen, die zu neuen Erkenntnissen führen, durchgeführt werden.