Mit Bette im Bad: erstes Haus im 3D-Druck-Verfahren
Im Münsterländer Beckum steht das erste Einfamilienhaus
Deutschlands, das behördlich zugelassen im 3D-Betondruck-Verfahren entstanden
ist. Das Badezimmer des visionären Projekts ist ausgestattet mit einer Badewanne und zwei Duschwannen von Bette.
Für den Planer und Architekt Alexander Hoffmann (Mense-Korte ingenieure + architekten), der das Projekt
betreute, bedeutet der 3D-Druck ein hohes Maß an Designfreiheit bei der
Gestaltung von Gebäuden. Wenn sich die Technik durchsetzt, meint er, könnten in
Zukunft Formen realisiert werden, die in herkömmlicher Bauweise nur mit hohem
finanziellem Aufwand machbar wären.
Passgenaue Anfertigung von Badewanne und Duschflächen
Das zweigeschossige Wohnhaus in Beckum mit rund 160
Quadratmetern Wohnfläche ist zuerst dreidimensional am Computer entstanden,
bevor der 3D-Betondrucker alles zentimetergenau ausgedruckt hat. Mit einer
Geschwindigkeit von bis zu einem Meter pro Sekunde bewegte sich der Drucker auf
seinem programmierten Weg an einem fest installierten Metallgerüst. So wuchsen
die Wände Schicht für Schicht in die Höhe. „Wir haben insgesamt 100
Druckstunden gebraucht“, freut sich Alexander Hoffmann. „Teilweise haben wir
zehn Zentimeter am Tag gedruckt und mussten dann wieder gucken, ob alles gut
funktioniert. In Zukunft wird es so sein, dass der Drucker 24/7 in Betrieb ist,
dann können wir in 3 bis 4 Tagen ein komplettes Geschoss drucken.“
Im Badezimmer war insbesondere das Einsetzen der Badelemente
in die gedruckte Form ein aufregender Moment für alle am Projekt Beteiligten. Die
Installation der beiden BetteFloor Duschflächen in die vorgefertigten Bauteile lief,
laut Hoffmann, reibungslos. Ebenso passte sich die BettePool Oval Badewanne in
die Gestaltung der gerundeten Hauswand und der Wannenschürze, die ebenfalls aus
Beton gedruckt wurde, problemlos ein. Und so zeigte das experimentelle
3D-Druck-Haus, dass es mit präziser Technik und modernen Methoden möglich ist,
Architektur aus dem Drucker mit durchdachtem Design und hochwertigen
Materialien zu verbinden.
Veränderter Bauablauf mit 3D-Druck
Geht es nach Alexander Hoffmann und Installateur Tobias
Leifhelm (Installationsbetrieb Leifhelm & Pelkmann) wird sich mit
3D-Technologie Planung und Bauablauf bei Häusern künftig verändern. Das zeigt
sich etwa an der Besonderheit des Beckumer Druckhauses: an seinen abgerundeten
Ecken. Solche Merkmale sind bei herkömmlicher Bauweise zeitaufwändig und sehr
anspruchsvoll in der Umsetzung. Mit 3D-Druck lasse sich jedoch etwa 50 Prozent
Zeit einsparen. Als weiterer Vorteile erweist sich eine gewisse Designfreiheit
für Architekten und Bauherren, eine kurze Bauzeiten sowie Materialersparnis. Dadurch,
dass die Nebengewerke schon früh implementiert sind, kann eine hohe
Planungsqualität erreicht werden. Das zeigt sich besonders im Badezimmer.
„Das Badezimmer ist ein sehr anspruchsvoller Raum, dort sind
viele Gewerke tätig“, führt Tobias Leifhelm aus. „Wenn alle von Anfang an im
Boot sind, erzielt man auch gute Ergebnisse. Das 3D-Druck-Verfahren verlangt
genau das, also dass man schon vorzeitig mit allen Beteiligten alle technischen
und designrelevanten Fragen abstimmt, damit am Ende auch alles passt und
funktioniert. Das Resultat ist dann auch viel besser. Es ist wirklich super,
dass man so kreativ sein kann. Dass wir individuelle Lösungen finden können,
die auch wirtschaftlich vertretbar sind.“
Und Alexander Hoffmann hebt noch einmal die Bedeutung der
Motivation aller Projektbeteiligten hervor: „Bei so einem Projekt ist es extrem
wichtig, dass man motivierte Leute dabei hat. Wir betreiben hier Forschung und
Innovation, man muss alle an einen Tisch holen und sich überlegen, wie man ein
Problem löst. Bei der Sache mit der Badewanne hab‘ ich Blut und Wasser
geschwitzt. Vorher hatten wir eine 3D-Datei von Bette bekommen mit der genauen
Rundung der Badewanne, diese Daten haben wir in unser Planungstool gespeist.
Aber dass die Wanne am Ende dann wirklich perfekt gepasst hat, war natürlich
einfach super.“
Ein ausführliches Interview mit Alexander Hoffmann und Tobias Leifhelm gibt es hier.