Bäder für Jung und Alt

02/16

Alle 20 bis 30 Jahre ein neues Bad – das entspricht oftmals nicht mehr unserem Lebensstil. Und zwar in erster Linie nicht wegen des zunehmenden Lifestyle-Charakters von individuellem Bad-Design, sondern, weil wir es unseren unterschiedlichen Bedürfnissen anpassen wollen: Single, Familie, Alter – das Bad soll all dem gerecht werden, es soll stilvolle Wohlfühloase, kindersicherer Experimentierraum und sicherer Hafen in einem sein. Trendforscher sagen, dass variable Grundrisse und moderne Installationssysteme die Wandlungsfähigkeit des Bades künftig soweit erhöhen könnten, dass das Bad sich dem Leben seiner Nutzer leichter anpassen lässt – zumindest, wenn Renovierungsmöglichkeiten und Platzangebot die Voraussetzungen dafür bieten.  

Schon heute müssen selbst normgerecht barrierefrei gestaltete Bäder längst nicht mehr so nüchtern aussehen wie noch vor einigen Jahren. Dabei fängt Barrierefreiheit schon ein ganzes Stück unterhalb der Normgebung an: mit einer offenen, großzügigen Badplanung, die sich vielen Einzelinteressen anpassen lässt und künftige Pflegesituationen mit einplant. Dazu gehören etwa bodenebenen Duschen und modernen Features wie sensorgesteuerten Armaturen und Beleuchtungssystemen sowie programmierbaren Wasseranwendungen oder pflegeleichten Oberflächen. In Zukunft sieht das „Frei-Bad“ noch wesentlich komfortabler und Lifestyle-orientierter aus, denn es wird mit genauso viel Design und Komfort ausgestattet sein, wie die „normalen“ Bäder. Dabei soll es aber Optionen für die Integration von zahlreichen technischen Hilfsmitteln und Assistenzsystemen aufweisen. 

 

Ein weiterer zentraler, konsumentengetriebener Aspekt ist die Nutzerfreundlichkeit im Sinne eines generationenübergreifenden bzw. generationengerechten Bades. Heute will niemand mehr ins Seniorenheim. Lieber hätte man so ein schickes neues Badezimmer mit Wellness-Badewanne, Ruhebank und moderner großer „Walk-in-Dusche“, und manch einer träumt auch von einem Schminktisch mit großem Spiegel.  

 

Für die Küche gibt es ständig neue Erfindungen: Spülmaschine, Mikrowelle und Magnetfeldherd erleichtern den Alltag. Im Badezimmer dagegen sind Patente rar. Designer Christoph Behling sieht hier jede Menge Potenzial, angefangen bei der Toilette. Gemeinsam mit dem Hersteller für Sanitärprodukte Geberit ist er angetreten, mit dem Komfort-WC AquaClean Mera das Bad aus der technologischen Agonie zu befreien. Innovative Funktionen wie Po-Dusche, Warmluftföhn, Geruchsabsaugung und Sitzringheizung sollen den Hygienealltag erleichtern. 

 

Der Designer Michael Schmidt (code2design) hat für den Sanitärspezialisten Keramag mit seiner Kollektion Silk aufgezeigt, dass altersgerechte Funktionalität und Wohnlichkeit im Bad kein Wiederspruch sein müssen. „Durch den demographischen Wandel in unserer Gesellschaft wird das Badezimmer in der Rangliste der Aufenthaltsorte in der Wohnung in seiner Bedeutung und Wichtigkeit an die erste Stelle rücken“, prophezeit Schmidt. „Wollen Mann und Frau möglichst lange Zuhause leben, und das wollen laut vielen Untersuchungen über 90 Prozent, dann muss ein generationengerechtes, barrierefreies oder -armes Bad zum Standard werden. Solch ein Badezimmer ist dann übrigens auch für Kinder super gut geeignet, weil sicher“, berichtet der Designer weiter über das Zukunftsthema Nr. 1 im Badezimmer. 

 

Immer mehr Menschen erkennen, dass im Bad die Weichen für ein langes selbstbestimmtes Leben gestellt werden. Gesucht wird in Zukunft also ein Bad, das den Ansprüchen ganz unterschiedlicher Nutzer gerecht wird – Universal Design ist das Stichwort. Ein der Idee des Generationenbads folgender „Easy Bathroom“ ist einfach, praktisch und zeitlos schön, ein Zimmer für alle vom Kleinkind bis zum Senior. Handicaps, gleich welcher Art, dürfen bei der Planung eines Bades nicht im Vordergrund stehen. Vielmehr muss alles das weggelassen werden, was Einzelne diskriminieren würde. Die Kunst liegt in der Reduktion.