Trend 10
Ganz normal: Freibad - ein Bad für alle Lebenslagen

Mal ehrlich: Das Image barrierefreier Bäder ist nicht besonders sexy. Der Gedanke an Stützen, puristische Ausstattung und Krankenhausmöbel-Charme dominiert die mehrheitliche Vorstellung einer „behindertengerechten“, gekachelten Kammer. Dieses Bild dürfte sich in den nächsten Jahren allerdings grundlegend ändern. Selbst normgerecht barrierefrei gestaltete Bäder müssen längst nicht mehr so nüchtern aussehen wie noch vor einigen Jahren. Doch Barrierefreiheit fängt schon ein ganzes Stück unterhalb der Normgebung an. Dazu gehört eine offene, großzügige Badplanung, die sich vielen Einzelinteressen anpassen lässt und die künftige Pflegesituationen mit einplant – aber auch bodenebene Duschen und modernen Features wie sensorgesteuerten Armaturen und Beleuchtungssystemen, programmierbaren Wasseranwendungen oder pflegeleichte Oberflächen.
Die Zukunft jedoch sieht noch wesentlich komfortabler und lifestyle-orientierter aus. Denn selbständig Älterwerden und schön Wohnen sind in einer Zukunft, in der 50-Jährige das Durchschnittsalter einer Gesellschaft stehen, sicherlich nicht mehr als Gegensätze zu begreifen. Das Best-Ager-Bad – künftig der für den Erhalt der Selbstständigkeit zentrale Raum – wird mit genauso viel Design und Komfort ausgestattet sein wie die „normalen“ Bäder, dabei aber wohl noch mehr technische Hilfsmittel und Assistenzsysteme integrieren. Produkte wie eine bodenebene Dusche oder ergonomische Bedienelemente gefallen nicht nur gehandicapten Bad-Nutzern und helfen, möglichst lange unabhängig zu bleiben. Oft sind es Kleinigkeiten, die den Unterschied zwischen sicherem Zuhause und stationärer Pflege ausmachen – wie etwa ein Griff an der richtigen Stelle oder eine innovative Handbrause mit zusätzlichem Griff zur Erleichterung des Duschens, eine berührungslose Armatur, ein Dusch-WC oder einfach ein Notlicht, das uns auch in der Nacht den Weg zum Badezimmer zeigt.
Die Aufgabe der Branche sollte nicht lediglich sein, barrierefreie Bäder schöner und funktionaler zu gestalten, sondern, sie zu normalen Bädern zu machen. Die Unterscheidung in ‚normal‘ und ‚barrierefrei‘ wird in einer inklusiven Gesellschaft ohnehin immer schwächer werden. Und die Entwicklung dorthin ist keine Frage der Ästhetik und des Leistungsgedankens, sondern eine des Überlebens unserer Gesellschaft. Die Zukunft ist barrierefrei – auch im Kopf: Mit dem demografischen Wandel wird sich das Selbstbild älterer Menschen verändern. Sie werden nicht nur länger arbeiten – arbeiten müssen oder arbeiten wollen –, sondern sich auch länger als aktive Mitglieder bei der Gestaltung der Gesellschaft begreifen.
Um den Gedanken der Barrierefreiheit bei Designern und Herstellern genauso wie bei Badplanern und Endverbrauchern etwas zu entstauben, hat die VDS mit der diesjährigen Aktion ihrer experimentellen Trendplattform Pop up my Bathroom die Idee des lebensphasengerechten Bades unter dem Motto ‚Freibad‘ zur Diskussion gestellt. Dabei gilt dem altersgerechten Bad angesichts der neuesten Prognosen zum demografischen Wandel in Deutschland besondere Aufmerksamkeit. Denn Barriere- und Bewegungsfreiheit im Bad sind die Themen, mit denen sich die Sanitärbranche in den nächsten 20 Jahren auseinandersetzen wird.