Interview mit Kurt Merki Jr.: „Effiziente Nutzung von Wohnraum wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen.“

09/14

 

Mit dem Entwurf der Badmöbelkollektion Vero betrat der in Zürich lebende Designer Kurt Merki jr. für Duravit Neuland. Im Vordergrund das puristische Design, im Hintergrund die keramische Tradition: Ausbalancierte Proportionen und eine starke gestalterische Identität bestimmen das Gesamtkonzept der Serie, die sich in ihrer Formgebung konsequent auf das Rechteck beschränkt. Im Interview spricht er über unterschiedliche Kulturen, Leitmotive, den Faktor Zeit sowie über Herausforderungen und aktuelle Entwicklungen im Bad-Design. 

Kurt Merki Jr. kam 1978 in Accra, Ghana, als Sohn eines Schweizer Schreinermeister und einer ghanaischen Modedesignerin zur Welt. Er wuchs zwischen Ghana und der Schweiz auf und begann seine Ausbildung in der Möbelfabrik des Vaters, wo er das Schreinerhandwerk erlernte. 1997 zog er in die Schweiz, wo er 1999 in Luzern seine Meisterprüfung als Möbelschreiner ablegte. Von 2001 bis 2008 arbeitete Merki Jr. In Zürich als Innenarchitekt für verschiedene Architekturbüros. 2008 ging er nach Mailand, um an der Scuola Politecnica di Design seine Design-Kenntnisse zu vertiefen. Hier absolvierte er auch seinen Master in Innenarchitektur und Produktdesign. 2009 arbeitete er im Studio Antonio Citterio in Mailand ehe er kurze Zeit später zurück nach Zürich zog, um 2010 sein eigenes Design-Studio zu eröffnen. 

Ihre Mutter, eine Modedesignerin, stammt aus Ghana und die Wurzeln Ihres Vaters liegen in der Schweiz, wo er eine Möbelfabrik unterhält. Sie sind mit beiden Kulturen aufgewachsen. Inwieweit beeinflusst dies Ihre Arbeit?

Beide Kulturen waren und sind in meinem Leben sehr präsent. Ich bin in Ghana auf eine Schweizer Schule gegangen, die sehr international war. Fast jedes Jahr sind wir in die Schweiz gereist und haben Freunde und Familie meines Vaters besucht. Auf der anderen Seite war die ghanaische Kultur durch meine Mutter täglicher Bestandteil meines Lebens. Meine Erfahrungen mit diesen beiden Kulturen haben mir klar gemacht, dass es nicht die eine Kultur gibt, die alles in sich vereinen kann. Aus diesem Grund versuche ich immer eine gute Balance zu finden, die das Beste aus beiden Welten vereint.  

Sie sind 1978 geboren. Was macht die neue Generation an Designern heutzutage aus?

Viele Technologien landen in einer Sackgasse und sind nicht sonderlich smart, wenn man sie genauer betrachtet. Viele Dinge sind re-designed anstatt neu erfunden. Um etwas wirklich Gutes zu erschaffen, braucht es große Hingabe, Fleiß und Zeit. Einen guten Designer meiner Generation macht aus, dass er Zeit investiert - in den gesamten Schöpfungsprozess, angefangen von einer Idee, die echten Mehrwert schafft, bis am Ende etwas wirklich Großartiges dabei herauskommt. Dazu gibt es ein treffendes Zitat von Beverly Sills: „Es gibt keine Abkürzung zu etwas, das es wert ist erreicht zu werden.“ 

Gibt es ein Leitmotiv, das Sie als Designer inspiriert?

Damit eine Inspiration Früchte trägt, muss sie vorangetrieben werden. Sonst bleibt sie nur ein Traum oder ein Gedanke. Wenn ich ein Projekt in Angriff nehme, sind drei Ansätze für mich besonders wichtig: Kultur, Bestimmung und Leben. Je nach Art des Projektes bringen diese Ansätze verschiedene Antworten und ebenso neue Fragen hervor. Die Kultur kann dabei als unser Handeln interpretiert werden. Die Bestimmung ist der Grund, warum wir etwas tun. Der Begriff Leben steht sinnbildlich für den Prozess an sich. Es geht dabei nicht einfach nur um Anfang und Ende sondern vielmehr darum, was dazwischen passiert. Simpel gesagt: Wie sich Liebe anfühlt, kannst Du nur wissen, wenn du verliebt bist. Es gibt keinen anderen Weg das herauszufinden. Aus diesem Grund ist es für mich wichtig, in ein Projekt involviert zu sein. Nur so habe ich das Gesamtbild vor Augen und kann meinen Teil dazu beitragen. 

Wie haben Sie dies auf die Badmöbelserie Vero übertragen?

Zunächst habe ich mich mit der Geschichte und dem Erfolg der Keramikserie Vero beschäftigt. Dadurch war ich in der Lage, die ästhetischen Vorzüge wie die einfache Linienführung und die ausbalancierten Proportionen auf die Möbelkollektion zu übertragen. Zudem war eine hohe Nutzerfreundlichkeit mit einer großen Auswahl an verschiedenen Größen und Modellen wichtig. Der vertikale Griff entstand dann im Entwicklungsprozess. Ich hatte verschiedene Modelle entwickelt, bei denen mich der Griff immer störte, wenn ich das Waschbecken benutzen wollte. Erst die vertikale Anordnung löste dieses Problem und sorgte gleichzeitig für diesen ganz besonderen ästhetischen Look.  

Worin bestand die besondere Herausforderung im Design fürs Bad?

Das Bad sorgt für einen frischen Start in den Tag und einen beruhigenden Ausklang am Abend. Zwischendurch steht es für Gäste, Freunde und Familie bereit. Es wird benutzt, um sich schnell frisch zu machen und dient teilweise auch als Aufbewahrungsort. Die Herausforderung bestand darin, rein praktische Anforderungen mit einer entspannenden Atmosphäre zu vereinen. Darüber hinaus ist das Bad ein Raum, der gewisse installationsseitige und technische Vorgaben mit sich bringt, die bei der täglichen Nutzung berücksichtigt werden müssen.  

Welche aktuellen Entwicklungen sehen Sie im Badbereich und welche Rolle spielt dabei die Technik?

Ich glaube, dass die effiziente Nutzung von Wohnraum in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird. Unsere Erde wird nicht größer, aber die Bevölkerung wächst stetig. Gerade in Städten oder auf Inseln sind Ideen gefragt, um Räume intelligent zu nutzen. Beispielsweise indem neuer Wohnraum auf bereits bestehenden Häusern geschaffen wird. Dies wird zwangsläufig auch die Planung von Bädern beeinflussen. Zum einen durch die Kombination des Bades mit anderen Räumen und zum anderen durch intelligente Produktkonzepte, die den Raum effizient nutzen. Die Technologie spielt dabei eine sekundäre Rolle, die neue Ideen unterstützen aber nicht vorgeben sollte.  

 

Weitere Informationen: 

www.duravit.de 

kurtmerkijr.com