Modulares Bauen: Wohnprojekt mit industrieller Vorfertigung
Steigender
Fachkräftemangel, enormer Zeitdruck und instabile Kostenentwicklungen lassen
das modulare Bauen immer bedeutender werden. Insbesondere der Einsatz von
vorgefertigten Sanitärständerwänden und Installations-Schächten erhöht die
Geschwindigkeit sowie die Planungs- und Kostensicherheit im Bauprozess. Aus
diesem Grund setzten die Beteiligten eines Großbauprojektes im Karlsruher Stadtteil
Daxlanden auf industrielle Vorfertigung. Das hier entstehende Quartier soll aus
357 Wohneinheiten und weiteren Gebäuden bestehen. Selbstredend, dass ein
Projekt dieser Größenordnung eine solide Planung benötigt, um erfolgreich zu
sein.
Auf dem Gelände
des ehemaligen August-Klingler-Stadions in Daxlanden erbaut die Volkswohnung
GmbH derzeit ein neues Quartier: Insgesamt 357 Wohneinheiten (302
Mietwohnungen, davon 181 öffentlich gefördert, und 55 Eigentumswohnungen)
verteilen sich auf sieben Gebäude. Der Mix aus Ein- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen wird
durch eine Tagespflege-Einrichtung, eine Kindertagesstätte, zwei Gewerberäume
und ein Servicebüro ergänzt. Dieses neu gestaltete Viertel soll dem
Wohnungsmangel entgegenwirken und dank guter ÖPNV-Anbindung attraktiven
Wohnraum in stadtnaher Lage schaffen.
Ein Ziel des Bauherrn war es, eine dichte
Bebauung bei gleichzeitig architektonisch anspruchsvoller Gestaltung zu
ermöglichen. Da Teile des August-Klingler-Stadions unter Denkmalschutz stehen,
integrierte das beauftragte Architekturbüro Astoc Architects and Planners aus
Köln den Stadionwall und die Eingangsportale in das Bebauungskonzept. Die
Architektur des Stadions beeinflusste zudem die entstehenden Gebäude, die eine
geschwungene, organische Form aufweisen.
Vorausschauende Planung dank industrieller Vorfertigung
Um den Zeitaufwand auf
der Baustelle so gering wie möglich zu halten, setzte das beauftragte
Ingenieurbüro Planwerk400 GmbH aus Wiesloch vor allem auf eine vorausschauende
Fachplanung. „Bei einem Projekt dieser Größenordnung ist eine möglichst
detaillierte Fachplanung mit möglichst wenigen Schnittstellen wichtig, sodass
in der Bauphase auftretende Fehler schon in der Planungsphase erkannt und vor
Entstehen behoben werden können“, erklärt Diplom-Ingenieur Marc Hanen, der
maßgeblich als Projektleiter am Entwurf der technischen Ausrüstung der Gebäude
beteiligt war. „Das ist einer der Hauptgründe, warum wir uns bei den
Sanitärständerwänden für die industrielle Vorfertigung entschieden haben: Dank
der sehr guten Planbarkeit kann man potenzielle Fehler auf der Baustelle im
Vorhinein vermeiden, was im Endeffekt Kosten spart.“ Das ist insbesondere im
Hinblick auf die aktuell steigende Preisentwicklung ein großer Vorteil. Die
gute Planbarkeit ermöglicht darüber hinaus eine sehr gute Kostentransparenz und
damit einhergehende Sicherheit für Bauherren.
Eine weitere Anforderung
des Ingenieurbüros war eine einfache Umsetzbarkeit der Bäder bei gleichzeitiger
Berücksichtigung verschiedener Wohnungstypen. Das kleinste Bad misst ca. 5,4 m2
und das größte ca. 9,2 m2. Trotz der unterschiedlichen Größen sind alle Bäder
ähnlich aufgebaut. Bereits in der Planungsphase wurde darauf geachtet,
möglichst gleiche Badtypen zu entwerfen, um den Vorfertigungsfaktor zu erhöhen.
Wichtig war auch, die Fall- und Steigleitungen bereits in der Planung in den
gleichen Typen identisch anzuordnen. Da diese Punkte schon in der Planungsphase
berücksichtigt wurden, waren sie für ein industriell vorgefertigtes
Installationssystem bestens geeignet.
Industrielle Vorfertigung: gute Planbarkeit, schnelle Montage und unkomplizierte Verarbeitung
Industrielle
Planungs- und Fertigungsprozesse werden genutzt, um Arbeitszeiten auf der
Baustelle zu reduzieren und Fehlerquellen zu vermeiden. Gerade vor dem
Hintergrund des aktuell vorherrschenden Fachkräftemangels in der technischen
Gebäudeausrüstung (TGA) bietet sie entscheidende Vorteile. Geberit hat mit GIS
IV (kurz für: „Geberit Installationssystem – Industrielle Vorfertigung“) ein
System in seinem Sortiment, das sich je nach Kundenwunsch individuell
vorfertigen lässt und insbesondere für Projekte mit vielen gleichen Bad- oder
Schachttypen geeignet ist. Die Register werden in Zusammenarbeit mit dem
Unternehmen geplant und in den gewünschten Maßen und Registeraufteilungen zum
verabredeten Zeitpunkt auf die Baustelle geliefert, wo sie ausgerichtet und
befestigt werden. Die durch die Registerteilungen entstandenen Trennungen der
bereits installierten Rohrleitungen müssen nun miteinander verbunden werden. Im
Vergleich zu alternativen Verarbeitungsweisen, wie zum Beispiel dem Trockenbau,
ist der zeitliche Aufwand auf der Baustelle nach Aussagen von Verarbeitern des
Systems um bis zu 40 % reduziert.
Auf dem August-Klingler-Areal wurden insgesamt 1.000 Vorwände und ca. 800
Trennwände bestehend aus Grund- und Aufsatzrahmen, welche teilweise als
Schächte genutzt werden, beziehungsweise 62.000 m GIS Profil eingebaut – eine
beachtliche Menge.
Prozessablauf im Detail: mehr Effizienz bei Planung und Bau
Nach der
Planungsphase, der Auftragsvergabe an die Installationsbetriebe und der
Freigabe aller Unterlagen wurden die Register angefertigt. Diese wurden nach
Fertigstellung auf die Baustelle geliefert und vor Ort mithilfe der
Bezeichnungsschilder und der Materiallisten in das jeweils richtige Gebäude
gebracht. Im richtigen Bad angelangt, wurde der Grundrahmen von den
Installateuren ausgerichtet. Mithilfe des Montagewerkzeugs und eines Lasers
wurden die Rahmen mit einem Meterriss am Rahmen ausgerichtet und verschraubt.
Danach wurde der Aufsatzrahmen montiert. Im Anschluss wurden die Steig- und
Fallleitungen mit dem mitgelieferten Material verbunden. Dank industrieller
Vorfertigung lassen sich Bauprojekte nicht nur schneller, sondern auch mit
deutlich weniger Lärm und Schmutz umsetzen. Für die Rohinstallation bis hin zum
Verschließen der Wand dauerte es pro Bad zwischen zwei und vier Tagen, was in
etwa 40 % effizienter ist als die konventionelle Montage.
Hohe Ansprüche an Brandschutz, Schallschutz und Statik
Da bei diesem
Projekt besonders hohe Ansprüche an Brandschutz, Schallschutz,
Feuchtigkeitsschutz und Statik gestellt wurden, entschied sich das
Ingenieurbüro dafür, vorgefertigte GIS Register mit Quattro-Zulassung
einzubauen. Dieses System führt Sanitär-, Heizungs-, Abwasser-, Elektro und
Lüftungsleitungen sowie Tragsystem und System-Beplankung zusammen. „Aus Erfahrung
wissen wir, dass Geberit GIS IV in Verbindung mit Quattro zuverlässig und
sicher ist und die bauordnungsrechtlichen Anforderungen an Brandschutz,
Feuchtigkeitsschutz, Schallschutz und Statik erfüllt“, begründet Marc Hanen die
Entscheidung. Die Erfüllung aller bauordnungsrechtlichen Anforderungen ist
durch Prüfung und Zulassung belegt. Anwendbarkeitsnachweise bestätigen die
Eignung für die industrielle Vorfertigung. Ein weiterer entscheidender Vorteil
von Quattro: Da es sich um ein geprüftes System handelt, können Versorgungs-,
Entwässerungs- sowie Stromleitungen näher beieinander liegen als ohne das
System. So konnten die Wandtiefen in den Sanitärräumen des
August-Klingler-Areals reduziert werden, wodurch mehr nutzbare Fläche entsteht.