Tiny Bathroom: Bad-Typologie mit Zukunftspotenzial

Mit dem Trend zum Kompaktbad für urbanes Wohnen entwickeln
Industrie und Badplanung innovative, maßgeschneiderte Lösungen für kleine
Grundrisse. Das höchste Komfortansprüche wie auch eine neue Bescheidenheit
verbindende Tiny Bathroom tritt aus einer Marktnische heraus und wird zu einem
angesagten Modell für viele. Es zeichnet sich durch eine schlichte Ästhetik,
neue, größenreduzierte Produktkategorien, smarte Lösungen, Komfort und einen
hohen Grad an Individualisierung aus.
Digitalisierte Produktion von maßgeschneiderten Komponenten
bei Waschtisch, Badmöbel, Dusche & Co. schaffen die technischen
Voraussetzungen. Gleichwohl bleibt das Kleinbad handwerkliche Maßarbeit und
stellt höchste Ansprüche an Planung und Ausführung. Tiny Bathroom ist einer von
vier Trends zur modernen Badplanung, die bei Pop up my Bathroom zur ISH 2023
vorgestellt werden.
In einem kleinen Badezimmer will jede Fläche genutzt werden,
teilweise mehrfach: Klappen, schieben oder reduzierte Einbautiefen – im Tiny
Bathroom ist bei der Badplanung Kreativität gefragt. Moderne
Installationssysteme integrieren nicht nur wichtige Funktionen, sondern dienen
als Aufnahmesystem von Produkten vor der Wand. Und das Interior Design
unterstützt wie bei keinem anderen Trend im Badezimmer den optischen Eindruck
eines größeren Raumes. Im Folgenden werden einige der erfolgversprechendsten
Tipps und Tricks für das kleine Badezimmer genannt, mit denen es „ganz groß“
rauskommen kann:
Spiegel und Spiegelwände

Den
Trick mit den Spiegeln haben schon die Barock-Architekten genutzt, um kleine
Räume größer wirken zu lassen. In Form moderner Spiegel, Spiegelschränke und
Badmöbel sind sie heute gerade für kleine Badezimmer ein absolutes Must-have,
denn sie bieten alles in einem: durchdachten Stauraum in attraktivem Design,
Zusatzfunktionen wie Steckdosen sowie smarte Lichttechnik.
Foto: Villeroy & Boch
Der dreiteilige Spiegelschrank ist nicht nur beliebt, um
sich von allen Seiten zu betrachten – ein Spiegel lässt einen Raum bekanntlich
auch optisch größer erscheinen. In der Regel ist die Wand mit dem Waschtisch
hierfür der praktikabelste Platz. In einem Tiny Bathroom kann aber auch der
vollflächige Einsatz eines Spiegels an einer Wand oder sogar an mehreren Wänden
sinnvoll sein. Auch Duschabtrennungen oder die Innenseite der Tür können mit
einem Spiegel ausgestattet werden und bringen so mehr Tiefe ins kleine
Badezimmer. Lediglich die der Tür gegenüberliegende Wand wird von Interior
Designern nicht gerne zur Verspiegelung empfohlen, weil dies die
Raumwahrnehmung zu stark irritiert.
Wandhängende Sanitärobjekte

Foto: burgbad
In Neubauten sind die wandhängenden WC-Varianten schon lange
Standard. Moderne Technik hinter der Wand sorgt für die notwendige Stabilität.
Auch bei den Badmöbeln wird immer häufiger die wandhängende Variante
eingesetzt. „Schwebende“ Möbel und Sanitärobjekte im Badezimmer sind nicht nur
einfacher zur reinigen, sondern schaffen auch (optische) Freiräume im kleinen
Badezimmer. Diese Leichtigkeit sollte auch bei der Möblierung erkennbar sein.
Wandhängende Hochschränke bieten nicht nur viel Stauraum, sondern strecken das
kleine Badezimmer auch optisch nach oben. Und wenn Leitungen und Bauteile sich
nicht vollständig in die Wand integrieren lassen, kann die Lösung einer
halbhoch gebauten technischen Vorwand noch mit zusätzlicher Stellfläche für
Accessoires und Artikeln des täglichen Gebrauchs punkten, die mit dem in
Augenhöhe gebauten Sims entsteht.
Integrierte Regale und Nischen

Die
hansgrohe XtraStoris sind Stauraumlösungen für mehr Bewegungsfreiheit im oberen
Duschbereich. Diese Designmodule in verschiedenen Größen, Korpusvarianten und
Oberflächen lassen sich in die Wand integrieren und schaffen so zusätzlichen
Stauraum. Die Elemente werden durch die passenden Installationssets und
mitgelieferten Dichtvliese wasserdicht verbaut.
Foto: hansgrohe
Nischen im Duschbereich bieten sich nicht nur als
Utensilien-Ablage an, sondern sind auch ein Blickfang. Regale und Nischen
schaffen nützlichen Stauraum und Bühnen für Dekorationsgegenstände. Die Nischen
lassen sich gut in Vorwänden integrieren – bieten diese in der Regel im Inneren
doch genügend freies Volumen, wenn Abwasserleitungen, Wasserleitungen, Konstruktionselemente
oder Elektroleitungen sinnvoll um die Nische herum verlegt werden. Während
solche Nischen früher gemauert und mit Fliesen ausgeformt werden mussten,
bieten Sanitärhersteller heute vorgefertigte Elemente aus Metall oder
Kunststoff an, die nicht nur die Montage erleichtern, sondern auch Dichtigkeit
gewährleisten. Solche Elemente, die es auch als verschließbare Schränke oder
Regale gibt, werden als integraler Bestandteil der technischen Vorwand umgesetzt.
Zusätzlich bieten einige Hersteller Abdichtungen, die gleichzeitig als
effektiver Schallschutz fungieren. Auch die Installation einer indirekten
Beleuchtung ist dank LED-Technologie grundsätzlich möglich.
Stauraum optimieren

Foto: Geberit
Die größte Herausforderung im Tiny Bathroom ist die
Schaffung von Stauraum. Für die Badplanung ist die Stauraumoptimierung der
Startpunkt aller Überlegungen. Ganz im Sinne der Philosophie von Marie Kondo
sollte von den Bauleuten in einer ersten Analyse der Tagesablauf im Badezimmer
genau beschrieben werden. Unwichtige und nicht mehr benötigte Gegenstände
sollten bei einer neuen Badplanung keine Berücksichtigung mehr finden.
Badmöbel sind zunehmend stauraumoptimiert. Der Siphon ist im
Möbel versteckt und nimmt am Waschtisch kaum noch Stauraum weg. Ein innovatives
Schubladensystem schafft viel Fläche sorgen für Ordnung. Hochschränke sind
wahre Stauraumwunder und können kleine Räume optisch strecken. Mit Regalen über
dem WC oder in der Verlängerung einer Vorwand entstehen unverzichtbare
Abstellflächen. Zusätzliche, individuelle Einbauten in Nischen, unter einer
Badewanne oder in einem Podest helfen zusätzliche Staufläche zu gewinnen. Auch
die Einbeziehung von Nachbarräumen ist ein möglicher Ansatz – schließlich löst
nichts Stauraumprobleme schneller und effizienter als ein Einbauschrank, der
Platz vom Nachbarzimmer integriert. Besonders exklusiv: Ein Wäscheabwurfsystem
in den Waschraum ist nicht nur praktisch, sondern spart auch den Platz für
einen großvolumigen Wäschekorb.
Duschen statt Baden

Die BetteFlat ist bodeneben installierbar und kann bei kleinen Grundrissen 50 Prozent ihrer
Fläche für überlagernde Bewegungsflächen zur Verfügung stellen.
Foto: Bette
Die Entscheidung fällt nicht jedem leicht: Das genussvolle
Vollbad nach einem stressigen Tag ist für viele Menschen Luxus und
Entschleunigung zugleich. Eine Badewanne mit Duschzone ist ein Kompromiss. Doch
wenn es im Tiny Bathroom um Zentimeter geht, ist die Beschränkung auf eine
bodenebene Dusche kein Rückschritt, sondern ein Gewinn. Neben dem Platzgewinn
ist die Duschfläche Wellness-Zentrum und Regenerations-Batterie zugleich. In
Verbindung mit einer großzügigen Kopfbrause ist der Wassergenuss hier besonders
groß. Die bodenebene Dusche öffnet den Raum. Mit transparenten und rahmenlosen
Duschabtrennungselementen bleiben wichtige Sichtachsen unversperrt, und auch
das Tageslicht kann weit in den Raum hineinreichen.
Intelligente und individuelle Sanitärprodukte

Foto: TECE
Unterputzvarianten des Spiegelschranks können geschickt in
die Vorwand integriert werden und Raum sparen. Bei einigen Herstellern gilt das
auch für den Ablauf des Waschtischs, sodass im Unterschrank mehr Stauraum
geschaffen wird. Zudem lassen sich Toilettenbürsten, Toilettenpapier,
Abfallbehälter und sogar ganze Schränke in der Vorwand unterbringen. Auch beim
WC kann Platz gespart werden: Zahlreiche Keramik-Hersteller bieten in der Tiefe
verkürzte Modellvarianten an. Für das Tiny Bathroom können Badplaner und
Badplanerinnen auch auf die zahlreichen Gästebad-Lösungen zurückgreifen –
allerdings mit starken Einschränkungen in Sachen Stauraum. Prinzipiell unterstützt
ein reduziertes Design die Ausstattung des Tiny Bathrooms erheblich. Reduzierte
Wandstärken von Keramik-Waschtischen oder versteckte Griffleisten sind dabei
kleine Details mit großer Wirkung.
Im Tiny Bathroom ist handwerkliche Arbeit die Garantie für
die passgenaue Montage vieler Sanitärprodukte. Badmöbel sind zum Beispiel immer
häufiger in maßflexibler Einzelanfertigung erhältlich. Das Customizing-Prinzip
umfasst sogar den eigentlichen Waschtisch, der auf Konsolen oder als feste
Einheit mit dem Möbel gekauft werden kann. Selbst Keramik-Waschtische lassen
sich mittlerweile millimetergenau ab Werk schneiden und teilweise sogar mit
umlaufend glasierter Randung fertigen.
Helle Wände für mehr Licht im kleinen Bad

Foto: Kermi
Dunkle Wände schlucken Licht und lassen Räume kleiner
erscheinen, helle Wände hingegen reflektieren es. Bei der Gestaltung kleiner
Badezimmer sind daher helle Wandfarben und Fliesen wichtig für den optischen
Eindruck von Weite. Es muss aber nicht immer Weiß sein – gerade angesagte
Pastelltöne intensivieren das Tageslicht, betonen die Helligkeit und erhöhen
den Kontrast. Der Raum wirkt somit aufgeräumter – in einem kleinen Bad ein
ohnehin wichtiger Wohlfühlfaktor. Helle Grautöne für den Fußboden oder auch
Beigetöne unterstützen einen „leichten“ Raumeindruck. Bei den Pastelltönen ist
aktuell ein mildes Grün, ein abgestuftes Blau oder ein sonniges Gelb angesagt –
gerne in Kombination mit Weiß. Eine mutige Farbwahl für das Tiny Bathroom ist
eine Ton-in-Ton-Variante mit zahlreichen Farbabstufungen, etwa in Gelb oder
Grün. Die angesagten Tapeten mit üppigen floralen Mustern sind für kleine Bäder
nicht so geeignet – farblich passende Deko-Gegenstände, Miniatur-Pflanzen oder kleine
Bilderrahmen hingegen eignen sich perfekt zum Stylen kleiner Bäder.
Durchgehender Boden, homogene Wände: großzügige Optik

Foto: Kaldewei
Mehr Freiraum für die Planung kleiner Badezimmer schafft eine
bodenebene Dusche. Ein durchgehender, homogen gestalteter Fußboden macht den
Raum nicht nur optisch größer, sondern auch barrierefrei. Die Dusche ist somit
kein „Fremdkörper“ mit klar abgetrennter Nutzungszone, sondern eine räumliche
Erweiterung, die Platz für Bewegung bereithält. Die bodenebene Dusche öffnet den
Raum. Auch kann die Fläche temporär für das Zwischenlagern von nützlichen
Utensilien oder Möbeln dienen (Hocker, Stuhl etc.), da Duschflächen aus
Mineralguss oder Stahl-Email extrem robust und widerstandsfähig sind. Ein in
der Wand integrierter Ablauf lässt die notwendige Abwassertechnik im
Hintergrund verschwinden.
Ein durchgehender Bodenbelag in Kombination mit einer
gleichfarbigen Duschfläche steigert noch den optischen Eindruck eines größeren
Raums. Dieser optische Trick gilt auch für die Wandgestaltung, bis hin zur
gleichen Farbgebung bei der Tür. Auf eine Tür sollte übrigens im Tiny Bathroom
nicht verzichtet werden. Hier können Schiebetüren allerdings zusätzliche
Bewegungsfläche schaffen. Eine individuell eingebaute Schrankwand bietet
maximalen Stauraum. Einige wenige Badmöbelhersteller bieten System-Programm an,
mit denen sich schrankwandartige Produktlösungen realisieren lassen. Die
möglichst homogene Wandfläche unter Verzicht auf kleinteilige Fliesen ist für
das Tiny Bathroom eine optische Vergrößerung. Spachteltechniken bei der
Wandgestaltung oder großformatige Fliesen sind Gestaltungselemente für eine
weitgehend fugenlose Optik.
Lichtplanung mit Tiefenwirkung

Foto: Villeroy & Boch
Die Zeiten einer einzigen Lichtquelle im Badezimmer sind
vorbei. Dank innovativer Lichtquellen, die nicht nur verschiedene
Lichtszenarien bereithalten, sondern auch Farbtemperaturen variieren können,
kann der Tagesablauf im Bad durch das perfekte Licht begleitet werden. Helles
Funktionslicht am Morgen oder emotionales Licht zum Cool-Down am Abend:
Möglichst viele Lichtquellen sorgen im Tiny Bathroom für mehr Tiefe. Indirektes
Licht – etwa im Badmöbel, in Nischen, in Stufen oder unter der Toilette, bringt
zusätzliche Tiefe in den Raum.