FAQs in der Badplanung: Teil 1 Briefing
Um ein
ganzheitliches Badezimmer zu realisieren, müssen viele Aspekte berücksichtigt
werden. Manche bringen die Bauleute ins Spiel, andere müssen aktiv bei der
Planung abgefragt werden. Die Redaktion von Pop up my Bathroom stellt aus Kundensicht
die 20 wichtigsten Fragen: das Briefing für eine neue Badplanung.
Ein schöner Waschtisch, eine coole Fliese, eine komfortable
Dusche oder eine stimmungsvolle Beleuchtung – meist sind es solche Produkte,
die zum neuen Bad inspirieren. In Zeitschriften, Prospekten oder
Bäderausstellungen gesehen, wecken sie den Wunsch nach einem bestimmten Stil und
eine Vorstellung davon, wie das neue Badezimmer mit all seinen Features dazu
beitragen kann, den Alltag zu verschönern.
Doch sind sie die richtigen Ansatzpunkte für die Badplanung?
Profis wissen, dass diese Vorstellungen manchmal den Blick auf eine
ganzheitliche Badplanung verstellen. Dennoch müssen die Wünsche ernst genommen
und, soweit es geht, berücksichtigt werden. Ein Balanceakt, der nicht nur
Erfahrung in der Beratung und Planung erfordert, sondern auch
Fingerspitzengefühl. Um die Erwartungen aufzunehmen und Bedürfnisse abzufragen,
hilft es, sich die wichtigsten Fragen zu vergegenwärtigen, um langfristige
Kundenzufriedenheit und eine nachhaltige Badplanung zu erreichen.
Egal, ob Neubau oder Renovierung – es gibt heute so viele
Möglichkeiten, ein Badezimmer zu gestalten. O8/15-Lösungen sind nicht mehr
zeitgemäß. Moderne Badplanung geht auf die individuellen Bedürfnisse und
Wünsche künftiger Badnutzer und -nutzerinnen ein. Ähnlich wie bei der
Neugestaltung einer Küche müssen ihre Tagesabläufe analysiert und Nutzungsprofile
formuliert werden. Auch im Badezimmer ist die Berücksichtigung ergonomischer
Kriterien die Voraussetzung für ein gelungenes Badezimmer: ein Bad, das perfekt
wie ein Handschuh sitzt. Viele Bauleute finden den Weg zur professionellen
Badplanung über eine Bäder-Ausstellung oder über ein begehrenswertes Produkt,
das in Wohn- und Lifestylezeitschriften beworben wird. Oft bildet die
Auseinandersetzung mit den Objekten einer Sanitärausstellung die Basis, um ins
Gespräch zu kommen.
Bevor es aber an die konkrete Bemusterung der Planung geht,
müssen andere Fragen geklärt werden. Eine Badplanung ist komplex; sie umfasst
mehrere Gewerke und stellt immer höhere Anforderungen nicht nur an die Technik,
sondern auch an die Gestaltungsqualität. Badplaner und Planerinnen sind nicht
nur verantwortlich für die technische Umsetzung, die Einhaltung der
Trinkwasserhygiene oder der barrierefreien Umsetzung der Planung – sie sind
ebenso Profis in Sachen Trendforschung, Design, Logistik, Architektur, Psychologie,
Farbberatung und Nachhaltigkeit. Ganzheitlichkeit ist das Schlüsselwort nicht
nur in Bezug auf den Bau zukunftsorientierter Bäder, sondern auch in Bezug auf
die Badplanung. Ein umfängliches Briefing ist die Grundlage für viele kreative
Entscheidungen im Planungsprozess.
Kurz zusammengefasst: 20 Fragen für eine ganzheitliche Badplanung
Um ein ganzheitliches Badezimmer umzusetzen, müssen viele
Aspekte berücksichtigt werden. Manche bringen die Bauleute ins Spiel, andere
müssen aktiv bei der Planung abgefragt werden. Für die Badplanung ist es gut,
sich auf die unterschiedlichsten Fragen und Erwartungen vorzubereiten, die sich
aus Sicht der Kunden und Kundinnen wie folgt darstellen:
1. Analyse der Tagesabläufe, der Bedürfnisse und
des Einrichtungsstils: Wie individuell kann mein neues Badezimmer auf meinen
Lebensstil abgestimmt werden?
Der Megatrend Individualisierung bestimmt auch das Badezimmer. Lesenswert ist
immer noch das Interview mit Trendforscher Peter Wippermann hier auf
Pop up my Bathroom aus dem Jahr 2012: „Das Selbstdesign findet nun mal im
Badezimmer statt.“ Badplanung ist Entscheidungsfreude und Kreativität gleichermaßen.
Ein Badezimmer muss sitzen wie ein Handschuh. Viele Sanitärunternehmen bieten
Waschtische, Badmöbel, Armaturen oder Wannen an, die millimetergenau passen.
2. Ideenentwicklung: Ich habe keine Idee oder Vorstellung
von meinem neuen Badezimmer - Entwickeln Sie für mich eine neue Story die zu mir
und zur Architektur passt?
Mit dem Waschtisch anfangen: Bei einer professionellen Badplanung stellt er oft
den Ausgangspunkt für Ausstattung und Möblierung dar. Was gefällt, wie viel
Platz hat er, was muss er leisten, welche Art Waschtisch wird benötigt? Die
Wand mit dem Waschtisch davor wird zur Bühne, deren Gestaltung das gesamte Badezimmer
dominiert. Oder erlaubt die Architektur eine Verbindung des Badezimmers mit der
Natur? Ein kombiniertes Indoor-Outdoor-Badezimmer ist grün und emotional zugleich.
3. Upgrade inklusive? Mein Bad ist 20 Jahre alt –
von welchen technischen Entwicklungen kann ich mit einem neuen Badezimmer
profitieren?
In 15 bis 20 Jahren ist im Badezimmer viel
passiert: Kaum ein Raum in der Wohnung hat solche Innovationssprünge gemacht
wie das Badezimmer. WCs ohne Spülränder, schmutzabweisende Oberflächen, Dusch-WCs,
ultraflache Duschflächen, Walk-In-Duschen, lifestyleorientierte Badmöbel, personalisierte
Duschprogramme, angenehme Kopfbrausen oder wassersparende Armaturen. Und mit
der LED-Technik kamen Licht und Emotionen ins Badezimmer – ein Quantensprung.
4. Nachhaltigkeit: Ich möchte gerne nachhaltig bauen
und wohnen – wie planen Sie ein nachhaltiges Badezimmer? Was muss beachtet
werden? Wie wird mein altes (und mein zukünftiges) Badezimmer recycelt?
Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht neu für die Sanitärbranche – so ist die
Reduzierung des Wasserverbrauchs schon seit Jahrzehnten Teil der
Unternehmenskultur vieler Armaturenhersteller. In Strahlenlabors wird der
Wasserverbrauch immer weiter reduziert, ohne die haptische Wirkung und weitere Funktionen
des Wassers merklich zu beeinträchtigen. Die Zwei-Mengen-WC-Spülung ist mittlerweile
Standard und Produktion, Handel und Einbau von Sanitärprodukten erfolgen
zunehmend unter nachhaltigen Kriterien. Das Green
Bathroom ist
bei Pop up my Bathroom ein Dauerthema – zuletzt zur ISH digital 2021. Markenunternehmen arbeiten daran, Recyclierbarkeit und
die Verwendung nachhaltiger Materialien immer weiter zu verbessern.
5. Technik-Fan: Meine Küche ist smart – mein
Badezimmer auch? Welche smarten Anwendungen und Vernetzungen sind möglich und können
helfen, meine Routinen im Bad zu vereinfachen?
Mit smarter Technik wird eine gezielte und programmierbare Ansprache aller
Sinne im Badezimmer möglich - mit dem Spiegel als Info-Zentrale, mit smarter
Steuerung von Wasseranwendungen in der Dusche, einer intelligenten
Lichtsteuerung, innovativen Dusch-WCs, LED-Verkleidungen für Duschen und
berührungslosen Technologien. Das Smart
Bathroom optimiert
mit innovativer Technik die Nutzungsabläufe im Bad.
6. Aufenthaltsqualität: Ich möchte den hohen
Gestaltungsanspruch meiner Wohnung nun auch im Bad sehen. Wie wird mein
Badezimmer wohnlicher?
Wohnlichkeit, Zeitgeist, Mode und Stil, aber auch moderne Nutzungskonzepte für
mehr Aufenthaltsqualität und gesundheitsrelevante Aktivitäten sind heute die
gefragten Eckpunkte professioneller Badplanung. Es wird möbeliger, stofflicher,
flexibler und schöner im Living Bathroom.
Im Pop up my Bathroom-Magazin werden 8 Fakten zur wohnlichen Badplanung genannt sowie
etliche Tipps gegeben (etwa, warum sich Outdoor-Produkte für den Einsatz im
Badezimmer eignen).
7. Lifestyle ist mir wichtig – wie kann ich das in
meinem Badezimmer zeigen? Mit diesen 10
Interior-Design-Trends fürs Badezimmer kommt der Lifestyle ins Bad: Farbe,
Materialien, Produkte und die richtige Story.
8. Weiß, Schwarz, Grau oder Beige: Wie kommt Farbe
in mein neues Badezimmer und was für Farb-Konzepte sind lange gültig und können
sich anpassen?
Farben sind im Badezimmer wieder absolut angesagt. Das gilt nicht nur für
Boden, Wand und Deckenflächen – auch Armaturen und Keramiken, Waschbecken und
Fliesen, Badmöbel, Dusch- und Badewannen dürfen gerne Farbe bekennen. Im Pop up my
Bathroom-Magazin finden Sie einen Artikel für die richtige
Farbwahl im Badezimmer.
9. Beleuchtung: Welche Licht- und
Beleuchtungskonzepte setzen mein neues Badezimmer sowohl funktional als auch
emotional ins rechte Licht (egal, ob ich Frühaufsteher, Morgenmuffel oder Nachteule
bin)?
Mit der LED-Technik kommt ein Game Changer ins Badezimmer. Unter Berücksichtigung
der Schutzzonen ist vieles möglich: technisches und funktionales Licht,
indirekte Beleuchtung bis hin zu einer Beleuchtung, die sich dem Tagesverlauf
anpasst. Zahlreiche Innovationen bringen Licht in das dunkle Badezimmer, auf
eine professionelle Lichtplanung sollte aber nicht verzichtet werden.
10. Nicht nur eine Frage des Materials: Fugenlos,
Tapete, Fliesen in Holzoptik oder Lehmputz? Welche Materialien sind möglich und
unterstützen meine individuelle Badplanung?
Die Auswahl für die Wand- und Bodengestaltung des Badezimmers ist groß:
großflächige Marmorfliesen sind in Luxusbädern angesagt, der Einsatz von Tapete an der Waschtisch-Wand bringt modische
Elemente ins Bad. Im Pop up my Bathroom Magazin sind zahlreiche Ideen und Trendbeiträge zu
finden.
11. Raumökonomie: Wie bekomme ich viel Badezimmer
auf kleiner Fläche untergebracht?
Stauraum, Stauraum und nochmal Stauraum sind die Zutaten für ein erfolgreiches
Badkonzept auf kleinem Raum. Das Badezimmer muss aufgeräumt sein – eine Vorwandinstallation kann Funktionen integrieren. Mit vielen
homogenen Flächen, transparenten und spiegelnden Elementen und einem klaren
Zonierungskonzept können auch in einem kleinen Badezimmer viele Funktion untergebracht
werden.
12. Ich verbringe immer mehr Zeit im Badezimmer: Wie
kann man die Aufenthaltsqualität erhöhen?
Möblierung und Materialien in Wohnzimmer-Qualität, eine abgestimmte Farbgebung
sowie ein emotionales Lichtkonzept schaffen einen wohnlichen Rahmen. Selbst
Echtholz kann verwendet werden. Wellness, Fitness und Lifestyle sind die Zutaten für einen genussvollen
Aufenthalt im Badezimmer.
13. Ich bin Design-Fan: Welche Architekten bzw.
Architektinnen und Designer bzw. Designerinnen sind im Bereich Produktdesign aktiv,
welcher Designstil ist angesagt?
Ob Edward Barber & Jay Osgerby, Patricia Urquiola, Sebastian Herkner,
Stefan Diez, Konstantin Grcic oder Antonio Citterio? Zahlreiche bekannte
Persönlichkeiten aus den Bereichen Architektur und Designer entwerfen Produkte
für das Badezimmer und bringen eine hohe Designqualität in diesen Raum. Das
Wissen um den aktuellen Gestaltungsstandard im Bad kann im Kundendialog wichtig
werden.
14. Barrierefrei mit oder ohne DIN-Norm? Ich möchte
möglichst lange im Badezimmer selbstständig bleiben – wie kann mein Badezimmer
mich in Zukunft dabei unterstützen?
Barrierefrei Lösungen für öffentliche und private Badezimmer müssen nicht nur technisch
und funktional gestaltet sein. Zahlreiche Branchenlösungen beweisen die
Flexibilität von barrierefreien Sanitärlösungen – viele Referenzen und Produkt-Tipps
sind im Pop
up my Bathroom Magazin unter einer eigenen Rubrik zu finden.
15. Für Deko-Fans: Ich brauche Stauraum und Flächen
zum (Um-)Dekorieren – wie wird mein Badezimmer zum Raumwunder?
Der Waschtisch ist die Ausgangsbasis der Stauraum-Offensive im Badzimmer. Viele
neue Waschtischunterbauten integrieren den notwendigen Siphon platzsparend. Ein
in die Wand oder eine Vorwand eingelassener Spiegelschrank bringt noch mehr Stauraum ins Bad, ohne einzuengen. Zusätzliche Hoch- oder Seitenschränke oder angesagte
Sideboards, Vitrinen- oder Hochschränke mit Apotheker-Auszug sind wahre Raumwunder
und bieten zudem schöne Flächen für das angesagte Dekorieren im Bad.
16. Hauptsache
hygienisch und pflegeleicht: Sauberkeit war mir schon vor der Pandemie wichtig
– wie lässt sich mein Bad in Sachen Hygiene optimieren? Und wie verträgt sich
das mit nachhaltigem Handeln?
Sauberkeit durch schmutz- und bakterienresistente Oberflächen, berührungslose
Bedienung und hygienische Komfort-WCs: Hygiene im Bad ist so gefragt wie nie. Nachhaltig sind diese Features in der
Regel auch noch: Denn der Verbrauch von Wasser und Reinigungsmitteln kann so
reduziert werden.
17. Ganzheitlichkeit als Vertrauensfrage: Was ist
unter einer ganzheitlichen Badplanung zu verstehen, und wie setzen Sie diese in
meinem neuen Badezimmer um? (Verkaufen Sie mir Ihre eigene Handschrift/Ihre
Produkte oder sind wir ein Team?)
Ein Badezimmer ist eine kleine, in sich geschlossene Welt – individuell und auf
die Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer abgestimmt. Es muss klar
kommuniziert werden, welche Philosophie dem Entwurf zugrunde liegt – technisch,
gestalterisch, nachhaltig. Gibt es ein Motto, eine zentrale Funktion, eine
individuelle Note, ein Nutzungskonzept? Das alles ist gar nicht so leicht auf
den Punkt zu bringen – das Wichtigste ist, dass die Zusammenarbeit offen und
das Ergebnis für die Bauleute ist.
18. Wellbeing & Co: Wie wird mein Badezimmer zu
einem Ort, an dem ich Geist und Körper „wieder aufladen“ kann? Was sagen Sie zu
Yoga, Kneipp, Infrarot, Sauna oder anderen Anwendungen und Wellness-Konzepten?
Ist die Nutzfläche im Badezimmer durch eine Modernisierung oder im Rahmen eines
Neubaus groß genug, können zusätzliche Funktionen im Badezimmer integriert
werden. Der Faktor
Fitness wird dabei immer wichtiger, und es ist gut,
immer über die neuen Trends wie App-gestütztes Indoor Cycling, Cantienica,
Piloxing oder vegane Ernährung informiert zu sein. Das Healthy Bathroom wird zum Wunschbrunnen.
19. Flexibilität: Kleine Menschen werden groß, junge
werden alt – wie kann ich mein Badezimmer so gestalten, dass es sich einer sich
verändernden Nutzung anpasst (Stichwort Universal Design)?
Es sind die vielen, kleinen Produktlösungen, die ein Badezimmer zum Universal-Raum
machen. Vorausschauend planen schafft Vertrauen. Anpassungsfähig, flexibel und
modular.
20. Zu guter Letzt stellt sich irgendwann die Frage
nach der Intimität: (wie) können wir über Intim-Hygiene sprechen? Und nicht nur
über Dusch-WCs?
Das Bad soll für jeden individuell funktionieren. Bereits nach kurzer Zeit mit
den Bauleuten über Intimhygiene oder Handicaps zu sprechen ist definitiv eine
Herausforderung, oft aber unerlässlich für eine ganzheitliche Badplanung. Manche
Bauleute schätzen eine direkte Sprache, andere wiederum verlangen ein
besonderes Taktgefühl. Die Probenutzung eines Dusch-WCs in der Ausstellung, Erfahrungsberichte
aus Hotels oder mit Dusch-WCs bei Freunden kann da ein Türöffner für einen
direkten, vertrauensvollen Dialog sein.
Es sollte niemals vergessen werden: Die Realisierung eines
individuell geplanten Badezimmers ist, unabhängig von der gewählten
Ausstattung, eine hohe Investition für die Bauleute. Durch eine möglichst
genaue Beantwortung von möglichst vielen der 20 Fragen erhält man eine gute
Grundlage für eine Badplanung. Denn erst mit der bewussten Benennung der
Erwartungen und mit der Kenntnis um die täglichen Routinen und individuellen
Vorlieben sind die Voraussetzungen für eine ganzheitliche Badplanung gegeben.
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