Die Renovierungswelle ist da

Neue
Standards für eine einfache und schnelle Installation: Mit vorgefertigten
Montagesystemen gelingt die Bad-Modernisierung problemlos – auch eine
nachträgliche Wartung wird durch Vorwandelemente oft vereinfacht.
Foto: Villeroy & Boch, Hintergrund: Geberit
Glaubt man Marktforschungsunternehmen, so kommt auf den
Immobilienmarkt in den nächsten Jahren eine lange Welle von Sanierungen zu. Die
Erneuerung des Bades steht dabei in Deutschland an erster Stelle der geplanten Sanierungsmaßnahmen.
Das legen die Ergebnisse einer Befragung im Auftrag der Vereinigung Deutsche
Sanitärwirtschaft e.V. (VDS) nahe. Demzufolge beabsichtigen 16,7 Millionen
Bundesbürger, zeitnah in ihr Bad zu investieren. 6,2 Millionen Deutsche planen
sogar eine Generalüberholung. Vor diesem Hintergrund erhält die internationale
Leitmesse der Branche, die ISH 2021 in Frankfurt, eine besondere Bedeutung. Auf
Sanierung und Modernisierung spezialisierte Produktkonzepte könnten der Branche
helfen, die Dynamik dieses Marktes auch bei knapper Personalausstattung voll
auszuschöpfen und effizienter zu gestalten.
Die VDS fordert einen neuen Umgang von Politik,
Wohnungsbaugesellschaften und Eigentümern mit stark veralteten Badezimmern.
„Bei vermieteten Immobilien wird im Badezimmer häufig nur das Notwendigste
saniert. Oft scheuen die Eigentümer die Investitionskosten oder mögliche
Mietausfälle. Dabei zahlt eine Bad-Sanierung wie keine andere
Modernisierungsmaßnahme in den Werterhalt einer Immobilie ein“, weiß VDS-Geschäftsführer
Jens J. Wischmann.
Dabei steht für die Zielgruppe der Baby-Boomer als Motiv für
Sanierungen in den eigenen vier Wänden noch nicht einmal der Umzug oder der
Immobilienerwerb im Vordergrund, sondern Defekte, Beschädigungen, allgemeiner
Verschleiß sowie das Thema Barrierefreiheit. Auch die Sanierung unter Nachhaltigkeitsaspekten
nimmt immer mehr an Bedeutung zu. Konnten in den Jahren 2017 und 2018 aufgrund
fehlender Verarbeiterkapazitäten angesichts des Neubau-Booms viele
Badsanierungen nicht gestartet werden, so ist nach Einschätzung von B+L Marktdaten,
Bonn (www.bl2020.com) der Anteil der durchgeführten Sanierungen im Vergleich
zum Jahr 2018 inzwischen wieder gestiegen. Insgesamt lässt die Sanierungsstudie
2020 eine positive Entwicklung bei den Bestandsmaßnahmen im Badezimmer erwarten.
Modernisierungs- und Sanierungsbedarf in Privathaushalten, Bildungseinrichtungen und im Hospitality-Sektor

Weg
von der Wand: Mit einer der begehrten freistehenden Badewannen wird das sanierte
Badzimmer neu strukturiert – Wasser- und Abwasserleitungen können je nach
Bausubstanz von Wänden unabhängig verlegt werden.
Foto: Bette
Für einige Sanierer spielt auch das Thema Inflation eine
Rolle: Es werden Investitionen in selbstgenutzte oder vermietete Immobilien
getätigt, um einem Wertverlust des Geldes entgegenzuwirken. „Bauherren, die
fast 20 Jahre lang kaum Kapital ins eigene Bad investiert haben, profitieren nun
von der enormen technologischen Entwicklung der Sanitärprodukte in den letzten
Jahren. Neben dem nachhaltigen Mehrwert und dem Lifestyle-geprägten Fortschritt
moderner Bad-Architektur schaffen innovative Badprodukte – wie etwa ein
Dusch-WC oder eine großzügige bodenebene Dusche – einen konkreten Mehrwert und tragen
somit zu einer Wertsteigerung der Immobilie bei“, erklärt Wischmann. „Die VDS
rechnet in den nächsten 10 Jahren sowohl mit einer Sanierungswelle im
Badezimmer als auch mit umfänglichen Investitionen im öffentlichen Bereich,
etwa bei Kindergärten und Schulen sowie im Hospitality-Bereich. Das Interesse
an einer Neugestaltung des Bads mit mehr Wohnqualitäten ist durchgängig: Für
kein anderes Zimmer der Privatwohnung und für keinen anderen Funktionsbereich
in öffentlichen Einrichtungen hat der Wunsch nach höherer Aufenthaltsqualität
mehr Bedeutung.“
Das Badezimmer ist gerade in den letzten Jahren zum
Lifestyle-Zimmer geworden. Die Aufenthaltsqualität wächst, und die Ansprüche an
das Interior Designs der Wohnung sollen auch im Bad erkennbar sein. Neue
Funktionen und Nutzungskonzepte, wie zum Beispiel als Private Spa, machen das
Bad zum Wunschkandidaten Nr. 1 aller Sanierungs- und Modernisierungswünsche
rund um die eigenen vier Wände. Ob minimalistisch, trendig, betont wohnlich
oder doch eher klassisch: Von der Fliese bis zur Badmöbelkollektion müssen alle
Komponenten aufeinander abgestimmt werden. Eine professionelle Badplanung hilft
bei den vielen anstehenden Entscheidungen und gibt Nutzungskonzepte an die
Hand.
Die Sanitärunternehmen haben sich auf die unterschiedlichen
Raumsituationen eines Badezimmers in Neubauten und im Bestand eingestellt und
halten geeignete System- und Modullösungen bereit. Die meisten Badplanungen
sind so ohne Aufwand konfektionierbar. Doch gerade bei der Sanierung von
Bestandsbädern sind auch individuelle Abmessungen und Lösungen gefragt. Gerade
im Customising von Sanitärausstattungen hat sich in den letzten Jahren einiges
getan: Nicht nur, dass Badmöbel, Waschtischkonsolen und sogar ganze
Flächenwaschtische aus Keramik oder Mineralguss millimetergenau bestellt werden
können – auch in Sachen Farbe und Oberfläche von Armaturen, Accessoires und
Badmöbeln ist (fast) alles möglich. Dank einer digitalisierten Produktion und
logistisch optimierter Handelskette sind Einzelanfertigungen in vielen
Produktbereichen des Badezimmers bei deutschen Herstellern heute Service-Bestandteil.
Umstieg auf barrierefreie Lösungen: Unabhängigkeit im privaten Bad

Die bodenebene Dusche ist ein smartes
Feature im Bad - insbesondere, wenn es barrierefrei sein soll: Wenn es die Bausubstanz zulässt, ist auch die nachträgliche
Montage einer bodenebenen Dusche möglich – wie hier mit einer Bodenrinne für
den Wasserablauf.
Foto: Tece
Bei einer immer mehr älter werdenden Bevölkerung wächst auch
der Bedarf an barrierefreien Lösungen. Das barrierefreie Bad ist – unabhängig
vom Alter – für körperlich eingeschränkte Menschen ein Schlüsselfaktor für
lange Unabhängigkeit. Die Sanitärindustrie hält zahlreiche Lösungen bereit, um
die Bewegungsfreiheit im Badezimmer zu verbessern. Dies ist bis zur
vollständigen Barrierefreiheit umsetzbar. Aktuell besteht eine Versorgungslücke
von 2,4 Millionen altersgerechten Wohnungen bzw. Bädern. Nur 560.000 Wohnungen
in Deutschland sollen altersgerecht sein. Der Bedarf an barrierefreien
Badezimmern wird in den nächsten Jahren rasant wachsen. Aktuell wird mit einem Bedarf
von rund 3 Millionen altersgerechten Bädern gerechnet – bei durchschnittlichen Sanierungsinvestitionen
von 15.000 Euro pro Badezimmer ergibt sich daraus ein Volumen von 45 Mrd. Euro.
Je technischer und größer das Produkt ist, desto höher ist
der Anteil von Fachhandwerk und Handel bei der Badsanierung. Die
Sanitärindustrie hält unterschiedliche Installationssysteme bereit, um die Sanierung
möglichst einfach zu gestalten. Vorwand-Installationen werden gleich von
mehreren Herstellern angeboten und erleichtern die Montage von neuen
wasserführenden Produkten deutlich. Das Angebot beinhaltet Elemente für
Wand-WCs und Dusch-WCs mit einer optional verfügbaren Geruchsabsaugung. Dazu
gibt es Vorwandelemente für Wandarmaturen und Duschen mit Wandablauf. Ebenfalls
erhältlich sind Elemente für Waschtische, Urinale und Bidets sowie
Montageplatten für die Aufnahme von Stütz- und Haltegriffen im barrierefreien
Badezimmer. Zusätzlich überlegt die Branche, wie die Arbeitsabläufe bei der Badsanierung
optimiert werden können. Eine präzise Vorfertigung soll den Ablauf einer Badsanierung
vereinfachen. Die im Vorfeld gefertigten Module werden dann vor Ort im neuen
Badezimmer zusammengefügt.