Nachhaltiges Sanitärdesign trifft experimentelles Bauen

Außen Betondruck, innen konventionell verputzt. Das im Betondruckverfahren errichtete Mehrfamilienhaus der WBG Lünen wurde innen konventionell verputzt. So ließen sich die Sanitäreinrichtungen auch konventionell montieren.
Fotos: Philip Kistner, Ideal Standard
Mit der Wohnungsbaugenossenschaft Lünen eG (WBG Lünen) ist Ideal
Standard eine ganz besondere Kooperation eingegangen. Der Sanitärspezialist
beteiligte sich mit der Komplettausstattung der Bäder an Deutschlands erstem
öffentlich geförderten Mehrfamilienhaus im Mietwohnungsbau, das im
3D-Betondruck erstellt wurde. Mit dem Projekt schuf die WBG Lünen ebenso
attraktiven wie preiswerten Wohnraum, in dem auch Nachhaltigkeitsaspekte eine
bedeutende Rolle spielen.
Schon die Lage des Hauses im Herzen von Lünen in der Nähe des
Erholungsgebietes Lippeauen ist ein dicker Pluspunkt. Worum es aber im Kern
geht, erläutert Jan Hische, Vorstand der WBG Lünen: „Wir wollten praktische
Erfahrung mit dem Bauverfahren 3D-Betondruck sammeln, um zu sehen, ob es sich
auch im öffentlich geförderten Wohnungsbau einsetzen lässt“, erläutert Jan
Hische, Vorstand der WBG Lünen, das Ziel der Bauprojekts. „Gleichzeitig wollten
wir gemäß unserer Satzung preisgünstigen Wohnraum für unsere Mieter schaffen.
Vor diesem Hintergrund verbanden sich das experimentelle Bauen mit
Nachhaltigkeitsaspekten wie Rückbaufähigkeit des Gebäudes und seiner
Energieversorgung mit einem zeitgemäßen Wohnkomfort in einem günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis.“
Das Ministerium für Heimat, Kommunales, Bau und
Digitalisierung des Landes Nordrhein-Westfalen unterstützte das Bauprojekt zum
einen mit 400.000 Euro aus der landeseigenen Förderung „Innovation in der
Bauwirtschaft”. Zum anderen stellte das Ministerium aus dem Programm der
öffentlichen Wohnraumförderung rund 1,3 Millionen Euro zur Verfügung.
Entsprechend der Wohnraumförderbestimmungen konnte ein Quadratmeter-Preis für
die Miete erreicht werden, der bei maximal 6,00 Euro pro Quadratmeter liegt. Für
die Miete einer dieser Wohnungen ist ein Wohnberechtigungsschein erforderlich.
Kombinierte Bauverfahren
Die Gründung, die Sohle und die Betondecken des dreistöckigen
Baus wurden in konventioneller Bauweise erstellt. Das Erdgeschoss und das erste
Obergeschoss wurden im 3D-Betondruckverfahren errichtet – in einer reinen
Druckzeit von unter 120 Stunden. Das Dachgeschoss entstand in einer
Holz-Hybrid-Bauweise. Die gedruckten Strukturen sowie weitere Werkstoffe können
– gemäß Nachhaltigkeitskonzept – später einmal zurückgebaut werden. Allein die
Herstellung der verwendeten Betonmischung hat, laut Hersteller, im Vergleich zu
konventionellem Beton eine günstigere CO2-Bilanz. Eine Photovoltaikanlage mit
Stromspeicher und die Beheizung über Fernwärme legen auch das Energiekonzept
des Gebäudes nachhaltig aus. Zudem verfügen alle Wohneinheiten über eine Loggia
bzw. eine Terrasse und sind komplett barrierefrei.
Architektonisches Gestaltungsbild bis ins Bad

Die ganzheitliche Ausstattung der Badezimmer durch Ideal
Standard sollte stilistisch sowie in Bezug auf Produkttechnologie und
funktionale Eigenschaften eine Brücke zwischen dem experimentellen Kontext und
den wirtschaftlichen Anforderungen im genossenschaftlichen Mietwohnungsbau schlagen.
Foto: Philip Kistner, Ideal Standard
Das neuartige Bauverfahren sollte im äußeren Erscheinungsbild
der Architektur stellenweise sichtbar bleiben. So wurde nur im Treppenhaus
sowie bei der Fassadenstruktur im Erdgeschoss und im Obergeschoss das typische
Erscheinungsbild der gedruckten Betonstruktur sichtbar belassen. Deren
charakteristisches Bild ergibt sich daraus, dass der Baustoff durch eine Düse
in nur Zentimeter dicken Schichten aufgetragen wird. Die Innenräume wurden
klassisch verputzt, um den Wohnungen eine vertraute Atmosphäre zu verleihen. Dadurch konnte auch die Montage der
Sanitäreinrichtungen in technischer Hinsicht so erfolgen konnte, wie es im
konventionellen Wohnungsbau üblich ist.
Die ganzheitliche Ausstattung der Badezimmer durch Ideal
Standard sollte stilistisch sowie in Bezug auf Produkttechnologie und
funktionale Eigenschaften eine Brücke zwischen dem experimentellen Kontext und
den wirtschaftlichen Anforderungen im genossenschaftlichen Mietwohnungsbau schlagen.
Alle Bäder sind mit Badewanne und Dusche einheitlich
ausgestattet. Dabei wurde im Bereich der Armaturen und des Duschsystems im
Wesentlichen die Serie Alu+ sowie im Bereich der Keramik die Serie i.life
vererndet. Die augenfälligsten Elemente dieses Ausstattungskonzeptes sind:
Duo-Badewannen aus der Serie Connect Air mit UP-Badarmaturen Cerafine O aus der
Serie Alu+. Randlose Wandtiefspül-WCs aus der Serie i.life sowie Waschtische
Connect Air Cube in Kombination mit Cerafine O-Armaturen. Bei den Duschen
ergänzen sich die bodenebenen Brausewannen Ultra Flat S i.life mit dem Duschsystem
Alu+. Ultra Flat S-Brausewannen lassen sich zur vereinfachten Montage einfach
auf den Estrich aufsetzen. Beim Duschsystem Alu+ kam die silberfarbene Variante
zum Einsatz. Die Duschsysteme und Beauty Bars der Alu+ Serie werden aus wiederverwertbarem
Aluminium hergestellt, das, laut Hersteller, selbst zu 84 % aus recyceltem
Material besteht. Zudem ist die Serie komplett chrom- und nickelfrei und
verfügt über eine wassersparende Technologie.