Lichdurchflutetes Badezimmer der Triesch-Residenz, entworfen von Ray Kappe

Südkalifornischer Modernismus in Brandenburg

04/23
Waschbereich der Triesch-Residenz, entworfen von Ray Kappe

Spannendes Spiel mit Materialien: Die matte, platinfarbene Oberfläche der Armatur von Dornbracht geht mit dem grauen Naturstein und dem warmen Redwood-Holz eine prägnante Synthese ein.

Die Häuser des US-amerikanische Stararchitekten Ray Kappe stehen für moderne Ästhetik, vereint mit organischer Naturnähe. Kappe ist bereits 89 Jahre alt, als sich der Berliner Geschäftsmann Lars Triesch (37) im Jahr 2017 entschließt, ihn für den Bau seines Hauses anzufragen – nicht in Kalifornien, sondern in Kleinmachnow in Brandenburg. Zwei Kinderzimmer und ein Atelier sind die Vorgabe, ansonsten habe Kappe freie Hand. Und diese freie Hand entschied sich in den Badezimmern für Armaturen von Dornbracht.

Auch wenn der Architekt selbst die Fertigstellung der „Triesch Residence“ nicht mehr erlebte (er starb 2019) und er Bau von einem Team rund um seine Söhne Ron und Finn vollendet wurde, weist das Haus alle Eigenschaften eines Ray Kappe-Werks auf: Klare, horizontale Linien und Proportionen, dazu offene, von Licht durchflutete Räume. Die Architektur, die von Redwood-Holz und Glas geprägt ist, wird im Interior Design* des Hauses bruchlos fortgesetzt. Auch in den drei Badezimmern, die eine ansprechende Kompositionen aus Holz, Glas und Stein aufweisen. Im Elternbad im ersten Stock wurden geflieste Böden aus geschliffenem Rauriser Naturstein verlegt, der auch bei den Waschtischen verwendet wurde. Dort kommen die beiden Armaturen der Serie Meta zum Einsatz. Ihre exakten Radien akzentuieren die minimalistische Klarheit der Raumgestaltung auf subtile Weise. Die Oberflächen in Platin matt ergänzen sich sanft mit dem edlen Grauton des Natursteins und verstärken das warme Ambiente*, das vom Redwood-Holz geschaffen wird.

Großzügiger Duschbereich mit natürlichem Licht

Duschbereich der Triesch-Residenz, entworfen von Ray Kappe

Licht, Wasser, Freiheit: Die Regendusche von Dornbracht und der natürliche Lichteinfall erzeugen ein naturnahes Wassererlebnis.

Badewanne mit Kopfbrause in der Triesch-Residenz, entworfen von Ray Kappe

Über der Badewanne befindet sich eine wandmontierte Kopfbrause.

Im weiträumigen, bodenebenen Duschbereich fällt natürliches Licht von oben ein, wodurch ein naturnahes Erlebnis erzeugt werden soll. Ein freiheitlichen Grundgefühl, das im gesamten Haus transportiert wird. Dusche und Badewanne werden durch einen Raumteiler, bedeckt mit Natursteinplatten, voneinander getrennt. An diesem angebracht ist eine zur Waschtisch-Armatur passende Regendusche von Dornbracht. Auf der anderen Seite des Raumteilers wurde der Badewannenrand mit einer weiteren Dornbracht-Armatur versehen. Mit der geometrischen Anmutung des geschwungenen Auslaufs sollte ein reizvoller Kontrast *zur rauen Textur der Natursteinkacheln gesetzt werden.

 

Vergleichbar gestaltet ist auch das Kinderbad: Dort trennt eine Glasscheibe zwischen Decke und Wänden als räumliche Besonderheit das Bad vom nebenan liegenden Kinderzimmer. Über der Badewanne befindet sich eine wandmontierte Kopfbrause von Dornbracht. Im Gästebad eine Etage wurde tiefer eine weitere Meta-Armatur, ebenfalls in der Oberfläche Platin matt, als Waschtisch-Einhandbatterie verwendet.

Skulpturale Armatur für die offene Küche

Küchenarmatur in der Triesch-Residenz, entworfen von Ray Kappe

Die Armatur Sync mit herausziehbarem Auslauf öffnet sich zur Wohnküche.

In der Küche entschied sich der Bauherr für die Armatur Sync mit herausziehbarem Auslauf. Das prägnante Design wird dabei vom konischen Übergang zwischen Körper und Auslauf sowie der Innenkontur des kerbschnittlosen Hebels geprägt. Wie auch in den Badezimmern ist die skulptural* anmutende Armatur in Platin matt gehalten und soll mit ihrer dynamischen*, nach vorn gerichteten Formensprache *harmonisch in das nach allen Seiten hin offene Wohngefüge einfügen. „Die puristische* Schönheit und Sinnlichkeit der Armaturen sprechen für sich. Sie überzeugen in Hinblick auf Ästhetik und sind ebenso in Sachen Funktionalität erstklassig“, erzählt Lars Triesch und fährt fort: „Nicht umsonst hat Ray Kappe selbst in einem seiner letzten Projekte in Los Angeles bereits auf Dornbracht zurückgegriffen. Aufgrund der unvergleichlichen Qualität war es daher selbstverständlich für mich, es ihm gleichzutun.“

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Innenarchitektur, die

[ˈɪnənʔaʁçitɛkˌtuːɐ̯]

Die Raumkunst bzw. Innenarchitektur hat die künstlerische Innenausstattung eines Raumes zum Ziel. Hierbei wurden viele Disziplinen des Kunstgewerbes einbezogen. Die Trennung von Architektur und Innenarchitektur suchten die Vertreter des Bauhauses aufzuheben. Ihre Auffassung von Architektur, Raumkunst, Kunst und Produktdesign als ganzheitliche Gestaltungsaufgabe ist heute wieder weit verbreitet.

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Ambiente, das

[amˈbi̯ɛntə]

Ambiente [ital.] ist eine Bezeichnung für „Umfeld“, „Umwelt“, „Milieu“ im Sinne einer besonderen Atmosphäre, die einen Raum bzw. Dessen Einrichtung oder ein Kunstwerk umgibt oder ihm eigen ist. Im Interior Design stellt das Ambiente das Ergebnis der gezielten ästhetischen Gestaltung dieser Atmosphäre dar und bezeichnet die Ausstrahlung eines Raumes.

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Kontrast, der

[kɔnˈtʁast]

Als Kontrast wird klassischerweise ein Helligkeitsunterschied bezeichnet, der sich durch Farb- und Lichtunterschiede manifestiert, insbesondere natürlich durch Schwarz-Weiß-Abfolgen (in der Fotografie stilprägend). Aber auch Inhalte können im Falle starker Abweichungen im Kontrast zueinander stehen bzw. ein „Kontrastprogramm“ bilden. Das Gleiche gilt für Design (formale Kontraste wie von unterschiedlichen Volumen oder Materialien, Kontrast von Form und Inhalt etc., vgl. „Polarisierung“) sowie für das Interior Design.

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skulptural

[skʊlptuˈʁaːl]

Eine Skulptur ist ein plastischer, dreidimensionaler Körper, meist mit künstlerischem Anspruch, der seine Wirkung dadurch entfaltet, dass er aus mehreren Perspektiven formale und häufig symbolische Ausdruckskraft besitzt und sich von seiner Umgebung deutlich abhebt. Ein skulpturales Designelement entwickelt eine eigene, selbstständige Aussage, indem es sich aus seiner Umgebung löst und die Raumwahrnehmung nachhaltig beeinflusst. In diesem Sinne sind skulpturale Elemente die Gegenspieler zu den „architektonischen“ zu verstehen und einzusetzen.

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dynamisch

[dyˈnaːmɪʃ]

Dynamik (von griech. „dynamiké“ = mächtig bzw. „dynamis“ = Kraft) ist die Lehre von der Bewegung von Körpern unter Einfluss von Kräften. Dynamisch ist als Charakterisierung von Menschen, Umgebungen und Gegenständen gebräuchlich und bedeutet, dass etwas oder jemand voll innerer Kraft, lebendig, bewegt und beschwingt ist. Damit kennzeichnet dynamisch den gegenteiligen Zustand von „statisch”. Dynamik bezeichnet aber auch die innere Bewegung eines Designobjekts, eines Gebäudes oder eines gestalteten Raums. Ein dynamischer bzw. bewegt wirkender Eindruck kann durch gezielte Abstufungen, Rhythmus oder organisch geschwungene Linienführung hervorgerufen werden.

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Formensprache, die

[ˈfɔʁmənˌʃpʁaːxə]

Die Art und Weise, wie ein Gegenstand bzw. Raum mithilfe von formalen Elementen einen bestimmten Ausdruck erzielt. Räume und Gegenstände kommunizieren hier nicht mithilfe von Wörtern, sondern durch die Art ihrer Anordnung und durch bildliche Verweise − etwa, wenn ein Griff geformt ist wie ein Blatt. Der Begriff „Formensprache“ nimmt das Bild auf, das die einzelnen Elemente (Grundkörper, Linien, Farben etc.) durch die Art ihres Arrangements erzielen können –  wie die Wörter einer Sprache einen bestimmten Ausdruck: Ein Gegenstand kann daher weich oder hart, dezent oder laut, minimalistisch oder skulptural wirken.

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Purismus, der

[puˈʁɪsmʊs]

Purismus wird heute meist gleichgesetzt mit „Schlichtheit“ und „Einfachheit“. Purismus will eine kulturelle Eigenart so authentisch, ursprünglich und rein wie möglich erhalten. Insofern kann auch eine stilreine klassizistische Gestaltung als puristisch verstanden werden. Purismus ist daher immer mit einer gewissen Strenge verbunden. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Sprachkritik, wobei ein reiner, unverfälschter, von allen Fremdkörpern befreiter Stil gefordert wird. Als gestalterische Haltung ist der Purismus entstanden aus einer sich vom russischen Konstruktivismus herleitenden Ästhetik, der eine klare, strenge Kunst auf der Basis rein architektonischer und geometrischer Formen forderte. Das Ideal ist die Komposition aus elementaren geometrischen Formen bei der Vermeidung rein dekorativer Effekte.

 

Im heutigen, vornehmlich auf Design bezogenen Sinne bezeichnet Purismus eine extrem reduzierte Formensprache mit schon fast asketischer Ästhetik. Hierbei kann auch eine moralische Komponente anklingen: Bescheidenheit in der äußeren, formalen Gestaltung, die eine fast schon sakrale Konzentration auf innere Qualitäten befördern soll. Da der Purismus auch das Ideal der Echtheit vertritt, wird hier – im Unterschied etwa zum Minimalismus – nichts kaschiert, um homogener und glatter zu wirken. Alle Dinge sollen für sich sprechen. Typisch sind ein reduzierter Materialmix, unbehandelte Oberflächen, Klarheit durch scharfe Linienführung, geometrische oder archetypische Formen (auch traditionelle, einfache Formen), eine farblich tendenziell homogene Gestaltung oder harte Kontraste mit wenigen Primärfarben, Schwarz-Weiß-Kombinationen und Grauschattierungen.