Hygiene: Nass machen ohne anfassen und sauber bleiben ohne viel putzen?
Wie geht moderne Hygiene im Badezimmer? Diesem Thema
widmeten sich Gastgeber und VDS-Geschäftsführer Jens. J. Wischmann und seine
drei Talk-Gäste am zweiten Tag der ISH digital 2021 im Pop up my Bathroom
Magazin.
Sicherlich kein neues Thema im Badezimmer – doch mit der
Corona-Pandemie ist Hygiene wieder in den Fokus gerückt. Gleichwohl könne man
hierbei nicht von einem Trendthema sprechen, findet Trendforscher und
Mitorganisator des Forums Frank A. Reinhardt. Der Themenkomplex sei von seiner
Dynamik und Funktion vielmehr „als Trendtreiber zu verstehen, der sich derzeit
definitiv auch auf alle anderen Trends wie die hier aufgebauten auswirkt.“
In jedem Fall hat die Corona-Pandemie den Stellenwert von
Hygiene auf eine neue Ebene gehoben. Dies bestätigte auch der Mikrobiolige Dr.
Peter Arens in seiner Funktion als Senior Consultant Hygiene Manager bei Schell:
„Das merkt man ganz deutlich. Wir haben ein Mehrfaches an Absätzen an
elektronischen Armaturen. Der Zusammenhang ist einleuchtend: Es macht schon unter
nicht pandemischen Umständen keinen Sinn, wenn man nach dem Toilettengang den
Einhebelmischer betätigt und sich die Hände gründlich säubert und danach wieder
den kontaminierten Hebel anpackt.“
Pop up my Bathroom Magazin | Hygiene: Gemeinsam mit unseren Gesprächspartnern widmen wir uns dem Thema Hygiene. Wir werfen einen Blick auf das Produktportfolio der Branche und betrachten, wie sich die Nutzung im öffentlichen, aber auch im privaten Raum entwickelt hat. Zudem erläutern wir, wie wichtig moderne Sanitärprodukte wie etwa das Dusch-WC für die persönliche Hygiene sein können.
Aber auch das Thema Trinkwasserqualität rückt gerade zu Pandemie-Zeiten
in den Fokus, da es bei Nicht-Nutzung von Wasseranlagen, etwa in wochenlang
verwaisten Büros, zu vermehrter Bakterienbildung und in der Folge zu schweren
Erkrankungen kommen kann. Um dem entgegenzuwirken, sei es notwendig, alle drei
Tage einen Wasserwechsel durchzuführen, erklärte Arens. Welche technischen
Möglichkeiten zur Verfügung stünden, wenn dies nicht händisch erfolgen kann,
fragte Wischmann die Runde. „Für den Bereich der Planung und Installation kann
die Industrie durch gute und vernünftige Produkte sicherstellen, dass das
funktioniert“, argumentiert Dirk Engelhardt, Regionalverkaufsleiter Technik bei
Geberit. „Ich glaube auch, dass das Handwerk und die Badplanenden das können.
Wo ich mir nicht sicher bin, sind die Betreiber, sowohl die professionellen als
auch die privaten“, gab Engelhardt zu. Von daher sei die Sensibilisierung der
Betreiber für dieses Thema – auch durch das Handwerk – wichtig.
Hygiene im Bad bedeutet auch Körperhygiene. Auf die provokante
Frage des Gastgebers, ob den Deutschen die Sauberkeit ihres WCs wichtiger sei
als die ihres Hinterns, da sich spülrandlose WCs in den letzten Jahren immer
mehr durchgesetzt haben, Dusch-WCs hingegen in geringerem Maße, antwortete
Engelhardt: „Es sind verschiedene Dinge, die da zusammenkommen.“ Er verwies auf
die herrschenden Toilettenputzgewohnheiten, den höheren Preis des Dusch-WCs und
auf das sensible Thema Intimhygiene, das vielen Planern und Handwerkern früher
unangenehm war. Aber man merke, dass der Verkauf von Dusch-WCs für das Handwerk
zunehmend attraktiv werde und auch die Dusch-WC-Erfahrung von Endkunden – etwa
durch Reisen in asiatische Länder – die Nachfrage verstärke. Dirk Engelhardt
gab sich optimistisch: „Wir sind zwar nicht am Ende des Wegs, aber auf einem
guten Weg.“
Und schließlich spielt Hygiene auch im Living
Bathroom, einem der drei vom Pop up my Bathroom Forum ausgerufen Trends, eine
große Rolle: „Wir wollen ja mit dem Living Bathroom die Aufenthaltsqualität
erhöhen. Wir halten uns länger im Badezimmer auf und wollen dort auch mal einen
Teppich hinlegen. Da muss man natürlich darauf achten, dass der Teppich waschbar
ist und häufiger ausgetauscht wird als nur alle 10, 15 Jahre“, stellte Frank A.
Reinhardt, Inhaber FAR.consulting, fest. Grundsätzlich ist die sanitäre
Ausstattung auch im privaten Bad durch schmutzabweisende und
Bakterienwachstum-hemmenden Oberflächen ja per se schon hygienischer geworden.
Der Trendforscher sieht aber vor allem durch die Elektrifizierung vorteilhafte
Bedingungen für die Hygiene auch im wohnlichen Bad: „Wir sind mittlerweile bei
den Produkten und Innovationen, die auf dem Markt sind, so weit, dass wir ein
privates Badezimmer unter Hygieneaspekten komplett berührungslos bedienen
können.“
Das reicht vom sensorgesteuerte WC-Deckel über berührungslose
Armaturen und Betätigungsplatten für das WC bis zum elektronischen
Seifenspender. Eine vierköpfige Familie, die sich durchschnittlich 50-mal die
Hände wäscht, kann pro Tag einiges an Wasser sparen und Abläufe optimieren.
„Eine spannende Basis für die Badplanung und auch für die Architekten und
Installateure, um diesen Aspekt in ihren Beratungsgesprächen zu thematisieren“,
wie Reinhardt findet.
Die kompletten Sendungen können Sie sich auf unserem neuen YouTube-Kanal anschauen.
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