Design-Geschichte zum Anfassen in Köln

01/17

Die Germaniasiedlung in Köln-Höhenberg ist für sich alleine schon eine architektonische Besonderheit. Zwischen 1920 und 1928 auf dem ehemaligen Gelände der Zeche „Germania“ errichtet, waren zum Teil namhafte Architekten an der Planung beteiligt. Heraus kamen verschiedene Baustile der Weimarer Republik, die sich hier zu einem Gesamtwerk vereint haben, das schon damals als vorbildlich für den städtischen Wohnungsbau galt. Die Weimarer Straße beherbergt eine weitere Besonderheit: das Haus Nummer 15, das Paul-Schwellenbach-Haus. Hier wurde eine Museumswohnung eingerichtet, die das Wohngefühl der 1920er Jahre vermitteln soll. 

Regendusche oder Schwallbrause? Digital angepasste Duschtemperatur oder das Wasser bereits von unterwegs aus per Smartphone in die Badewanne einlaufen lassen? Spätestens, wenn man die Wohnung im 1. Obergeschoss, rechts im Paul-Schwellenbach-Haus betritt, treten solche Gedanken in den Hintergrund. Eher altertümlich mutet das Badezimmer an. Und von üppigen 15 Quadratmetern ist auch keine Spur. Gerade einmal Waschbecken, Boiler und eine – immerhin freistehende – Badewanne finden hier Platz, die Toilette ist separat. Und wer Baden will, muss zudem Zeit mitbringen: denn bis das Wasser in dem alten Kaldewei-Boiler mit Kohlen auf Temperatur gebracht wurde, kann schon mal gut und gerne eine halbe Stunde vergehen. 

 

Bereitgestellt hat die Einrichtungsgegenstände das Kölnische Stadtmuseum, mit dem die GAG, die größte Kölner Immobiliengesellschaft, bei der Einrichtung der Museumswohnung eng zusammengearbeitet hat. Gestaltet und aufgemöbelt wurde die Wohnung im alten Stil durch die GAG selbst – originalgetreu mit ochsenblutroten Dielenboden, schwarzen Steckdosen und Lichtschaltern aus Bakelit. Zahlreiche alte Fotos an den Wänden vermitteln einen Eindruck, wie die Germaniasiedlung vor bald 100 Jahren ausgesehen hat. 

 

Die Museumswohnung soll Ausdruck einer historischen Verantwortung sein, der sich die GAG vollauf bewusst ist. Und so will die Museumswohnung nicht trockene Theorie verkörpern, sondern lebendiger Geschichtsunterricht zum Anfassen sein – vermittelt durch die Bewohnerinnen und Bewohner der Germaniasiedlung selbst. In Zusammenarbeit mit dem Seniorennetzwerk werden sie zu „Museumsführern“ ausgebildet und begleiten interessierte Besuchergruppen durch Museumswohnung und Veedel und reichern die historischen Fakten mit selbst erlebten Geschichten an. 

 

Geöffnet ist die Museumswohnung jeden 1. Und 3. Sonntag im Monat 14:00 – 16:00 Uhr. Weitere Termine nach Vereinbarung. 

 

Weitere Infos über die Museumswohnung finden Sie hier.