Foto: Duravit 

Der Begriff des heutigen „Wellness“-Konzepts war damals ganz sicher noch nicht bekannt. Doch die mit keramischem Mosaik verzierten römischen Bade-Anlagen dienten ganz zweifellos eben jenem Zweck, dem später das private Badezimmer gerecht werden sollte. Die Geschichte dieser Badezimmer über die Jahrhunderte ist überaus wechselvoll und reicht von „nicht vorhanden“ bis hin zu opulenten Vergnügungszentren. Aber das ist eine andere Geschichte. Geblieben ist bei der Ausgestaltung die Vorliebe für die damaligen gebrannten und dekorierten Tonplatten, der heutigen keramischen Fliese, wobei keineswegs unbedingt immer die Vorliebe im Fokus stand. Es war vielmehr ihre Zweckmäßigkeit. Die glasierte Oberfläche gilt bis heute als praktische Bekleidung von Wand und Boden in Räumen, in denen mit Wasser hantiert wird. Gestaltung war da lange Zeit nebensächlich. So findet man in der Epoche des Jugendstils, als die Bauwelt vor Lust am Dekorieren geradezu strotzte, in vielen Bädern rein weiß geflieste Wände, obwohl es auch damals ja durchaus sehr schön dekorierte Fliesen gab. Nur fürs Badezimmer fand man sie offensichtlich meist zu schade. 

 

Foto: Geberit 

Erst in den Jahren nach dem 2. Weltkrieg zu Wirtschaftswunder-Zeiten fand die seriengefertigte Dekorfliese begeisterte Anhänger und erlebte einen wahren Boom. Fliesenleger, seinerzeit Könige der Baustelle, propagierten wandhohe Fliesenverkleidungen im Badezimmer und hätten zu gerne auch noch die Decke gefliest, wenn der Raum dann nicht zur Tropfsteinhöhle mutiert wäre. Heute ist die keramische Fliese über jenes Image „quadratisch, praktisch, pflegeleicht“ längst erhaben – auch wenn außer dem Attribut „quadratisch“ alles andere durchaus noch zutrifft. Denn Format- Vielfalt und Dekoration machen diesen Baustoff zu einem der vielseitigsten Gestaltungselemente – gerade im Badezimmer, wo es nicht nur gilt, permanenter Feuchtigkeit die Stirn zu bieten, sondern auch mit der Design- Dominanz der Sanitär-Ausstatter mitzuhalten.  

 

Das Angebot der Fliesen-Hersteller ist mittlerweile so vielfältig und differenziert, dass prominente Inneneinrichter empfehlen, nicht - wie meist gehandhabt - zuerst die Sanitärobjekte auszuwählen, sondern sich vorranging dem Gesamteindruck des Raumes zu widmen. Oberster Grundsatz dabei: Weniger ist mehr. Denn die Fliesenindustrie schwelgt dank modernster Dekorationstechniken in Farben und Dekoren. Dabei kommt es gerade im Bad auf Zeitlosigkeit an. Wichtig ist deshalb eine sorgfältig Planung. Angesichts der Tatsache, dass die Badezimmerwände bei einer durchschnittlichen Raumgröße einen im Verhältnis zur sanitären Ausstattung eher bescheidenen Teil der Investitionssumme für das gesamte Bad ausmachen, lohnt sich eine professionelle Planung in jedem Fall. Zudem gibt es heute perfekte Computer-Badplanungsprogramme, die bereits im Vorfeld eine genaue Vorstellung des fertigen Bades und seiner Wandgestaltung ermöglichen. Das beugt Überraschungen vor. 

 

Foto: Agrob Buchtal 

Das gilt besonders für Bad-Renovierungen. Ein Trost für alle, die eine Baustelle im Haus verabscheuen: Die Fliesenindustrie hat hier im wahrsten Wortsinne neue Maßstäbe gesetzt. So genannte Renovierungsfliesen sind nur ca. 5 mm dick und lassen sich mit entsprechenden Fliesenklebern problemlos auf einen alten Untergrund kleben. Bei fachmännischer Verlegung und mäßiger Belastung sind sie sogar für den Fußboden geeignet. Es gibt sie inzwischen in vielen Formaten und Dekorationen. Der Vorteil: Das Badezimmer ist schnell wieder nutzbar. 

 

Wer mehr möchte, hat natürlich vielfältigere Möglichkeiten. Für ein Altbau-Bad bedeutet das zwar mehr „Baustelle“, das Ergebnis aber ist wie neu gebaut. So kann sich der Bad-Renovierer bei dieser Gelegenheit auch Gedanken über eine bodengleiche Dusche machen, die heute bei vielen ganz oben auf dem Wunschzettel steht. Und zwar nicht nur aus weiser Voraussicht auf spätere Zeiten mit möglicher Bewegungseinschränkung, sondern einfach, weil es schick ist. Selbst kleine Badezimmer wirken sehr viel großzügiger, wenn Boden und Dusche ineinander übergehen. Inzwischen werden Systeme angeboten, die solche Lösungen auch bei geringer Aufbauhöhe ermöglichen.  

 

Foto: Duscholux 

Nicht irritieren lassen sollte man sich vom Wettstreit der Systeme. Sanitärhersteller bieten superflache Duschtassen an und werben mit Hygiene, Reinigungsfreundlichkeit und Dichtigkeit. Geflieste Duschflächen stehen dem in nichts nach. Fachgerecht mit zertifizierten Unterkonstruktionen ausgeführt, weisen sie bereits das erforderliche Gefälle auf und sind in Sachen Dichtigkeit auf der sicheren Seite. Und hygienisch und leicht zu reinigen sind die glasierten Fliesen-Oberflächen allemal. Sorgen, die Fugen könnten Angriffsflächen für Keime und Schimmel sein, muss man sich heute dank hochwertiger Fugenmörtel nicht mehr machen. Deshalb können Duschflächen selbst mit kleinformatigem Mosaik bedenkenlos gefliest werden. Ihr hoher Fugenanteil sorgt für optimale Rutschsicherheit. Sehr großzügig wirkt die Dusche mit großformatigen Fliesen. Sie sind so exakt kalibriert, dass sie mit sehr schmalen und eleganten Fugen verlegt werden können. Allerdings sollte man in diesem Fall unbedingt auf eine entsprechende Rutschhemmung achten, was im Übrigen auch für den gesamten Badezimmerboden gilt. Polierte Fliesen scheiden hier deshalb aus.  

 

An der Wand sind der Phantasie kaum Grenzen gesetzt. Nur ein zu buntes Farbenspiel sollte man dann doch vermeiden. Sehr beliebt sind Materialkombinationen. Glasierte Fliesen und verputzte oder beschichtete Wandflächen harmonieren bestens miteinander. Wichtig ist dabei die Feuchtigkeits-Unempfindlichkeit. Ein reichhaltiges Angebot an kleinformatigen Mosaik-Fliesen ermöglicht ein abwechslungsreiches Formenspiel. Abgerundete Flächen zum Beispiel für Sitzbänke, sehr gerne auch in der gefliesten Dusche, machen das Bad zur Wohnlandschaft. Unifarbene Wandflächen lassen sich mit farbigen Bordüren einfassen, die sich auch sehr gut eignen, um bestimmte Raumbereiche zu betonen. 

 

So gesehen ist die Wand- und Bodengestaltung im Bad ein wesentlicher Teil der ganzheitlichen Raumplanung, die am Ende auch die Wahl der entsprechen Sanitärausstattung erleichtert.