Neben rutschhemmenden Oberflächen, bodengleichen Duschwannen und ausreichend Bewegungsspielraum brauchen Planer und Einrichter nur ein paar einfache Regeln zu berücksichtigen, um ein Bad zu gestalten, das möglichst vielen gerecht wird und bei Bedarf in ein seniorengerechtes oder sogar DIN-konformes, behindertengerechtes Bad verwandelt werden kann. Wenn ein stabiles Vorwandsystem gewählt wird, das auch den Hebelkräften nachträglich installierter Haltegriffe standhält, ist eine Nachrüstung problemlos.
Auch optisch muss heute nichts mehr an ein Reha-Zentrum erinnern. Der immer noch dominante Trend zur minimalistischen Einrichtung und zum XXL-Duschen, aber auch der zunehmende Wunsch nach Integration des Bades in den Wohnraum kommt einer altersgerechten Badeinrichtung prinzipiell entgegen. Eine enge Nische ist natürlich wenig geeignet, um nach Unfällen oder im Alter mit Hockern, Gehhilfen oder Rollstühlen zu hantieren; da sind breite Glastüren für eine bodengleich eingebaute Dusche passender. Modelle, die zum Teil ganz an die Wand geklappt werden können oder, wie die Duschabtrennungsserie S500 von Koralle, förmlich über dem Boden zu schweben scheinen, sind da genau das Richtige für ein modernes, Loft-ähnliches Bad, das für jede Penthouse-Wohnung ein Highlight ist. Auch neutral gestaltete Lösungen für senkrecht und waagerecht angebrachte Haltegriffe für einen sicheren Stand werden heute angeboten. Das in verschiedenen Armaturenoberflächen erhältliche Griffsystem Plan Care von Keuco etwa, das sich durch seine schlichte, geometrische Formensprache überall anpassen kann, „tarnt“ den senkrechten Griff als Brausestange, und der waagerechte Griff kann als Halteelement für einen Einhängesitz dienen.
Abgerundete Kanten und rutschhemmende Bodenbeläge und Fliesen schützen dabei nicht nur gebrechliche Menschen, sondern auch die Jüngsten vor Verletzungen. Und ein niedriger Waschtisch mit breiten Ablageflächen, die zum bequemen Schminken einladen und die tägliche Körperpflege wie auch die kleine Wäsche zappelnder Kleinkinder erleichtern, kommt allen zugute. Beispiele für die Variantenbreite, die ein Generationenbad erschließt, bieten etwa die Kollektionen Lifetime (Villeroy & Boch) oder Dejuna (Keramag). Sie demonstrieren eindrucksvoll die Gestaltungsfreiheit moderner Sanitärkollektionen für die universelle Nutzung. Wenn das Platzangebot stimmt, können solche „Universal Design“-Bäder auch im Nachhinein mit wenig Aufwand noch barrierefrei ausgebaut werden.
Wer an später denkt, sollte beim Einbau von Unterschränken dennoch einen Raumspar- oder Unterputz-Siphon wählen, um den Schrank bei Bedarf abnehmen oder seitlich verschieben zu können, damit Platz für genügend Beinfreiheit und Sitzgelegenheiten geschaffen wird. Hinzu kommen Details, die von der Industrie bei den entsprechenden Produkten schon vorgesehen sind: So erleichtern Griffmulden oder Griffe das Heranziehen, wenn ein Hocker oder ein Rollstuhl benutzt wird. Und wenn der Spiegel tief genug ansetzt, braucht er auch nicht mehr gekippt zu werden, damit sich auch Rollstuhlfahrer und Kinder darin sehen können. Der zum Teil ausgeprägten Sicherheits- und Komfortsensibilität älterer Konsumenten trägt die Industrie mit hygienischen Oberflächen und Produktfeatures wie WC-Duschen, beheizbaren oder mit Sicherheitsleuchten ausgestatteten Sanitärobjekten Rechnung.
Vor allem aber ist ein „einfaches“ Badezimmer menschlich. Es ist darauf ausgelegt, Fehler zu tolerieren, mitzudenken, Normalität zu vermitteln. Deshalb steht auch die Technik im Dienste des Menschen. Sie hilft nur so weit, wie sie gebraucht wird; danach verschwindet sie wieder aus dem Gesichtsfeld. Einmal eingestellt, reicht ein Knopfdruck, um individuelle Programme mit komplexen Abläufen abzurufen. Nur groß genug sollten die Tasten sein, und niedrig installiert. Damit nicht nur Papa, sondern auch Oma und Enkel in den Genuss eines genau dosierten Wohlfühlprogramms kommen.
Text: Claudia Wanninger