Ein neues Kleid für das Bad

Mit der steigenden Wohnqualität erhält das Bad auch einen zunehmend modischen Anstrich. Es ist genauso repräsentativ für den persönlichen Geschmack seines Nutzers wie die Küche oder das Wohnzimmer. 

Damit ist das Bad offen für Angebote, die mit kompletten Gestaltungskonzepten vom Waschbecken über Tapete und Duschvorhang bis zum Handtuch und sonstigen Accessoires einen modischen Lifestyle ins Bad bringen. Ein Angebot, das von branchenfremden Modemarken, zum Teil in Kooperation mit Sanitärherstellern, in den Markt eingebracht wird. Zum anderen werden auch betont zeitlose, schlichte Gestaltungskonzepte für eine zeitaktuelle Gestaltung mittels Accessoires nachgefragt.  

Villeroy & Boch, Memento New Glory Platinum 

Mode und Design? Vielleicht könnte man im Möbeldesign noch davon sprechen, dass ein Sofa ein Kleid trägt (denn hier geben tatsächlich spezielle Stoffmoden den Trend an), oder dass Ornamentik oder eine bestimmte Farbe en vogue ist. Aber im Baddesign? Niemand kann es sich leisten, bei der Gestaltung von Sanitärprodukten und Badkonzepten in Proportionen, Formen oder Farben einem kurzlebigen Trend zu folgen. Und doch hat sich ein modischer Touch in das Interior Design des Raums geschlichen. Wer der Modewelt aufgeschlossen ist, kann sein Bad heute zur Bühne für Pret-à-porter oder Haute Couture machen. 

 

Die Verbindung von Mode und Bad deutet sich schon seit einiger Zeit an. Die Programme werden von den Herstellern nicht mehr einfach nur als Serien, sondern als Kollektionen aufgefasst. Und wie in der Mode steht hinter einer Kollektion ein komplettes Konzept. Das ist im Falle einer Sanitär“serie“ der Versuch, aus einer Form eine ganze Serie abzuleiten. Auch die Differenzierung der Produktprogramme in Stilwelten, wie etwa „Elegance“, „Classic“, „Style“,oder „Metropolitan“, orientiert sich nicht nur an Wohnwelten, sondern auch an aktuellen Modeentwicklungen.  

Bathroom to go

Der Einstieg in die Badumgestaltung ist relativ einfach. Genau wie Gürtel, It-Bags oder Schuhe sind Bad-Accessoires das Tüpfelchen auf dem i. Handtücher, Aufbewahrungsboxen, Seifen- oder Lotionspender machen sich nützlich und sehen – perfekt aufeinander abgestimmt – einfach gut aus. Und nichts ist einfacher, als die klassische Kombination von weißer Keramik und chromfarbenen Armaturen mit farbigen Accessoires modisch zu verwandeln. Handtücher und Bademäntel aus aktuellen Home Collections von namhaften Designern – wie Laura Biagiotti, Calvin Klein oder Armani - helfen dem Bad modisch auf die Sprünge. Passende Stoffe, Vorhänge oder Kissen machen den Look perfekt.  

Keramag, Koralle, Kludi, Joop! 

Keramag, Kludi, Koralle, Joop! 

Kluid, Esprit home bath Concept 

Laufen, Alessi One 

Villeroy & Boch, New Glory 

Kludi, Swarowski Bath 

Laufen, Mimo 

Customize your bath

Seitdem Badezimmer nicht mehr von Kopf bis Fuß gefliest werden, haben Putz, Holz und andere wohnliche Werkstoffe Boden und Wand erobert. Das bietet die Möglichkeit, persönlichen Farb- und Materialpräferenzen Raum zu geben. Maltechniken spielen immer noch eine große Rolle. Doch die Tapete holt mittlerweile auf – auch im Bad. Denn das Tapetendesign ist so aufregend wie lange nicht mehr, und Designer wie Ulf Moritz setzen aktuelle Trends rasant auf Wandbeläge um. So kann man das Bad – ganz nach Geschmack oder Trend – im Retro-Look kleiden, dem Raum opulentes Barock-Feeling verleihen oder Japan-Dekors an die Wände zaubern. 

 

Doch Dekore spielen zurzeit auch bei Sanitärobjekten eine Rolle. Ornamente zieren zum Beispiel Waschtische und Duschwannen. Villeroy & Boch brachte auf dem Waschtisch „Memento New Glory“ puristische Linienführung und neobarockes Dekor zusammen. Die neue Kollektion „La Belle“ kann ganz nach Wunsch mit floralen Mustern verziert werden. Und Phoenix Design brachte für Kaldewei ein Lilien-Dekor auf Duschwannen.  

Pret-à-porter

Viele Modehäuser produzieren ihre Pret-à-porter-Produkte immer noch sehr exklusiv und nur in limitierter Stückzahl. Diese Exklusivität machen sich auch einige Sanitärhersteller in Zusammenarbeit mit namhaften Modedesignern zu Nutze. Villeroy & Boch lud den Designer Wolfgang Joop (noch vor dem Verkauf seiner Marke) in den 90er Jahren zum Fliesendesign ein. Es entstand eine schillernde, edle Fliesenkollektion, die interessante Kontrapunkte zur weißen Sanitärkeramik setzte. Auch der Japaner Kenzo wurde für das Mettlacher Unternehmen aktiv und brachte seine typischen Blumenmuster auf die Fliese.  

 

In Zusammenarbeit mit Modeunternehmen entstanden auch einige komplette Sanitärkollektionen. Das Sortiment der Kollektion „Joop!“ umfasst Badkeramik und -möbel von Keramag, Duschabtrennungen, Bade- und Duschwannen von Koralle sowie Armaturen und Accessoires von Kludi. Komplettiert wird die Serie durch ein eigens entwickeltes Fliesen-Programm von Steuler. Zentrale Vorgabe an die Designer war die überzeugende Inszenierung einer Badkultur, die Luxus mit gezielten stilistischen Kontrapunkten und einem maximalen Freiraum für kreative und fantasievolle Gestaltung verbinden soll. Interessant ist das Waschtisch-Konzept, das mit extremen Materialstärken und präziser Linienführung für ein Gefühl hoher Wertigkeit sorgen will. Label-Liebhaber kommen bei den Fliesen auf Ihre Kosten. Hier wurde das Joop!-Logo, eine stilisierte Distel, zur Dekoration erkoren. 

 

Mit Esprit bewegt sich eine weitere Lifestyle- und Mode-Marke im Badbereich. Sie steht für smarten, bezahlbaren Luxus für ein junges, konsumfreudiges Publikum. Zusammen mit dem Armaturenhersteller Kludi entwickelte Esprit das „Esprit home bath concept“, das für stilbewusste, wellnessorientierte Frauen und Männer zwischen 25 und 40 Jahren konzipiert wurde. Zur Basisausstattung gehören ein quadratischer Waschtisch, eine Armaturenserie, modulare Stauraummöbel, Accessoires sowie ein Glasdusche. Damit sollen flexible Bad-Interiors ermöglicht werden, die sich Veränderungen anpassen können: vom Gäste-Bad über den Single-Waschplatz bis zum großzügigen Familien-Doppelwaschtisch. 

Esprit/Kludi, Esprit home bath Concept 

Leonardo, LEO [bath] 109 

Haute Couture

Die Haute Couture-Schauen präsentieren als Krönung der Fashion-Weeks exquisite, maßgeschneiderte Kreationen in den Modemetropolen. Hochwertige Handarbeit, die Verwendung teuerster Materialien wie Spitze, Stickereien oder edle Swarovski-Steine sind Merkmale diese individuellen Stücke.  

 

Individualität, teure Werkstoffe und beste Verarbeitung zeichnen auch die Haute-Couture-Pendants in der Badszene aus. Edle Steine und hochwertigstes Porzellan werden zum Beispiel als Griffvarianten für Armaturen genutzt. Hier – wie auch in der Mode – spielen französische Hersteller, beispielsweise THG, eine große Rolle. Noch weiter führt das Konzept des Swarovski-Bades, das der Hersteller Kludi in Kooperation mit dem Kristallspezialisten entwickelte. Der Raum und die einzelnen Produkte sollen die Vision einer kristallinen Badarchitektur verkörpern: ein Spiel mit Wasser, Licht und Kristall. Das Konzept ist so komplex, dass dafür ein eigener Showroom im Düsseldorfer Stilwerk errichtet wurde.  

 

Edel ist auch das Stichwort beim Segment Badmöbel: Sie werden in den unterschiedlichsten attraktiven Oberflächen angeboten, die sich an den aktuellen Wohnkollektionen orientieren. Zurzeit spielen dunkle, ausdrucksvoll gemusterte Varianten wie Zebrano oder Olive eine wichtige Rolle. Daneben gibt es hochglanzlackierte Lackfronten, die die Farben Schwarz, Rot und Weiß ins Spiel bringen und die Wertigkeit der Möbel unterstreichen. So wird aus bloßem Stauraum ein perfektes Wohnaccessoire, das im Übrigen nicht nur für das Bad geeignet ist.  

Fashion bathroom – als Fertigbausatz oder Freestyle-Aufgabe

Es lässt sich nicht verleugnen, dass die Mode auch im Badezimmer Einzug gehalten hat. Das Fashion bathroom liegt im Trend und beweist, wie sehr das Bad für uns zum Wohnraum geworden ist. Egal, ob als fertig gestylte Komplettlösung von einer Modemarke oder als „weißes Blatt“, das sich nach Herzenslust und aktuellem Geschmack ausstaffieren lässt – in unserem Badezimmer wollen wir uns genauso zuhause fühlen und unsere ganz individuellen Zeichen setzen wie in Wohnzimmer, Küche & Co. 

 

Festzuhalten bleibt allerdings, dass das Bad niemals zum Fashion Victim werden wird. Der Modernisierungszyklus von ca. 20 Jahren wird auch weiterhin nur in den seltensten Fällen verkürzt werden. Allerdings zeigen die erwähnten Beispiele, dass es möglich ist, den Bad-Look auch auf andere Weise und in kürzeren Abständen aufzumöbeln. 

 

PS: Im Übrigen funktionieren die Wege der Inspiration auch andersherum. Man sollte zwar nicht so weit gehen, dass das Bad die Mode beeinflusst. Aber die Mode übernimmt dankbar Anregungenaus Architektur und Design. Und dann entstehen – wie die Zeitschrift „Elle“ in ihrer Beilage Fashion-Thriller meint - „It-Accessoires für Menschen mit Designverstand!“ 

 

Text: Sybille Hilgert