Baden leicht gemacht

Vor dem Hintergrund der demographischen Entwicklung ist es die künftige Aufgabe modernen Baddesigns, das Leben für möglichst viele Menschen leichter zu machen. Das Konzept des Easy bathroom stellt den Menschen in den Mittelpunkt und soll möglichst viele Nutzer ansprechen. Es folgt der Idee des „Universal Design“, bei dem sich niemand ausgeschlossen fühlen soll – weder Alt noch Jung, weder durch Zutrittsbarrieren noch durch komplizierte Funktionen, stilistische Prägungen oder Fachchinesisch. 

Ein selbstbestimmtes Leben erscheint uns heute als das höchste Gut. Weder Krankheit noch Alter sollen uns dabei in die Quere kommen. Integration ist die Lösung für eine Gesellschaft, die es sich nicht mehr leisten kann, Ältere und Menschen mit einem Handicap vom sozialen und ökonomischen Leben auszuschließen. Das neue, barrierefreie Bad ist komfortabel, vielseitig und schick. Es zeichnet sich weniger durch spezielle Hilfsmittel aus als durch einfache Funktionalität, eine hohe Fehlertoleranz und eine durchdachte Gestaltung, die flexible Nutzungen zulässt. Hier lassen sich Hilfsmittel unauffällig integrieren, wenn sie gebraucht werden. Im Stil unterscheidet es sich nicht mehr von den konventionellen, designorientierten Bädern. Das Easy bathroom will keine Spezialisierung, sondern Normalität schaffen. 

Villeroy & Boch, Lifetime 

Peter gluckst begeistert. Beide Hände spielen mit dem weichen Wasserstrahl. Dass dabei seine aufgekrempelten Ärmel nass werden, bemerkt er gar nicht. Er schlägt sich mit einem ganz anderen Problem herum: Er kann das Wasser fühlen, er kann den Wasserstrahl sehen, aber er bekommt ihn einfach nicht zu packen! Wie oft er auch neben Mama auf dem Schrankpodest neben dem Waschtisch kniet und sich über den etwas höher liegenden Waschbeckenrand lehnt … er wird nicht müde, den Wasserhahn aufzudrehen und zu staunen. Die breite Ablage unterhalb des Waschbeckens ist ihm vertraut – hier wird er gelegentlich gewickelt, und hier setzt Mama ihn hin, wenn sie ihn morgens anzieht. Seit einiger Zeit kann er auch selbst auf das Schrankelement klettern und sich die Hände waschen. Mama war stolz, dass er das jetzt schon ganz alleine schafft. Gestern hat er das erste Mal unter der Dusche gestanden. Dafür musste er gar nicht klettern. Papa hat das Wasser weit unten an einer langen Stange fest gemacht, an der er sich auch festhalten konnte. Er durfte den Teller, aus dem das Wasser kommt, hin und her drehen und sogar in die Hand nehmen. Das ging ganz leicht. Dann hat er die durchsichtige Wand nass gemacht und dann Papa, und dann hat Mama gelacht. 

 

Peter ist 2 Jahre alt. 

 

Thomas liebt ein ausgedehntes Bad. Die eleganten breiten Ablagen machen sich dabei ausgesprochen nützlich. Handtuch, ein kaltes Getränk, Zeitung und das Foto-Magazin liegen und stehen weit verstreut auf den Stufen und dem Podest, welche die Wanne an zwei Seiten umgeben. Amélie ist ins Bad gekommen und hat sich zu ihm auf den Badewannenrand setzt. Peter schläft schon, sonst wäre er bestimmt wieder die Podeststufen raufgeklettert und hätte ins Wasser gepatscht. Sie reden über den vergangenen Tag, planen einen Wochenendausflug. Thomas genießt das Bad und lässt ein wenig warmes Wasser aus der Thermostatarmatur nachlaufen, die sie vor allem Peters wegen gekauft hatten – wegen des Verbrühschutzes. Noch vor ein paar Monaten hatte Thomas trotz der Stütze durch Podest-Reeling und Armatur erheblich Schwierigkeiten, in die Wanne (und vor allem heraus) zu kommen. Nach seiner Bandscheiben-OP hat er sich daher einige Wochen auf die Dusche beschränkt. Und auch wenn er damals keinen Rollstuhl gebraucht hatte, war er doch überrascht, wie hilfreich die beidseitigen, unterschiedlich hohen Ablagen, die ergonomische Waschbeckenform und der unter den Waschtisch zu schiebende Hocker waren – von der bodengleichen Dusche mal ganz zu schweigen. Ihm war vorher nie bewusst gewesen, wie durchdacht das schlichte und zeitlose Design der Badausstattung war. Amelie musste ihm noch nicht einmal helfen. Das hatte diese schwierige Zeit wirklich erleichtert. 

 

Thomas ist 41 

 

Helene liebt die Zeit vor dem Zubettgehen, wenn sie sich ausgiebig eincremt, die Haare bürstet und der üblichen Schönheitspflege nachgeht. Wie früher, als sie noch einen Schminktisch im Schlafzimmer stehen hatte. Der Platz vor dem Waschtisch ist ihr inzwischen fast noch lieber geworden, denn hier hat sie gutes Licht, Wärme und viele Ablageflächen und Schränke zu Verfügung. Das Beste ist aber der große, tief heruntergezogene Spiegel. So kann sie auf dem Hocker vor dem Waschbecken und der anschließenden Ablageplatte sitzen, die ausreichend Beinfreiheit bieten. An die Dusche hat sie sich hingegen lange nicht gewöhnen können. Sie hat eigentlich nie gerne geduscht, ein Bad war ihr lieber. Inzwischen findet sie durchaus Gefallen an dem sanften, regenartigen Wasserstrahl. Die Dusche war in ihrem Alter einfach praktischer, und sie kann sich dabei sogar hinsetzen, wenn ihr danach ist. Ausgerutscht ist sie auf den natürlich wirkenden Bodenfliesen noch nie, und das niedrige Waschbecken und die Handtuchhalter, die am Waschplatz, bei der Badewanne und der Dusche hüfthoch angebracht sind, bieten ihr Halt, wenn sie ihn braucht. Das gibt Sicherheit. Wie praktisch, denkt sie, wenn ich mal richtig alt bin. 

 

Helene ist 77 

Keuco, Plan B free 

Kludi, MX XXL 

Duscholux, Free Caprivi 

Keramag, Silk 

Burgbad, Nino 

Geberit, AquaClean 8000plus 

Villeroy & Boch, Lifetime 

Easy bathroom für ein einfaches Leben

Peter, Thomas, Amelie und Helene bewohnen dasselbe bzw. das gleiche Bad. Und das, obwohl sie sehr unterschiedliche Ansprüche haben – gute Erreichbarkeit und Bedienbarkeit für Kleinkinder, zeitloses Design und Komfort, Barrierefreiheit und Hilfestellung bei schwacher körperlicher Konstitution. Möglich wird dies durch den Gestaltungsgrundsatz Easy bathroom. Dieses Badkonzept verfolgt keine stilistische Ausrichtung oder ausstattungstechnische Besonderheit, und es will auch nicht bestimmten Zielgruppenbedürfnissen entgegen kommen. Im Gegenteil. Es will nicht mehr und nicht weniger, als allen – oder doch möglichst vielen – gerecht zu werden. Das Easy bathroom vereint Sicherheit, Ergonomie und zeitgemäße Ästhetik und ermöglicht es unseren vier Protagonisten, ihr Bad in jedem Altersabschnitt selbstständig zu nutzen. 

 

Tatsächlich greift der Universal Design-Ansatz des Easy bathroom weiter als die barrierefreie Gestaltung von Badezimmern. Statt Barrieren zu beseitigen, will Universal Design erst gar keine Barrieren aufkommen lassen. Bei Produkten und Raumausstattung versucht die Gestaltung eine einfache Handhabung zu gewährleisten und dabei generationsübergreifend attraktiv zu sein. 

 

In Umkehrung zu dem Technisierungsprozess, der Küche, Wohnzimmer und auch das Bad zu medial vernetzten und funktional aufgerüsteten Schaltzentralen macht, besinnen sich immer mehr Menschen auf die Vorteileeines einfachen Lebens, das nicht unnötig durch Geräte und multifunktionale Ausstattungen kompliziert wird. Sie wollen mit ihrem Mobiltelefon telefonieren und nicht Kochrezepte im Internet googeln. Schließlich ist unser Leben schon kompliziert genug. Sie erwarten vom Baddesign eine Vereinfachung ihres Alltags, gleichzeitig aber auch die Vereinfachung schwieriger Situationen, die gutes Design voraussehen sollte. Wie kann solch elementaren, aber mitnichten einfachen Anforderungen entsprochen werden? 

Neue Maßstäbe setzen

Oft ist es gerade das Einfachste, was die größten Schwierigkeiten bereitet, und dann ist Weglassen manchmal die beste Lösung. Das Rezept, das Designer und Sanitärhersteller gefunden haben, könnte man so zusammenfassen: Ein Produkt und ein Raum werden auf ihre Basisfunktionen reduziert und qualitativ und ästhetisch bis in jede Kleinigkeit perfektioniert; anschließend werden sparsam Eigenschaften hinzugefügt, die den grundlegenden Ansprüchen all jener entsprechen, die sich jenseits der statistischen Norm bewegen – also junge, alte oder behinderte Menschen. Wer sagt denn, dass es ausgerechnet die groß Gewachsenen sein müssen, an deren Maßstab sich die Installationshöhe von Lichtschaltern orientiert? Die Ästhetik wiederum orientiert sich im Easy bathroom zum einen an der Schlichtheit, die dem Einfachheitsprinzip entspricht und für eine zeitlose Optik sorgt, und zum anderen an dem konventionellen Geschmack. Schließlich soll es auch möglichst vielen Menschen gefallen. 

Produkte mit Mehrwert für mehr Menschen

In allen Lebensphasen und -lagen soll das Easy bathroom Nutzern unterschiedlichen Alters und Geschlechts diverse kleine Hilfen bieten. Auf der Produktebene bieten sich Modelle an, die Komfort und vielseitigen Einsatz mit einfacher Bedienbarkeit und Sicherheitsaspekten kombinieren. So erweist sich das Duschsystem Smartshower (Hansa) für jede Altersgruppe als praktisch, denn neben Kopfbrause und Körperbrausen bietet es auch eine flexible, tief angesetzte Handbrause. Die siebenundsiebzig Jahre alte Helene kann sich beim Duschen auf den integrierten Klappsitz setzen und den kleinen Duschkopf nutzen oder sich von der oberen Brause berieseln lassen. Ein ergonomisch geformter Klappsitz sorgt hier für sicheren Komfort. In der Variante mit Thermostat wird sowohl die Gefahr des Verbrühens als auch ein lästiges Vorlaufen vermieden, was weniger gelenkigen Nutzern das Duschen schon mal verleiden könnte. Das Duschsystem wirkt durch seine flache Form mit abgerundeten Kanten vornehm und lässt sich einfach per Knopfdruck bedienen, etwa wenn verschiedene Wasserstrahlarten gewünscht werden. 

 

Praktisch ist also wichtig, aber es ist nicht alles. Warum sollte im Easy bathroom auf den Komfort verzichtet werden, der in anderen, weniger allgemeingültigen Badkonzepten geboten wird. Jede Menge Wellness bieten da Dampfbad-Kabinen mit verschiedenen Brausen und Strahlarten, verschiedenen Dampfbadeinstellungen und ausklappbaren Sitzen aus feuchtigkeitsresistentem Holz oder Kunststein. In einer solchen Dusche können sich die Nutzer frei bewegen, stehen oder sitzen. Neuere Modelle besitzen auch schon mal Düsen für eine „Regendusche“, Nebeldüsen, eine Audioanlage und/oder eine Duftstoffschale für verschiedene Aromen. Es gibt sowohl klassische als auch experimentierfreudigere Funktionen, die den individuellen Vorlieben entsprechend eingestellt werden können. 

 

Bei den Kombi-Bade-Duschwannen sind inzwischen einige Modelle auf dem Markt, die einen bequemen Einstieg durch eine wasserdicht schließende Tür erlauben. Eine gesonderte und besonders komfortable Badewanne sollte, wie etwa das Modell Silk (Keramag), genügend Platz bieten und für alle Altersklassen komfortabel sein. Bei Silk befindet sich zudem der Überlauf unter einem integrierten Kopfkissen, das zur Kopfstütze hochgeklappt werden kann. An der Seite der Wanne ist ein eleganter Haltegriff montiert, der zusammen mit einer verschiebbaren Trittstufe den Einstieg in ein heißes Schaumbad erleichtert. Das Programm bietet ein umfangreiches Keramik-, Ablagen- und Möbelprogramm samt höhenverstellbarem Hocker, integriertem Schminktisch, Handtuch-Reeling und komfortabler WC-Ablage – alles in dezent-elegantem Design. Beim kompakten Badmöbel Mirrorwall (Duravit) wiederum sind Armaturen und Schrankelemente an einer Spiegelwand installiert. So hätte Thomas eine Ganzkörperansicht von sich, Helene und Amélie könnten sich sitzend vorm Spiegel eincremen, und auch der kleine Peter könnte sich beim Zähneputzen im Spiegel sehen. Die Spiegelwand wird von einem Lichtsystem ausgeleuchtet, das an den Seiten installiert ist und per Touch-LED bedient wird. Breite Ablageflächen bieten zum Beispiel auch zwei nebeneinander liegende Waschbecken Akzent Integra (Keramag). Hier ist genügend Platz für Zahnbürsten, Becher, Tuben, Seifen oder Creme-Tuben. Beim WC ist vor allem die Sitzhöhe individuellen Bedürfnissen anzupassen. Daneben bieten Modelle wie etwa AquaClean 8000plus (Geberit) zusätzlichen Komfort: Hier wird auf Knopfdruck ein Duscharm ausgefahren, der die Intimzone mit warmem Wasser reinigt. Diese WC-Funktion ist in Ländern wie Indien oder den USA bereits ein Standard und sorgt für Erfrischung und Reinheit. 

 

Was früher mit dem Stichwort „barrierefrei“ eine geflieste Raumecke mit Vorhang bezeichnete, ist heutzutage bei modernen und großzügigen Baddesigns ein schon fast selbstverständliches Gestaltungsprinzip, das für Lifestyle und Komfort steht: die bodengleiche Dusche. Mit innovativen Duschflächen – wie etwa von Bette – wird der Zutritt kinderleicht und ein wohnliches Ambiente geschaffen. 

Grenzenloses Design

Doch barrierefrei im zeitgemäßen Sinn meint nicht nur bodengleiche Installation, sondern grenzfreie Konzeption und Gestaltung: Universal Design soll es möglich machen, jeden willkommen zu heißen, damit sich niemand ausgeschlossen fühlen muss – auch nicht durch eine noch so gut gemeinte Sonderbehandlung. Entsprechend normal sieht das Easy bathroom auch aus: klassisch oder modern, frisch oder elegant, aber immer zeitgemäß. Die Displays sind groß, die Griffe handlich, Kanten leicht gerundet und Waschbecken und Ablagen teilweise unterfahrbar. Wo es geht, wird ein Bewegungsfreiraum von mindestens 1,5 x 1,5 Meter eingeplant, und sämtliche Installationen und Produkte orientieren sich an den ergonomischen Ansprüchen möglichst vieler Menschen. Und vor allem: Das Easy bathroom macht das Leben nicht nur leichter, sondern auch schöner. 

 

Text: Claudia Wanninger