Purismus, der

[puˈʁɪsmʊs]

Purismus wird heute meist gleichgesetzt mit „Schlichtheit“ und „Einfachheit“. Purismus will eine kulturelle Eigenart so authentisch, ursprünglich und rein wie möglich erhalten. Insofern kann auch eine stilreine klassizistische Gestaltung als puristisch verstanden werden. Purismus ist daher immer mit einer gewissen Strenge verbunden. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Sprachkritik, wobei ein reiner, unverfälschter, von allen Fremdkörpern befreiter Stil gefordert wird. Als gestalterische Haltung ist der Purismus entstanden aus einer sich vom russischen Konstruktivismus herleitenden Ästhetik, der eine klare, strenge Kunst auf der Basis rein architektonischer und geometrischer Formen forderte. Das Ideal ist die Komposition aus elementaren geometrischen Formen bei der Vermeidung rein dekorativer Effekte.

 

Im heutigen, vornehmlich auf Design bezogenen Sinne bezeichnet Purismus eine extrem reduzierte Formensprache mit schon fast asketischer Ästhetik. Hierbei kann auch eine moralische Komponente anklingen: Bescheidenheit in der äußeren, formalen Gestaltung, die eine fast schon sakrale Konzentration auf innere Qualitäten befördern soll. Da der Purismus auch das Ideal der Echtheit vertritt, wird hier – im Unterschied etwa zum Minimalismus – nichts kaschiert, um homogener und glatter zu wirken. Alle Dinge sollen für sich sprechen. Typisch sind ein reduzierter Materialmix, unbehandelte Oberflächen, Klarheit durch scharfe Linienführung, geometrische oder archetypische Formen (auch traditionelle, einfache Formen), eine farblich tendenziell homogene Gestaltung oder harte Kontraste mit wenigen Primärfarben, Schwarz-Weiß-Kombinationen und Grauschattierungen.