Funktionalismus, der
[fʊŋkt͡si̯onaˈlɪsmʊs]
Eine wichtige Strömung in Architektur und
Design im 20. Jahrhundert, in der die Eigenständigkeit der Form als rein
ästhetischer Wert zurückgedrängt wird. Im Vordergrund steht die aus dem
Verwendungszweck des Gebäudes oder des Geräts sich notwendig ergebende Form.
Die Funktionalisten beriefen sich dabei auf die berühmte, gleichwohl weitgehend
fehlinterpretierte Maxime von Louis Henry Sullivan, „form follows function“.
Abgrenzungspunkt zu anderen Richtungen der Moderne
ist die Ablehnung einer emotionalisierenden Dynamik. Typisch ist eine betont
sachliche, geradlinige, nüchterne Gestaltung. In der Architektur ist das
Organisationsprinzip die Rasterung komplexer Konstruktionen in kleine Einheiten
und deren Vervielfältigung. Stahlskelettbau, grazile Stützenkonstruktionen mit
flexiblem Grundriss, die scheinbare Aufhebung der Schwerkraft und der modulare
Aufbau sind Kennzeichen des funktionalistischen Bauens. Ziel ist nicht nur eine
ästhetische, sondern auch eine geistige Ausgewogenheit und Klarheit.
Dementsprechend wirken funktionalistische Bauten und Produktarrangements häufig
nicht nur rational, sondern auch unterkühlt. Die Suche nach der „reinen Form“
steht dabei oftmals im Konflikt mit Individualität und Vielfalt. Das Ideal der
Ordnung wird im Funktionalismus gegen das Chaos und die Komplexität der
Erscheinungen gesetzt.
Während die funktionalistische Architektur
mit den Künstlern des Bauhaus emigrierte und sich als „Internationale Moderne“
mit zum Teil nüchterner, zum Teil organisch gestalteter Ausrichtung
weiterentwickelte, setzte sich der Funktionalismus im Produktdesign nach dem
Zweiten Weltkrieg vor allem in Deutschland durch. An der Hochschule für
Gestaltung in Ulm (HfG Ulm) wurde die sogenannte „Gute Form“ zum
Gestaltungsideal erklärt.