Top-Trend: Die freistehende Badewanne als Raumobjekt

Die freistehende
Badewanne wird gerne als Raumobjekt moderner Badplanungen eingesetzt. Als
Eyecatcher und Inbegriff von Badekomfort steht sie bei der Planung einer
Wohlfühloase ganz oben auf der Wunschliste vieler Bauherren. Nach der Devise
„Weg von der Wand“ bietet die freistehende Wanne attraktive Gestaltungsoptionen
für originelle und exklusive Bäder. Doch wie setzt man das Lifestyle-Produkt
gekonnt in Szene?
Freistehende Badewannen liegen voll im Trend und stehen für
Lifestyle, Luxus und die Kunst des Genießens. Als exklusiver Bestandteil eines
Private Spa ist die freistehende Badewanne zum Symbol einer neuen
Wellness-Kultur geworden. Jenseits ihrer Entspannungs-Funktion hat sie
Bedeutung als architektonisches Raumelement, das wie kein anderes
Sanitärprodukt ein neues Badezimmer prägt. Für viele Menschen ist sie mit positiven
Assoziationen wie „Frei-Zeit“, Wellbeing und entspannender Körperpflege verbunden.
Dadurch ist sie zum Kult-Objekt und Statussymbol der modernen Badplanung geworden.
Während sich die Walk-in-Duschen optisch sehr zurücknehmen – je unauffälliger,
desto besser – werden die schlichten, aber raumgreifenden Wannen zum
dominierenden Interior-Design-Feature.
Eine freistehende Badewanne braucht Raum zum Atmen
Dabei braucht die freistehende Badewanne viel Freiraum. Die
Hersteller arbeiten zwar kontinuierlich daran, die Innenräume freistehender
Badewannen zu optimieren, um bei gleichem Badkomfort die Außenabmessungen zu
minimieren – dennoch benötigt sie nun mal mehr Platz, um ihre Wirkung richtig
zu entfalten. Mit einer durchschnittlichen Netto-Größe von 1800 x 800 mm und
einer belegten Fläche von rund 1,5 Quadratmetern ist der Platzanspruch nämlich noch
nicht erfüllt. Um das Schmuckstück richtig wirken zu lassen und praktisch
nutzen zu können, ist ein Minimum von einem Meter Freifläche rund um die
freistehende Badewanne nötig. Dadurch beansprucht sie schnell mal eine Zone von
rund zehn Quadratmetern! Bei einer hierzulande durchschnittlichen Badezimmergröße
von neun Quadratmetern ist eine freistehende Badewanne für viele Bäder damit
eigentlich keine Option.
Eine Platzierung an der Wand ist gestaltungstechnisch ein
Kompromiss und meist auch nicht sehr praktisch – schon die Reinigung hinter der
Wanne gestaltet sich aufwändig bis unmöglich. Dagegen ist die Platzierung in
einer Raumecke schon eher machbar, wenn auch nicht optimal. Als Ecklösung haben
die in den 80er- und 90er-Jahren häufig verbauten Eckbadewannen oder 6-Eckbadewannen
heute kaum noch eine Relevanz bei der Kaufentscheidung. Liegt das Badezimmer
unter einer Dachschräge, lässt sich die freistehende Wanne geschickt unter der
Schräge platzieren –zum Zonieren des Raums eine gute Option.
Ikonisches Vorbild löste Renaissance der freistehenden Wanne aus

Eine
Ikone des modernen Badezimmers ist die freistehende Badewanne Starck I von
Hoesch. In der Kooperation mit Duravit und Hansgrohe/Axor gestaltete Philippe
Starck im Jahr 1994 einen Archetyp.
Foto: Hoesch, Hansgrohe, Duravit
Den Prototyp der modernen freistehenden Badewanne entwarf
Philippe Stark im Jahr 1994 für den Sanitäracryl-Spezialisten Hoesch aus Düren.
Die zusammen mit den Kooperationspartnern Axor/Hansgrohe und Duravit präsentierte
Kollektion löste die Erfolgstory der freistehenden Badewanne aus. Die von
Starck zitierten historischen Vorbilder waren die Formen von Zubern oder Sarkophagen
(u.a. im Mailänder Dom), die er in seiner unvergleichlichen Art formal abstrahierte
und in eine moderne Formensprache übersetzte. Nach dem ikonischen Vorbild des
französischen Designers entstanden unzählige Varianten. Vielen Entwürfen
gemeinsam ist dabei der Mittelablauf und die symmetrischen Rückenschrägen mit
der Möglichkeit, zu zweit zu Baden. Hinzu kommen rechteckige Varianten und auch
runde, freistehende Wannen.
Form aus einem Guss – aber nicht mehr aus Guss
Im modernen Badezimmer wurden die ersten aufkommenden
freistehenden Badewannen zweiteilig hergestellt. Dies ist für den Transport und
die Installation durchaus zweckmäßig, wiegen die Wannenschwergewichte aus
Mineralguss oder Stahl-Emaille doch gerne mal 100 kg und mehr. Moderne
Fertigungsverfahren ermöglichen es heute, die freistehende Badewannen aus einem
Guss zu fertigen (in der Regel aus unterschiedlich zusammengesetztem
Mineralguss). Während die historischen Badewannen – mit Löwenfüßen oder als
schlichter Zink-Zuber – entweder aus Gusseisen oder aus Blech hergestellt
wurden, ist heute auch eine Fertigung aus hygienischem Stahlemaille möglich,
wie zahlreiche Modelle und Varianten in diversen Abmessungen zeigen.
Herausforderungen bei der Installation: Statik, Wasser und Strom

Wichtig für Wannenstandort und Installation im Bestand: Wasserablauf und -anschluss müssen
in Richtung Raummitte verlegt werden.
Foto: Adobe Stock
Im Neubau kann die Infrastruktur für eine freistehende
Badewanne direkt berücksichtigt werden. Im Bestand gestaltet sich der Einbau
des Wunschobjekts häufig schwieriger. Ist die Frage der Statik (Wichtig:
Gewicht der Wanne + Wasser + Gewicht der Nutzenden + Reserve) und des
Transports der Wanne zum Standort geklärt, bleibt nämlich noch die wohl größte
Herausforderung für eine Installation im Bestand: Wasserablauf und -anschluss müssen
in Richtung Raummitte verlegt werden. Nicht ohne Grund sind viele
wasserführende Produkte an der Wand angeordnet – bei der freistehenden
Badewanne muss die Badplanung diesen Standard durchbrechen.
Bei einem hohen Estrich ist dies noch relativ einfach. In
allen anderen Fällen ist Kreativität gefragt. Die Wannenbefüllung erfolgt entweder
über eine freistehende Armatur, oft auch mit integrierter Handbrause, oder
durch einen innovativen Wannen-Ablauf. Per Knopfdruck kann man das Wasser hierbei
gradgenau einlaufen lassen. Eine Handbrause ist dennoch praktisch, etwa zum
Haarewaschen oder zur Reinigung der Wanne. Ist dies gewünscht, sollte dieses
Feature unbedingt von Anfang an eingeplant werden. Auch eine Stromleitung ist
wichtig: für integrierte Lautsprecher, für die Steuerung der Armatur und für
eine mögliche Beleuchtung.
Upgrades, Ergonomie und sinnvolle Ergänzungen
Die freistehende Badewanne aus Mineralguss aus der Architektenserie
Aurena (Design: Antonio Citterio) von Duravit ist optional mit einer angeformten
Stauraum-Box erhältlich. Diese dient nicht nur als Ablagefläche, sondern wird
zum Verbindungselement zwischen der organisch geformten Wanne und der Wand. In
der Box verschwinden alle benötigten Anschlüsse.
Der Ausstattungs-Klassiker für eine freistehende Badewanne
ist die überbrückende Ablage. Dieses Accessoire ist nicht nur praktisch,
sondern steht symbolhaft für ein Private Spa. Der Stahlemaille-Hersteller
Kaldewei präsentierte kürzlich eine Accessoire-Kollektion mit einer Auswahl an
Möbelzubehör-Elementen rund um die freistehende Badewanne.
Bei der Wanne Badu von burgbad erinnert nur noch die äußere
Silhouette entfernt an eine traditionelle Sitzwanne – im Kern ist Badu etwas
ganz anderes: Hier steht der Entspannungseffekt im Fokus der von Thomas Gerig
und seinem Team entworfenen Liegeposition. Die ergonomische Wannenform von Badu
wird durch eine Einwölbung am Wannenboden erzeugt, die den Badenden ermöglicht,
eine rutschfreie Badeposition einzunehmen und damit den Oberkörper entspannt
anzulehnen. Dabei können sich die Beine frei bewegen und im Wasser schweben.
Abgerundete Formen, softe Fasen und organische Elemente
bestimmen aktuell das Design der freistehenden Badewannen. So werden die Wannen
nicht nur zum funktionalen Höhepunkt eines modernen Lifestyle-Bades, sondern auch
zum Blickfang und Objekt in einer modernen Badarchitektur.