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Komplexität, die

[kɔmplɛksiˈtɛːt]

Im Design bezeichnet der Begriff eine vielschichtige Struktur, deren beziehungsreicher Zusammenhang bzw. deren Ordnung nur schwer nachvollziehbar ist. In der Ästhetik wird die Qualität einer Gestaltung auch dahingehend bewertet, wie gut sie Ordnung (Einheitlichkeit) und Komplexität (Mannigfaltigkeit) zu vereinen weiß. Eine komplexe Form stellt den Gegensatz zu einer einfachen, schlichten Form dar. Sie fordert Aufmerksamkeit und erschließt sich nicht intuitive. Dafür kann sie, wenn sie gut gestaltet ist, immer wieder überraschen und wird nicht so schnell langweilig. Heute verbirgt sich hinter einer schlichten Außenform häufig eine komplexe Struktur - sichtbar gemacht etwa beim legendären transparenten Gehäuse des Apple Rechners.

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Individualität, die

[ˌɪndividualiˈtɛːt]

Die Summe dessen, was eine Person (oder im übertragenen Sinne auch ein Produkt) einzigartig macht und sie von allen anderen (ihrer Art) unterscheidet. Das Konzept von Individualität ist kulturell und historisch jedoch sehr unterschiedlich. In unserer westlich geprägten Kultur begann sich seit Renaissance und Aufklärung die Überzeugung durchzusetzen, dass der Mensch ein Recht auf Entwicklung und Entfaltung seiner einzigartigen Eigenschaften habe. Das sich durch den Konflikt mit familiären oder gesellschaftlichen Interessen ergebende Spannungsfeld wird heute als Teil unserer individualistischen Kultur akzeptiert, die durch eine Vielfalt an Lebensstilen und Gruppierungen, aber auch zur Vereinzelung geprägt wird. In anderen Gesellschaften wird Individualität gegenüber dem Gemeinwohl als weniger wichtig empfunden. Die individualistische Kultur führt u. a. zu einem sich stetig erweiternden, variantenreichen Konsummarkt und zu einer großen Produkttiefe. Von einem Produkt werden also unterschiedliche Ausführungen angeboten, die sich durch individuelle Kombinationsmöglichkeiten zu einzigartigen Produkten bzw. Arrangements gestalten lassen.

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Purismus, der

[puˈʁɪsmʊs]

Purismus wird heute meist gleichgesetzt mit „Schlichtheit“ und „Einfachheit“. Purismus will eine kulturelle Eigenart so authentisch, ursprünglich und rein wie möglich erhalten. Insofern kann auch eine stilreine klassizistische Gestaltung als puristisch verstanden werden. Purismus ist daher immer mit einer gewissen Strenge verbunden. Ursprünglich stammt der Begriff aus der Sprachkritik, wobei ein reiner, unverfälschter, von allen Fremdkörpern befreiter Stil gefordert wird. Als gestalterische Haltung ist der Purismus entstanden aus einer sich vom russischen Konstruktivismus herleitenden Ästhetik, der eine klare, strenge Kunst auf der Basis rein architektonischer und geometrischer Formen forderte. Das Ideal ist die Komposition aus elementaren geometrischen Formen bei der Vermeidung rein dekorativer Effekte.

 

Im heutigen, vornehmlich auf Design bezogenen Sinne bezeichnet Purismus eine extrem reduzierte Formensprache mit schon fast asketischer Ästhetik. Hierbei kann auch eine moralische Komponente anklingen: Bescheidenheit in der äußeren, formalen Gestaltung, die eine fast schon sakrale Konzentration auf innere Qualitäten befördern soll. Da der Purismus auch das Ideal der Echtheit vertritt, wird hier – im Unterschied etwa zum Minimalismus – nichts kaschiert, um homogener und glatter zu wirken. Alle Dinge sollen für sich sprechen. Typisch sind ein reduzierter Materialmix, unbehandelte Oberflächen, Klarheit durch scharfe Linienführung, geometrische oder archetypische Formen (auch traditionelle, einfache Formen), eine farblich tendenziell homogene Gestaltung oder harte Kontraste mit wenigen Primärfarben, Schwarz-Weiß-Kombinationen und Grauschattierungen.

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Bauhaus, das

[ˈbaʊ̯haʊ̯s]

Das Bauhaus ist Deutschlands berühmteste Kunst-, Design- und Architekturschule der Klassischen Moderne, die von 1919 (Weimar) über den Neubau von Walter Gropius in Dessau (1925 – 1932) bis 1933 (Berlin) bestand. Von den Nationalsozialisten geschlossen, entwickelt die Schule über ihre in der ganzen Welt verstreuten Schüler einen großen Einfluss auf die internationale Architektur-, Kunst- und Designszene. Der „internationale Stil” in der Architektur (auch „Neues Bauen” genannt) und das moderne Produktdesign haben u. a. im Bauhaus ihre Wurzeln. Ursprüngliches Ziel von Gründer Walter Gropius war die Bildung einer neuen, zeitgemäßen Einheit von Kunst und Technik, um die Kunst im Volk zu verbreiten und zu einer Massenbewegung zu machen. Zu diesem Zweck wurden neu entwickelte, schlichte Formen und neue Materialien wie das Stahlrohr verwandt, die sich für die industrielle Massenfertigung eignen. Einfache Geometrien und die Beschränkung auf das Grundfarbenspektrum in Kombination mit Schwarz, Grau und Weiß sind die klassischen Bauhaus-Stilmerkmale.

 

Die funktionsorientierte Gestaltung wurde als Mittel zur Überwindung der Stile und zur Optimierung der industriellen Fertigung zugunsten bezahlbarer Produkte begriffen. Die neuen Möbel und helle Bauwerke sollten der Arbeiterklasse eine moderne Lebenseinstellung vermitteln. Der Bauhaus-Funktionalismus entwickelte sich jedoch zum Stil einer kleinen, intellektuellen Elite. Wichtige Vertreter des Bauhauses waren neben Gropius vor allem Mies van der Rohe, Marcel Breuer und Wilhelm Wagenfeld.

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Minimalismus, der

[minimaˈlɪsmʊs]

Gestaltungsgrundsatz, der in unterschiedlichen Stilen Verwendung finden kann. Ästhetisches Ziel im Minimalismus ist es, durch eine Reduzierung der Mittel auf das Wesentliche, durch Beschränkung auf den Kern einer Sache ein funktionales und visuelles Ergebnis zu erzielen, das durch Eleganz, geringen Materialeinsatz und formale Konzentration charakterisiert ist. Das Motto „Weniger ist mehr“ geht von der auch im asiatischen Kulturkreis bekannten ästhetischen Regel aus, dass durch Weglassen häufig ein stärkerer Ausdruck erzielt wird, weil nichts Überflüssiges von der „Idee“ ablenkt. Das entsprechende Adjektiv „minimalistisch“ wird oft gleichbedeutend mit „klar“, „einfach“, „reduziert“ verwendet.

 

Typisch für die minimalistische Gestaltung in Architektur und Design ist die Vermeidung jeglicher Überfrachtung, der Einsatz von Primärfarben (Rot, Gelb, Grün, Blau) bzw. geometrischen Primärformen (z. B. Kreis, Quadrat, Dreieck) und kleinen Dimensionierungen bei großflächiger Formensprache. Glatte Oberflächen dominieren. Damit ist oft auch eine kühle, rationale Ausrichtung verbunden, häufig mit funktionalistischer Tendenz. Doch auch bei organischer oder klassischer Formensprache kann minimalistisch gearbeitet werden. Im Design verbindet man mit dem Begriff Minimalismus eine elementare, puristische Tendenz, die sich in den 1980er-Jahren bewusst vom Studio Alchimia und Memphis absetzte. Das Ideal des Minimalismus ist die Einfachheit. Einfachheit bedeutet, dass nur wenige Faktoren zum Entstehen einer Form beitragen. Häufig verbirgt gerade eine minimalistische Produktgestaltung ein sehr komplexes Innenleben bzw. eine komplexe Materialverarbeitung.