Sustainable Bathroom
Natürliche
Materialien, langlebiges Design und die Bescheinigung nachhaltiger Produktion
von Sanitärprodukten sind heute bei deutschen Sanitärunternehmen quasi
Standard. Private Bauleute achten zunehmend auf eine positive Ökobilanz und
fordern immer deutlicher das „nachhaltige“ Badezimmer.
Das Sustainable
Bathroom beschreibt eine Entwicklung, die eine gesamte Branche verändern wird.
Neben Ressourcenschonung, Energiemanagement und nachhaltiger Produktentwicklung
werden dabei wohl auch ganz neue Konzepte wie die Kreislaufwirtschaft eine
zentrale Rolle spielen. Auf der ISH 2023 wird das Sustainable Bathroom in Form
von Produkten, Diskussionsrunden und zielgerichteten Lösungsansätzen im Bereich
Water präsent sein und neue Standards definieren.
Nachhaltigkeit ist als wichtiges Thema in der Mitte der Gesellschaft
angekommen – nicht nur als Gewissensfrage, sondern auch als Ausdruck des Lifestyles.
Der CO2-Fußabdruck wird zu einem repräsentativen Stück unseres
gesellschaftlichen wie individuellen Selbstbilds. Ressourcenschonung ist daher in
allen Bereichen gefragt, auch und gerade im Badezimmer, wo ein Drittel des
täglichen Trinkwasser-Bedarfs für Duschen, Baden und Körperpflege verwendet
wird. Für die Toilettenspülung wandert ein weiteres Viertel in die Klärwerke.
Immerhin ist Deutschland auf dem richtigen Weg: Seit seinem Höhepunkt 1991 sank
der Pro-Kopf-Wasserverbrauch laut Bundesverband der Energie- und
Wasserwirtschaft (BDEW) von 147 auf durchschnittlich 123 Liter pro Tag.
Gleichzeitig macht uns das nach den letzten Dürrejahren selbst im
regenverwöhnten Deutschland zurückgehende Grundwasser bewusst, dass Wasser eine
kostbare Ressource ist.
Ressource Wasser im Badezimmer schonen
Der bewusste Umgang mit Wasser ist die einfachste
Möglichkeit, um im Badezimmer nachhaltig zu agieren. Denn nicht nur der reine
Verbrauch von Wasser, sondern auch seine energieaufwändige Erwärmung schlägt in
jedem Haushalt sowohl kostenanteilig als auch in der Nachhaltigkeits-Bilanz
merklich zu Buche. In erster Linie gehört zum Wassersparen, darauf zu achten, Armaturen
nicht unnötig laufen zu lassen, und vielleicht lieber zu duschen als ein Bad zu
nehmen. Die deutsche Sanitärindustrie macht sich laufend Gedanken darüber, wie
im Bad Wasser eingespart werden kann – sei es am Waschtisch, in der Dusche oder
auch in der Toilette.
Neben dem bewussten Verhalten kann der Wasserverbrauch auch durch moderne
Sanitärprodukte reduziert werden, und zwar ohne großen Aufwand und
Komfortverlust. So sind in modernen Armaturen, Hand- oder auch Kopfbrausen
wassereinsparende Elemente meist schon standardmäßig integriert. Perlatoren –
auch Strahlregler genannt – sind dafür das bekannteste Beispiel. Sie sind kostengünstig,
einfach zu installieren und verringern die Wassermenge, die durch die Armatur
läuft, indem sie dem Wasserstrahl etwas Luft beimischen. Auch viele ältere
Armaturen können damit nachgerüstet werden.
Auch Schwall-, Seiten- und Kopfbrausen werden heute mit
optimierten, wassersparenden Strahlbildern angeboten. Die beliebten Kopfbrausen
können auch mit optimiertem Wasserstrahlbild einen üppigen Monsunregen
simulieren, so dass einen selbst bei regelmäßigem Duschen kein allzu schlechtes
Gewissen plagen muss. Auch Wasserspar-Kartuschen, die an herkömmlichen
Einhebelmischern eingesetzt werden, helfen beim Wassereinsparen, indem sie im
Hebelweg einen Widerstand bewirken und ein unbedachtes Öffnen bis zum Anschlag
verzögern. Im öffentlichen, aber auch zunehmend im privaten Bereich helfen berührungslose
Armaturen, Wasser einzusparen. Selbst das Vollbad kann ressourcenschonender
gestaltet werden, da sich mit Innenraum-optimierten Badewannen die für den
Wellness-Effekt nötige Wassermenge deutlich reduzieren lässt.
Energiesparende Installationen
Egal ob am Waschtisch oder in Dusche eignen sich Einhebelmischer
besonders gut zur Einsparung von Wasser, da der Wasserdurchlauf schneller geöffnet
und geschlossen werden kann. Zudem haben sie einen grundsätzlichen
Energiespareffekt, da sich hier die gewünschte Temperatur zügiger einstellen
lässt als mit Zweigriffarmaturen. Und schließlich helfen auch berührungslose
Armaturen in immer mehr heimischen Badezimmern beim bewussten Umgang mit Wasser
und Energie: Sensoren übernehmen die elektronische Steuerung des Wasserflusses
und stellen ihn automatisch an- und ab. Hierbei kann die Temperatur oft sogar
voreingestellt werden. Das Wasser fließt also nur dann, wenn es wirklich
benötigt wird.
Bei Thermostatarmaturen, die an der Badewanne oder in der Dusche
installiert werden können, lassen sich Wasser-Höchsttemperatur und
Durchschnittstemperatur festlegen, die dank des eingebauten Messfühlers
konstant gehalten wird. Damit wird nicht nur eine mögliche Verbrühgefahr
vermieden – die Zeit, in der unnötig Wasser fließt, bis die gewünschte
Temperatur erreicht ist, reduziert sich auf Minimum.
Das WC als Top-Wassersparer
Heutige Spülkästen sind in der Regel mit einer Spültaste
ausgerüstet, die den Wasserflusses beim Loslassen der Taste beendet; oder sie verfügen
direkt über eine Kurzspültaste. Bei dieser 2-Mengen-Spültechnologie lassen sich
im Vergleich zu konventionellen Spülsystemen bis zu 50 Prozent Wasser
einsparen. Während bei Betätigung der großen Taste 6 Liter Wasser durch die
Toilette gespült werden, sind es bei der kleinen Taste nur ca. 3 Liter Wasser
pro Spülung.
Gleichzeitig tragen die von den Badherstellern vorangetriebenen
Technologien in puncto effektiverer Spülung innerhalb der WC-Schüssel nicht nur
dazu bei, den Wasserverbrauch im Bad weiter zu senken, sondern machen die
Toilette auch hygienischer und einfacher zu reinigen. Vor allem spülrandlose
WCs erleichtern die Reinigung ungemein, da durch den fehlenden Spülrand alle
Bereiche einfach erreicht und gesäubert werden können. Das wiederum minimiert
den Gebrauch von umweltschädlichen, teilweise sehr aggressiven
Reinigungsmitteln.
Und auch das Dusch-WC macht sich in einem nachhaltigen Badezimmer
gut und eignet sich vor allem für jene, die auf gesteigerte Hygiene und Komfort
Wert legen und dafür auch gelegentlich auf Feuchtpapier zurückgreifen. Das ist nämlich
nicht nur aus Umweltschutzgründen problematisch, sondern birgt auch für die
Kanalisation und die Klärwerke ein gesteigertes Verstopfungsrisiko: Es muss
aufwändig aus dem Abwasser geharkt und verbrannt werden. Zudem besteht
Feuchtpapier aus Kunststofffasern wie Polymeren oder Polyester – es löst sich
also nicht einfach im Wasser auf und belastet die Umwelt durch Mikroplastik
nachhaltig. Mit einem Dusch-WC kann auf solche Vliesstoffe verzichtet und der
Klopapier-Verbrauch ganz allgemein gesenkt werden. Zudem ist die Reinigung mit
Wasser, wie sie beim Dusch-WC erfolgt, schonender.
Recyclebare Materialien und Vermeidung von (Plastik-)Müll
Beim Thema Sustainable Bathroom geht es nicht nur um die
Einsparung von kostbaren Ressourcen, technisch komplexe Produkte und modernste
Technologien. Ein anderer Weg zum nachhaltigen Badezimmer besteht darin, langjährig
nutzbare Produkte zu verwenden, die aus natürlichen oder auch recycelbaren
Materialien bestehen. Nicht nur bei Kosmetik und Hygieneartikeln lässt sich
Plastikmüll vermeiden, sondern auch bei der Badezimmer-Ausstattung mit Sanitärprodukten
und Badmöbeln. Dabei geht es längst um weit mehr als Fragen wie „Holz oder
Kunststoff?“ und „Keramik oder Mineralguss?“, denn das Thema ist komplex. Auch
Aspekte wie Transport, Regionalität und Wiederverwendbarkeit müssen
berücksichtigt werden.
Der Einsatz von recyclingfähigen Materialien rückt dabei
immer mehr in den Fokus einer nachhaltigen Badezimmerplanung. Die Vorteile von Sanitärkeramik
oder Stahl-Emaille sind ihre lange Haltbarkeit und 100-prozentige Wiederverwertbarkeit.
Bei der Produktion von Sanitärprodukten wird heute insgesamt mehr auf
Sortenreinheit und trennbare Materialien geachtet, um das Recycling zu
erleichtern und die Entwicklung einer Circular Economy zu ermöglichen.
Natürliche Materialien, wie zum Beispiel Öko-Putz,
Naturstein oder Holz, unterstützen eine nachhaltige Badgestaltung. Auch bei
Badezimmermöbeln lohnt es sich darauf zu achten, aus welchen Materialien sie
bestehen, ob ihre Produktion frei von Giftstoffen erfolgte oder ob sie sogar
einer klimaneutralen Herstellung entstammen. Gütesiegel und Öko-Labels wie das
Goldene M, der Blaue Engel, Möbel Made in Germany, FSC, PEFC u.a. helfen dabei,
umweltfreundliche und qualitativ hochwertige Produkte zu finden.
Nachhaltige Produkte und langlebiges Design
Ausgehend von einer durchschnittlichen Nutzungsdauer eines
Badezimmers von 15 bis 20 Jahren erscheint es sinnvoll, bei der Badausstattung
darauf zu achten, dass Ersatzteile und austauschbare Komponenten unbegrenzt
lieferbar sind. Da Planung, Lieferung und Montage eines Badezimmers oder
einzelner Sanitärmodule in Deutschland oft aus einer Hand durch das Fachhandwerk
erfolgen, werden dadurch Lieferbarkeit sowie Garantieleistungen gewährleistet.
So können mögliche Reparaturen und Erneuerungen ohne viel Aufwand für Mensch
und Umwelt durchgeführt werden und das Bad lange schön erhalten bleiben. Am Ende
ist eben auch eine möglichst lange Nutzungsdauer von Produkten eine wichtige Nachhaltigkeits-Komponente,
garantiert durch langlebiges Design und hohe Produktqualität.
Im Idealfall kann sich das Badezimmer mit den je nach
Lebensabschnitt wechselnden Anforderungen auch verändern, wenn die Planung dies
von Anfang an berücksichtigt. Dazu gehören technische Ausstattungen für
elektrische Bauteile genauso wie mögliche Ergänzungen durch Griffe und eine
barrierefreie Planung, aber auch eine ästhetisch neutrale Gestaltung der
Grundausstattung. Dabei bilden die Sanitärprodukte, metaphorisch gesprochen, eine
Art weiße Leinwand bzw. Plattform zur Inszenierung des Bades durch seine Nutzer
und Nutzerinnen. Persönliche Stilpräferenzen und modische Aktualität werden dann
eher durch den Einsatz von Accessoires oder durch eine (teilweise) Renovierung von
Wand und Boden erzielt.
Eine komplette Branche ist auf „Grün“ eingestellt
Die Beschäftigung mit einem nachhaltigen Badezimmer kann
auch nicht vollkommen losgelöst von Handwerk und Badplanung erfolgen. Zu sehr
sind Sanitärprodukte für die Ausstattung mit technischen Systemkomponenten
miteinander verbunden. Auf eine nachhaltige Badplanung kommt daher in den
nächsten Jahren eine zunehmende Verantwortung zu. Und auch der dreistufige
Vertriebsweg in Deutschland gewährleistet mehr als nur die umfängliche
Bereitstellung an nachhaltigen Produkten, denn das Thema Nachhaltigkeit spielt
auch bei Logistik, Verpackung, der Verfügbarkeit von Ersatzteilen sowie beim
Service eine zunehmende Rolle. „Das Thema Nachhaltigkeit wird auch für unsere
Branche ein Katalysator in allen Bereichen sein“, erklärt Jens J. Wischmann,
Geschäftsführer der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft e.V. „Wir sehen
nicht nur auf eine zunehmende Nachfrage nach nachhaltig geplanten Badezimmern seitens
der Bauleute, sondern auch eine Optimierung der Prozessketten mit dem
Schwerpunkt Nachhaltigkeit bei allen Marktteilnehmern. Die ISH 2023 wird daher
ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Sustainable Bathroom.“
Das nachhaltige Badezimmer ist letztendlich ein
zukunftsorientiertes Konzept, das smarte, Wasser und Energie sparende Produkte,
umweltschonende Industrieproduktion, nachhaltige Materialien,
zukunftsorientierte Badplanung und ein langlebiges Design kombiniert.