Leitungen spülen: sichere Wiederinbetriebnahme von Sportanlagen

12/22

Nach längerer Ruhepause sollten alle Wasserentnahmestellen von Sportstätten vor Wiederinbetriebnahme ausgiebig gespült werden.

Ob Turnhallen, Vereinshäuser, Freibäder oder Sportanlagen – über die Wintermonate sind einige Sportstätten außer Betrieb. Während dieses Stillstands kann sich in den Rohrleitungen eine gefährliche Konzentration an Legionellen bilden. Aus diesem Grund werden mikrobiologische Kontrolluntersuchungen normalerweise bereits nach vier Wochen Stillstand durchgeführt. Diese können sich Betreiber von Sportstätten ersparen, indem auch während der Nichtnutzung der bestimmungsgemäße Betrieb simuliert wird. Und zwar durch das ausgiebige Spülen aller Entnahmestellen.

Trinkwasser wird in jeder Sportstätte benötigt: Am offensichtlichsten zum Duschen, aber auch an den Waschbecken in den Sanitär- und Vereinsräumlichkeiten sowie zum Spülen von Toiletten und Urinalen. In der Regel ist das Trinkwasser dabei von höchster Güte. Bei der Wiederinbetriebnahme von Gebäuden, wie z.B. Sportanlagen, die längere Zeit pausieren mussten, ist jedoch Vorsicht geboten. Bei ausbleibender oder eingeschränkter Nutzung steht das Wasser lange in den Leitungen. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass sich gesundheitsgefährdende Bakterien wie Legionellen übermäßig im Wasser vermehrt haben. Insbesondere Legionellen werden durch zerstäubtes und vernebeltes Wasser übertragen, das beispielsweise beim Duschen oder Händewaschen entsteht. Die Bakterien verbreiten sich in der Luft, werden eingeatmet und können dadurch eine schwere atypische Lungenentzündung auslösen. Der beste Schutz vor einer solchen Infektion ist das regelmäßige Spülen der Leitungen.

Wasser muss fließen

Sowohl während des Stillstands als auch bei der Wiederinbetriebnahme stehen die Betreiber von Sportanlagen in der Pflicht, dass das Trinkwasser in ihren Anlagen seine hohe Güte behält. Denn auch hier unterliegen alle wasserführenden Systeme der Trinkwasserverordnung. In der Regel ist dies bereits durch den regulären Betrieb gewährleistet. Wenn die sanitären Anlagen täglich gemäß des bestimmungsgemäßen Betriebs genutzt werden, kann eine bedenkliche Konzentration von Legionellen gar nicht erst entstehen. Da Wasser regelmäßig durch die Leitungen fließt, werden diese ausreichend gespült. Doch bereits nach einem Stillstand von 72 Stunden kann sich die Legionellenkonzentration auf ein schädliches Maß erhöhen. Darum ist es wichtig, dass Betreiber die Leitungen von Sanitäranlagen und Duschen ausgiebig spülen, bevor diese wieder genutzt werden.

Sichere Wiederinbetriebnahme

Wenn nach einer Nichtnutzung von 72 Stunden die Leitungen von Duschen, Waschtischarmaturen, Küchen, WCs und Urinalen für mindestens 72 Sekunden geöffnet werden, reicht dies meist aus, um Legionellen auszuspülen. Denn bei einer Armatur mit einer Literleistung von 5 l/min sind das rund 6 Liter Wasser, also das zweifache Volumen einer üblichen Stichleitung bis zu einem Abzweig in der Installation. Doch auch das Wasser in den Versorgungsleitungen muss ausgespült werden, um sicher alle Legionellen zu entfernen. Ob das Wasser auch dafür lang genug gelaufen ist, kann man anhand der Temperaturkonstanz leicht überprüfen. Wenn das Wasser auf der Stellung kalt wirklich kalt aus der Leitung kommt, ist das stehende Wasser ausgespült. Am einfachsten lässt sich dies mit dem Handrücken feststellen, da die Haut dort besonders empfindlich ist.

 

Bei Warmwasser sollte man bei der Handrückenmethode nicht bis zur Temperaturkonstanz warten, denn dann besteht bei der geforderten Mindesttemperatur von 55°C Verbrühungsgefahr, wenn in der Armatur oder am Eckventil kein Thermostat verbaut ist. Ein gutes Gefühl für den Wasseraustausch, bekommt man bereits, wenn es schnell warm wird. Je länger der Stillstand andauert, desto wichtiger ist es bei der Wiederinbetriebnahme, dass möglichst viele Armaturen gleichzeitig geöffnet werden. Nur so erreicht das Wasser eine ausreichende Spülgeschwindigkeit mit den vorgeschriebenen 2 m/s, um auch die Hauptleitungen ausreichend zu spülen. Bei einer 50 mm Anschlussleitung müssen dazu lediglich acht Armaturen gleichzeitig geöffnet werden. Doch wenn es sich in einem großen Gebäude um eine DN 100 Anschlussleitung handelt, müssen bereits 32 Armaturen gleichzeitig geöffnet und anschließend wieder geschlossen werden. Dies hat nicht nur einen hohen personellen Aufwand zur Folge. In größeren Sportstätten ist es auch nicht mehr wirtschaftlich.

Elektronische Unterstützung

Eine Lösung bieten elektronische Armaturen, wie etwa von Schell, die Trinkwassermanagement und Nutzerhygiene im (halb)öffentlichen und gewerblichen Bereich unterstützen. Diese erkennen eigenständig Nutzungsunterbrechungen und lösen nach einem vordefinierten Zeitraum eine Stagnationsspülung aus. Auch das Wassermanagement-System SWS von Schell unterstützt beim Erhalt der Trinkwassergüte. Damit lassen sich fast alle elektronischen Armaturen vernetzen, steuern sowie alle Vorgänge dokumentieren. Alle Armaturen gleichzeitig auszulösen ist damit einfach möglich. Es werden Spülgruppen angelegt, wodurch die hohen Fließgeschwindigkeiten erreicht werden, die für effektives Spülen nötig sind.

 

So wird schon während des Stillstands der bestimmungsgemäße Betrieb simuliert. Gebäudebetreiber können sich so die sonst vorgeschriebene mikrobiologische Kontrolle der Wasserbeschaffenheit ersparen, die normalerweise nach mehr als vier Wochen Stillstand durchgeführt werden muss. Mit dem Online-Service SMART.SWS können sich Betreiber von Sportstätten gebäudeübergreifend über den Status des bestimmungsgemäßen Betriebs und diverser Armaturenparameter informieren. Dies ermöglicht einen schnellen Überblick sowie eine effiziente und ortsunabhängige Planung von Einsätzen des Facility Managements, beispielsweise für Batteriewechsel bei berührungslosen Armaturen.