Leitungen spülen: sichere Wiederinbetriebnahme von Sportanlagen

Nach längerer Ruhepause sollten alle Wasserentnahmestellen von Sportstätten vor Wiederinbetriebnahme ausgiebig gespült werden.
Foto: Schell
Ob Turnhallen, Vereinshäuser, Freibäder oder Sportanlagen – über die
Wintermonate sind einige Sportstätten außer Betrieb. Während dieses Stillstands
kann sich in den Rohrleitungen eine gefährliche Konzentration an Legionellen bilden.
Aus diesem Grund werden mikrobiologische Kontrolluntersuchungen normalerweise
bereits nach vier Wochen Stillstand durchgeführt. Diese können sich Betreiber
von Sportstätten ersparen, indem auch während der Nichtnutzung der
bestimmungsgemäße Betrieb simuliert wird. Und zwar durch das ausgiebige Spülen
aller Entnahmestellen.
Trinkwasser
wird in jeder Sportstätte benötigt: Am offensichtlichsten zum Duschen, aber
auch an den Waschbecken in den Sanitär- und Vereinsräumlichkeiten sowie zum
Spülen von Toiletten und Urinalen. In der Regel ist das Trinkwasser dabei von
höchster Güte. Bei der Wiederinbetriebnahme von Gebäuden, wie z.B.
Sportanlagen, die längere Zeit pausieren mussten, ist jedoch Vorsicht geboten.
Bei ausbleibender oder eingeschränkter Nutzung steht das Wasser lange in den
Leitungen. In diesem Fall besteht die Gefahr, dass sich gesundheitsgefährdende
Bakterien wie Legionellen übermäßig im Wasser vermehrt haben. Insbesondere Legionellen
werden durch zerstäubtes und vernebeltes Wasser übertragen, das beispielsweise
beim Duschen oder Händewaschen entsteht. Die Bakterien verbreiten sich in der
Luft, werden eingeatmet und können dadurch eine schwere atypische
Lungenentzündung auslösen. Der beste Schutz vor einer solchen Infektion ist das
regelmäßige Spülen der Leitungen.
Wasser muss fließen
Sowohl
während des Stillstands als auch bei der Wiederinbetriebnahme stehen die
Betreiber von Sportanlagen in der Pflicht, dass das Trinkwasser in ihren
Anlagen seine hohe Güte behält. Denn auch hier unterliegen alle wasserführenden
Systeme der Trinkwasserverordnung. In der Regel ist dies bereits durch den
regulären Betrieb gewährleistet. Wenn die sanitären Anlagen täglich gemäß des
bestimmungsgemäßen Betriebs genutzt werden, kann eine bedenkliche Konzentration
von Legionellen gar nicht erst entstehen. Da Wasser regelmäßig durch die
Leitungen fließt, werden diese ausreichend gespült. Doch bereits nach einem
Stillstand von 72 Stunden kann sich die Legionellenkonzentration auf ein
schädliches Maß erhöhen. Darum ist es wichtig, dass Betreiber die Leitungen von
Sanitäranlagen und Duschen ausgiebig spülen, bevor diese wieder genutzt werden.
Sichere Wiederinbetriebnahme
Wenn nach
einer Nichtnutzung von 72 Stunden die Leitungen von Duschen,
Waschtischarmaturen, Küchen, WCs und Urinalen für mindestens 72 Sekunden
geöffnet werden, reicht dies meist aus, um Legionellen auszuspülen. Denn bei
einer Armatur mit einer Literleistung von 5 l/min sind das rund 6 Liter Wasser,
also das zweifache Volumen einer üblichen Stichleitung bis zu einem Abzweig in
der Installation. Doch auch das
Wasser in den Versorgungsleitungen muss ausgespült werden, um sicher alle
Legionellen zu entfernen. Ob das Wasser auch dafür lang genug gelaufen ist,
kann man anhand der Temperaturkonstanz leicht überprüfen. Wenn das Wasser auf
der Stellung kalt wirklich kalt aus der Leitung kommt, ist das stehende Wasser
ausgespült. Am einfachsten lässt sich dies mit dem Handrücken feststellen, da
die Haut dort besonders empfindlich ist.
Bei
Warmwasser sollte man bei der Handrückenmethode nicht bis zur
Temperaturkonstanz warten, denn dann besteht bei der geforderten
Mindesttemperatur von 55°C Verbrühungsgefahr, wenn in der Armatur oder am
Eckventil kein Thermostat verbaut ist. Ein gutes Gefühl für den
Wasseraustausch, bekommt man bereits, wenn es schnell warm wird. Je länger der Stillstand
andauert, desto wichtiger ist es bei der Wiederinbetriebnahme, dass möglichst
viele Armaturen gleichzeitig geöffnet werden. Nur so erreicht das Wasser eine
ausreichende Spülgeschwindigkeit mit den vorgeschriebenen 2 m/s, um auch die
Hauptleitungen ausreichend zu spülen. Bei einer 50 mm Anschlussleitung müssen
dazu lediglich acht Armaturen gleichzeitig geöffnet werden. Doch wenn es sich
in einem großen Gebäude um eine DN 100 Anschlussleitung handelt, müssen bereits
32 Armaturen gleichzeitig geöffnet und anschließend wieder geschlossen werden.
Dies hat nicht nur einen hohen personellen Aufwand zur Folge. In größeren
Sportstätten ist es auch nicht mehr wirtschaftlich.
Elektronische Unterstützung
Eine Lösung
bieten elektronische Armaturen, wie etwa von Schell, die Trinkwassermanagement
und Nutzerhygiene im (halb)öffentlichen und gewerblichen Bereich unterstützen.
Diese erkennen eigenständig Nutzungsunterbrechungen und lösen nach einem
vordefinierten Zeitraum eine Stagnationsspülung aus. Auch das
Wassermanagement-System SWS von Schell unterstützt beim Erhalt der
Trinkwassergüte. Damit lassen sich fast alle elektronischen Armaturen
vernetzen, steuern sowie alle Vorgänge dokumentieren. Alle Armaturen
gleichzeitig auszulösen ist damit einfach möglich. Es werden Spülgruppen
angelegt, wodurch die hohen Fließgeschwindigkeiten erreicht werden, die für
effektives Spülen nötig sind.
So wird schon
während des Stillstands der bestimmungsgemäße Betrieb simuliert.
Gebäudebetreiber können sich so die sonst vorgeschriebene mikrobiologische
Kontrolle der Wasserbeschaffenheit ersparen, die normalerweise nach mehr als
vier Wochen Stillstand durchgeführt werden muss. Mit dem Online-Service SMART.SWS
können sich Betreiber von Sportstätten gebäudeübergreifend über den Status des
bestimmungsgemäßen Betriebs und diverser Armaturenparameter informieren. Dies
ermöglicht einen schnellen Überblick sowie eine effiziente und ortsunabhängige
Planung von Einsätzen des Facility Managements, beispielsweise für
Batteriewechsel bei berührungslosen Armaturen.