Inside Dornbracht: Im Spannungsfeld von traditionellem Handwerk und digitaler Technologie
Iserlohn ist die größte Stadt im nordrhein-westfälischen
Sauerland und seit dem Mittelalter von der Metallverarbeitung geprägt. Hier ist
das Familienunternehmen Dornbracht beheimatet. Auch im Zeitalter von
Technisierung und Digitalisierung setzt der Hersteller von Armaturen einer
lange zurückreichenden Tradition folgend in weiten Teilen der Produktion nach
wie vor konsequent auf Handarbeit – ohne jedoch im Spannungsfeld zwischen
traditionell-handwerklicher Manufaktur und innovativer Technologie Themen wie
Digitalisierung aus den Augen zu verlieren.
Hightech und Handarbeit müssen keine unvereinbaren
Gegensätze, sie können sich auch sinnvoll ergänzen. Daher finden in Iserlohn auch
alle Produktionsschritte unter einem Dach statt: von der Entwicklung neuer
Produktlösungen und der Programmierung entsprechender Software über die
galvanische Oberflächenbeschichtung bis hin zur Montage. Und auch wenn
Maschinen und Industrieroboter die Fertigung in der Fabrik zunehmend
unterstützen, ist die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der
Produktion bei Dornbracht seit vielen Jahren konstant. Denn das hat einen
Grund: Wenn jedes einzelne Produkt durch die Hände des erfahrenen Fachpersonals
geht, fühlt es sich gegenüber „seiner“ Armatur quasi persönlich verantwortlich –
für die Unternehmensführung seit jeher eine der zuverlässigsten Formen der
Qualitätssicherung.
Made in Germany – Made in Sauerland
„Im Premiumsegment, in dem wir uns bewegen, kann es keine
Kompromisse geben“, sagt Andreas Dornbracht, der die Bereiche Strategie,
Finanzen, Kommunikation und Marketing leitet. Dies gilt auch für das Label
„Made in Germany“, das für Dornbracht nicht nur Herkunftsbezeichnung, sondern
auch Qualitätsversprechen ist. Denn das Unternehmen produziert nicht nur in
Deutschland, sondern arbeitet auch fast ausschließlich mit Zulieferern aus der
näheren Umgebung von Iserlohn zusammen – viele davon ebenfalls
Familienunternehmen mit langjähriger Geschichte. Stabile Geschäftsbeziehungen
mit bewährten Partnern aus der Region, dem Sauerland, mehr als 60 Jahre
Branchenerfahrung und das Know-how langjähriger Mitarbeiter zählen zu den
Grundpfeilern der Unternehmensphilosophie.
Daher kommen in der Produktion nicht nur hochspezialisierte
Maschinen zum Einsatz, es zählt vor allem das Wissen langjähriger Fachkräfte
– denn sie verfügen über sehr viel Erfahrung und einen besonders
geschulten Blick. Jedes einzelne Produkt wird im Zuge seiner Fertigung ganz
genau betrachtet und untersucht, präzise und professionell. Auf diese Weise
kommt in allen Produktionsbereichen und in fast jedem Schritt der Fertigung
jede Menge Handarbeit zum Tragen: in der Oberflächenveredelung, beim Schleifen
und Polieren ebenso wie nach dem Galvanikprozess, in der Montage – und bei der
genauen Kontrolle nach jedem Arbeitsschritt.
Qualität vor Quantität
Bei Dornbracht werden bis heute vergleichsweise kleine
Stückzahlen und auf Wunsch sogar Einzelstücke gefertigt, also individuelle
Kundenwünsche bedient. „Bei unseren Armaturen wird kein Radius und keine Kante
geändert, damit pro Zeiteinheit mehr Teile gefertigt werden können“, erklärt
Matthias Dornbracht, der im Unternehmen die Entwicklung von Systemen und
Technologie verantwortet. Qualität geht eben vor Quantität – und so sucht man
auch Fließbandproduktion und Akkordarbeit in den Fertigungshallen
von Dornbracht vergebens.
Doch bei aller Nähe zum traditionellen Handwerk haben die
Sauerländer natürlich längst den Schritt ins digitale Zeitalter vollzogen. 2010
wurden mit der Ambiance Tuning Technology (ATT) die ersten digitalen
Produktlösungen für Bad und Küche vorgestellt. Bereits 2013 wurde das digitale
Angebot erweitert: mit der Einführung von Smart Water um die Erlebnisdusche
Sensory Sky, dem elektronisch gesteuerten Foot Bath und der intelligenten
Küchenarmatur eUnit Kitchen. 2019 kam die multisensorische Dusche AquamoonATT auf
den Markt – als Antwort auf das Streben nach ganzheitlichem Wellbeing.
Eine Berührung des Touch-Displays genügt, um die Choreografien aus Wasser, Strahlarten,
Lichtstimmung und Duft zu erleben. Die Bedienelemente – die sogenannten Smart
Tools – und die zugehörige Hard- und Software wurden ebenfalls im Werk in
Iserlohn entwickelt.
Ergänzung statt Widerspruch
Einen Widerspruch zwischen handwerklicher Qualität und
technologischem Fortschritt sieht Andreas Dornbracht keineswegs. „Digitalität
umgibt uns bereits tagtäglich. Die Frage, ob Hightech und Handarbeit vereinbar
sind, stellt sich nicht – sie müssen es sein. Als Innovationsführer im Bereich
Premiumarmaturen beschäftigt uns schon seit einigen Jahren die Frage, wie
traditionelles Handwerk mit Technologie – und insbesondere digitalen Mehrwerten
– in Einklang zu bringen ist.“ So tritt die Smart-Water-Technologie nicht in
Konkurrenz zur handwerklich gefertigten Armatur, sondern stellt ihre logische
Fortentwicklung und Ergänzung dar. Für die Sanitärmanufaktur eine einfache
Gleichung: Handwerk + digitale Technologie = Fit für die Zukunft.
Und Zukunft bedeutet dem wachsenden Bedürfnis nach
Individualisierung Rechnung zu tragen. Etwa durch digitale Lösungen, durch die beispielsweise
personalisierte Duschszenarios auf Knopfdruck abgerufen werden können. Auch die
Manufaktur-Produktion kommt dem Streben nach Individualität entgegen, lassen
sich durch handgefertigte Produkte doch persönlicher Wünsche und Bedürfnisse
eher erfüllen, als durch Massenproduktion.