Viele deutsche Sanitärhersteller, die Produkte im Bereich „Vor der Wand“ entwickeln, haben im Frühjahr nicht nur zahlreiche Produkte vorgestellt, um Lücken im Sortiment zu schließen. In der Flut von Neuheiten haben sich auch einige echte Innovationen versteckt. So stellte Dornbracht mit seiner neuen Armaturenserie Selv eine innovative Neuheit vor, die zweifelsohne Potenzial zum Verkaufsschlager à la Tara hat.
Die Hersteller denken bei der Präsentation der Neuheiten auch immer an die Badplaner, und so finden sich Produkte mit richtig tollen Details, die den Alltag des Installateurs und des Planers erleichtern sollen. Wie zum Beispiel Montagehilfen für die Installation von Sanitärprodukten: Mit der Zarge von Bette etwa sollen schimmelige und gerissene Silikonfugen der Vergangenheit angehören. Die emaillierte Zarge ermöglicht den Einbau der Bade- und Duschwannen von Bette ganz ohne Silikon und soll eine dauerhaft ästhetische, gleichzeitig hygienische und pflegeleichte Lösung bieten – Schallschutz inklusive.
Im Produktbereich Dusche sind ebenfalls interessante Entwicklungen zu beobachten. So stellte Kaldewei die emaillierte Duschfläche Design-Studie 2012 vor, die mit dem Badezimmerboden verschmelzen soll, da kein Ablauf die Duschfläche unterbricht: Die Entwässerung wird hier dezent in die Wand verlegt. Einen ähnlichen Weg geht Geberit: Der Wasserablauf liegt nicht mehr im Boden der Dusche, sondern in der Vorwandinstallation. Damit soll sich der Bodenaufbau vereinfachen, und die gesamte Technik zur Trinkwasserversorgung und Entwässerung wird auf einer Ebene verlegt.
Megatrend Techness
Das Thema „Techness“ im Badezimmer entwickelt sich zu einem Megatrend. Inzwischen ist fast jede Funktion im Badezimmer in irgendeiner Form digitalisiert worden und per Knopfdruck auslösbar. Kaldewei bietet erstmals eine elektronische Armatur mit Bedienpanel an, die das Ein- und Ablaufen des Wassers, seine Temperatur sowie die Ansteuerung von Dusch- oder Badefunktion digital und benutzerfreundlich regelt. Ein echter Pluspunkt bei der Küchenarmatur K7 F-digital von Grohe ist die Pausenfunktion, mit der sich die Armatur einfach aus- und wieder einschalten lässt: Der Wasserfluss stoppt und wird auf Knopfdruck in gleicher Menge und Temperatur fortgesetzt – das spart Wasser und Energie beim Spülen. Zudem kann das Bedienpanel auf der Arbeitsplatte frei positioniert werden – man braucht also nie wieder die Hand durch den laufenden Wasserstrahl zu führen, um das Wasser abzustellen. Auch bei der WC-Hygiene gibt es eine geniale Neuheit: Ein Wink mit der Hand genügt, schon löst die neue Sigma80 Betätigungsplatte von Geberit die WC-Spülung aus. In der eleganten Glasoberfläche, die es wahlweise in schwarzem oder verspiegeltem Glas gibt, leuchten beim Herantreten an das WC zwei schlanke Leuchtsignale für die große und kleine Spülmenge des Spülkastens auf. Nähert der Benutzer seine Hand einem der beiden Lichtsignale, wird die gewünschte Spülmenge berührungslos ausgelöst und der Befehl durch ein Aufleuchten des Lichtstreifens bestätigt.
Beim Thema Design sind es oft die unscheinbaren Ideen, die am meisten beindrucken. Mit den Glasduschen Mirastar von Roth zieht jetzt spiegelnder Glanz ins Bad ein: Die Scheiben aus Einscheibensicherheitsglas gibt es mit dem vollflächigen Chromspiegel Mirastar. Durch den raumvergrößernden Effekt des Spiegels wirkt damit auch ein kleines Bad weiträumiger. Das neue Badmöbelprogramm Delos von Duravit bringt nicht nur wohnliche Atmosphäre ins Bad, sondern kann mit ganz vielen kleinen, aber innovativen Ausstattungsmerkmalen punkten – wie zum Beispiel mit dem filigranen Lichtdach (einer Ablagefläche aus extraweißem Glas ganz ohne den üblichen grünen Rand) oder mit einem intelligenten Inneneinrichtungssystem. Bette scheint mit der neuen Badewanne One das Material Stahlemail bis seine physischen Grenzen zu verformen. Der Lohn der fertigungstechnischen Meisterleistung ist ein formschöner 28 cm hoher Wannenrand, ein Novum bei Wannen aus Stahlemail. Spiegelschränke werden aufgrund des Einsatzes von LED-Technik immer eleganter, ergonomischer und effizienter, zu sehen zum Beispiel bei den neuen Modellen von Keuco, Emco oder Duravit. Burgbad hat sogar eine spezielle App entwickelt, die Nachrichten, Stauinfos, Termine, E-Mails, Wetterbericht und sogar die Höhe des Blutdrucks auf den Spiegelschrank bringt. Sie wurde von Burgbad für das iPhone4S sowie das iPad2 entwickelt und bündelt die wichtigsten Informationen zum Start in den Tag in einer einzigen Applikation. Der „Touch“ darauf genügt, und die mobilen Begleiter lassen News & Co einer Fernbedienung gleich auch auf dem Badezimmerspiegel erscheinen.
Die Hersteller nehmen sich aber auch einiger Spezialthemen an und orientieren sich an den Bedürfnissen des Marktes. Da gibt es lustige Comic-Armaturen (Franke) oder einen WC-Sitz in Schildkröten-Optik für Kinder (Keramag), oder auch ein neues Probenahme-Ventil zum Legionellen-Test von Schell.
Die Innovationsstärke der Sanitärindustrie ist beeindruckend. Hier nur ein paar Beispiele. Das Trockenurinal Architec Dry von Duravit kommt dank einer im Ablauf integrierten Schlauchmembran ganz ohne Wasserspülung aus. Diese Membran öffnet sich nur beim Durchfluss des Urins. Danach verschließt sie sich wieder und hält unangenehme Kanalgerüche fern. Für das Urinal der Keramag-Serie Renova Nr. 1 Plan ist mit KeraFresh jetzt ein Frischesystem verfügbar, das insbesondere in größeren Sanitäranlagen ein angenehmes Raumklima sicherstellen soll. Dabei werden Hygiene-Sticks sauber, unsichtbar und vandalensicher in die Spülkammer integriert und sollen damit die zuweilen unhygienischen herkömmlichen Geruchssteine ersetzen. Mit dem erstmals präsentierten Komfort-Hebesitz will der österreischiche Sanitärhersteller Artweger nun Käufern der Dusch- Badewannen-Kombination Twinline auch das Niedersetzen und Aufstehen erleichtern. Der Komfortsitz soll auch nachträglich eingebaut werden können (Vorrüstung notwendig) und steht damit für eine neue Generation von intelligenten Sanitärprodukten für ältere Menschen. Der schweizerische Sanitärhersteller Laufen hat eine neue Generation von Keramik entwickelt. Im Vergleich zu der herkömmliche sollen mit der neuen Sanitär-Keramik erheblich dünnere Wandstärken und definiertere Kanten möglich sein. Auf der ISH 2013 sollen erste Waschtische in Serienproduktion vorgestellt werden. Das hört sich spannend an.
Fazit:
Das war ein wirklich toller Neuheiten-Frühling. Da präsentiert Villeroy & Boch so mal eben eine neue Badewannen-Kollektion Loop & Friends mit 22 Modellvarianten, oder Hansa überarbeitet gleich mehrere Armaturen-Kollektionen. Den Mehrwert vieler Neuheiten erschließt sich dabei erst auf den zweiten Blick.