Family_ Freibad

Wo mehrere Menschen zusammenleben, wird das Bad zum Ort der Kommunikation. Um das Chaos zu strukturieren, sind Platz und multifunktionale Elemente wie begehbare Duschen oder Doppelwaschtische eine große Hilfe. 

Familien brauchen Raum zur Improvisation

Wo mehrere Menschen zusammenleben, wird das Bad zum Ort der Kommunikation – erst recht, wenn es mehrere Generationen sind, die hier den Tag beginnen, Rituale erlernen und leben, sich umeinander kümmern und sich arrangieren müssen. Das sind in der Regel Paare oder Familien mit Kindern, aber auch Familien, die mit ihren pflegebedürftigen Angehörigen zusammenwohnen 

In geschäftigen Familien, in denen jeder seinem eigenen Leben nachgeht, sind Küche und Badezimmer oft die letzten Freiräume für gemeinsame Rituale, gelegentliches Zusammenfinden und der Ort, an dem der Tagesablauf oder Probleme besprochen werden. In einem solchen „Busy Bathroom“ müssen sanitäre Ausstattung und Möblierung vor allem Raum für Improvisation bieten. Hier zählt nicht so sehr das perfekte Styling, sondern die Toleranz von Raum und Bewohnern für das unvermeidliche Chaos. Insbesondere das Leben mit Kindern bedeutet, den Dingen auch mal ihren Lauf lassen zu können, um hinterher „klar Schiff“ zu machen. Um das Chaos zu strukturieren, sind multifunktionale Elemente wie begehbare Duschen und spritzgeschützte Badewannen, die Tobe-Stunden überstehen, oder Doppelwaschtische in nicht allzu großer Höhe und umlaufender Erreichbarkeit eine große Hilfe. Wer Platz hat, plant Zonen für verschiedene, parallel zu erledigende Tätigkeiten ein. Hier ist in erster Linie an die Toilette, aber auch an den Waschplatz mit einer Elternecke oder gar einen eigenen Waschplatz für Kinder zu denken, an eine durch Vorwandelemente oder Regale abgeteilte Bade- und Ankleideecke oder gar eine großzügige, spritzfeste Duschnische. Wer Platz für viel Stauraum – idealerweise einen Extra-Stauraum für jedes Mitglied der Badnutzergemeinschaft – und zusätzlich noch ein wenig Raum zum Kuscheln einplanen kann, wird im Busy Bathroom einen Ort der Intimität haben, an dem die Familie Zusammengehörigkeit und Geborgenheit erleben kann. 

_ Hurry up!

Gemeinsam oder nacheinander? Das ist hier die Gretchenfrage. Wie kann die Nutzung des (einzigen) Familienbades optimiert werden, wenn doch jeder auf seinem eigenen Platz beharrt? 

Hurry up!

Gemeinsam oder nacheinander? Das ist hier die Gretchenfrage. Wie kann die Nutzung des (einzigen) Familienbades optimiert werden, wenn doch jeder auf seinem eigenen Platz beharrt? 

Während es früher noch gang und gäbe war, dass Familienmitglieder das Badezimmer parallel nutzten, ist es heute eher die Regel, dass Mann, Frau und Kind(er) den gerade zur Rush Hour heiß begehrten Raum einzeln besetzt halten. Dabei machen sie sich gegenseitig das Leben schwer, beklagen sich über den zu langen Verbleib des anderen, die Kürze des eigenen Nutzungs-Slots oder über lästige Gebrauchsspuren, die wegen des Zeitdrucks vom Vor-Benutzer nicht mehr entfernt werden konnten. Da ist Streit programmiert. Am Ende wird die tägliche Bad-Routine zum Spießrutenlauf statt zum sanften Start in den Tag, und selbst am Abend, wenn das Badezimmer ein Ort der Entspannung sein sollte, wird hier mehr gedrängelt als genossen. 

 

Ob der Wunsch nach strikter Intimsphäre nun eher eine Wohlstandserscheinung oder schlicht die logische Folge der Individualisierung ist – festzuhalten bleibt, dass, wer sich ein zweites Bad nicht leisten kann oder will, besser die Kunst der fahrplanmäßig getakteten Abfertigung aller Nutzer beherrschen sollte. Da dies aber zumeist an der Realität scheitert, sind Engpässe bei der Badnutzung schon fast ein Naturgesetz. Laut des von der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS) e.V. regelmäßig in Auftrag gegebenen GfK-Panels ist der wichtigste Grund für das allmorgendliche Chaos, dass alle Familienmitglieder gleichzeitig das Haus verlassen müssen und nur ein Badezimmer vorhanden ist. Und obwohl es gute Vorsätze für feste Absprachen gibt, scheinen sich die meisten resignierend mit dem Chaos abzufinden. 

 

Und ist ein bisschen Chaos wirklich so schlimm? Ist ein von mehreren Personen gleichzeitig genutztes Familienbad nicht auch ein Stück Luxus, sobald das Risiko, sich dabei gegenseitig auf die Zehen zu treten, minimiert wird? Schließlich gibt es immer weniger Freiräume für familiäres Miteinander – es zu gestalten scheint da sinnvoller, als es abzuschaffen oder zum Problem zu machen. 

 

Ein Busy Bathroom, in dem man sich treffen und üer den Tag sprechen, sich gegenseitig Nähe spenden und Tipps geben kann, könnte sich gerade in hektischen Zeiten als zukunftweisendes Modell empfehlen. Vorausgesetzt, es existiert ein ausgelagertes WC und genügend Raum zur strukturierten Gestaltung des Badezimmers, kann in begrenztem Maße sogar auf Wünsche nach ein bisschen Intimsphäre Rücksicht genommen werden. 

 

Die stupide Verteilung der Sanitärobjekte entlang der Wand entspricht schon lange nicht mehr den Ansprüchen moderner Badgestaltung. Selbst bodenebene Duschen und mittig im Raum platzierte Wannen und Waschtische sind heute in den meisten Fällen umsetzbar. Ausgangspunkt sollte daher die Analyse und Planung fester Wege im Bad sein. Daran anschließend könnte beispielsweise für die Badewanne und/oder die Dusche eine leicht separierte Zone im hinteren Teil des zur Verfügung stehenden Raums eingerichtet werden. Dies bietet sich vor allem dort an, wo ein längerer, schmaler Raum für das Bad eingeplant werden kann; hier lassen sich die einzelnen Stationen wie an einer Perlenschnur aufreihen. Doch auch ein großer, offener Raum bietet Möglichkeiten der Zonierung. So können halbhohe oder raumhohe Raumteiler auch Funktionen wie Duschwand, Stauraum oder Waschplatz erfüllen. 

 

Und warum sollte ein Waschtisch immer an der Wand stehen? Die Küche hat das Insel-Prinzip schließlich nicht für sich gepachtet – auch im Bad kann ein wasserführendes Element von mehreren Seiten zugänglich eingerichtet werden. Wird der Doppelwaschtisch (ein Muss für jedes parallel genutzte Busy Bathroom) in den Raum hineinragend oder frei stehend platziert, können Mutter und Vater, Bruder und Schwester umeinander herumtänzelnd ihre Zähne putzen. Mal sehen, wer als Erster fertig ist! 

_ Familien-Badezimmer

Ein Familienbad ist gebaute Toleranz für das unvermeidliche Chaos. Hier muss man den Dingen auch mal ihren Lauf lassen können. 

Meine Bedürfnisse im Familien-Badezimmer

Wir sind es gewohnt, die Tür hinter uns zu schließen, wenn wir ins Bad gehen. Doch das Badezimmer als Rückzugsort ist eine moderne Erfindung. Mit der Aufwertung zum Wohnraum und der wachsenden Angebotspalette für das gemeinschaftlich genutzte Bad gewinnt das Zimmer mit Wasseranschluss wieder eine stark soziale Dimension. Fast so, wie der Raum sie in der Tradition der europäischen Badehäuser einmal besaß und in Kulturen wie dem Hamam heute noch verkörpert: als Ort der Begegnung. 

  • Offener Raum – Mischung aus Freiraum und Rückzugsmöglichkeiten mit Platz für alle 

  • Gemeinschaftserlebnis – mit Familie/Freunden zusammen sein 

  • Tagesplanung – Absprachen treffen, Abläufe optimieren 

  • Mitteilungsbedürfnis – von Erlebnissen und Gefühlen erzählen 

  • Gemeinsames Badeerlebnis – Wanne mit zwei Rückenschrägen 

  • Nähe – romantischer Abend, Körperpflege 

  • Intimsphäre bei Bedarf – separates/Gäste-WC, Sichtschutz etc. 

  • Spaß und Bewegung – Freiraum für Fitness, Spielen, Chillen 

  • Gemeinsames Entspannen in Sauna & Co. 

  • Verfügbarkeit persönlicher Utensilien – Stauraum und Ablagen mit eigenem Platz für alle Badnutzer 

  • Versorgung der Familienmitglieder 

  • Ein Platz zum Anziehen/Ausziehen – Bank, Pouf oder Stuhl für zappelige Kleine, eilige Große und unsichere Ältere  

  • Praktikabilität und reibungslose Abläufe – Parallelnutzungen am Doppelwaschtisch, schnelles Duschen etc 

  • Quick and not dirty für Männer – separates Urinal 

  • Auch mal abschließen können