Vom Glück, im Regen zu stehen

Noch nie war die Lust der Konsumenten auf Wasser so groß. Lust auf Wasser in seiner puren Form, als Wasserschwall in Dusche oder Waschbecken, als Regendusche oder farbig in Szene gesetzt. Und noch nie war Wasser so emotional zu erleben wie mit den neuen Produkten der Armaturenhersteller und attraktiven Entwürfen für Wannen, Becken oder bodengleiche Duschen. 

Wasser ist der eigentliche Wohlfühlfaktor im Badezimmer – sowohl in seiner Anwendung bei der Körperpflege als auch bei seiner sinnlichen Inszenierung. Wasser wird zunehmend nicht nur als reinigendes Medium, sondern auch als elementare Kraft wahrgenommen und entsprechend in Szene gesetzt. Es gibt diverse Arten, Wasser fühlbar zu machen: durch Schwallarmaturen, Kopfbrausen, Seitendüsen oder auch Wasserfälle und ganze Waschstraßen. In seiner natürlichen Form wirkt es auf die Menschen faszinierend und ungebändigt. Durch die Inszenierung des Wasserstrahls als Schwall oder den Verzicht auf Perlatoren wird sein elementarer Charakter betont und der Weg des Wassers zum Menschen haptisch erfahrbar gemacht. Einige eher puristische Beispiele von Waschbeckenarmaturen können sogar durch Wasserersparnis überzeugen. Regenduschen und große Tellerkopfbrausen hingegen versprechen luxuriösen Genuss, für den auch der hohe Wasserbedarf in Kauf genommen wird. 

Dornbracht, Elemental Spa 

Wasser – nichts scheint selbstverständlicher und simpler zu sein. H2O. Doch immer mehr Menschen sind von ihm fasziniert. Es enthüllt nicht nur ständig neue Geheimnisse, sondern eröffnet auch ganz neue Dimensionen des Genusses, sowohl körperlicher als auch ästhetischer Art. Doch was macht die Faszination des Elementes Wasser aus? Tatsächlich scheint es auf den ersten Blick nichts Besonderes. Es steht – zumindest in unseren Breitengraden – ständig, ausreichend und sauber zur Verfügung. Entsprechend verschwenderisch wird es genutzt. Denn der Mensch fühlt sich im und am Wasser einfach wohl. Was kein Wunder ist, denn er besteht zum größten Teil aus Wasser: Beim Säugling liegt der Anteil bei etwa 80%, im mittleren Lebensalter bei ca. 70% und im Seniorenalter bei ca. 60%. Wasser: der Stoff, aus dem wir gemacht sind. 

 

Wasser birgt viele Rätsel, nicht nur in der Tiefsee, sondern auch bei uns zuhause. Ihm werden Wunderwirkungen, magnetische Eigenschaften und belebende Kraft zugeschrieben. Aber eigentlich sind es die viel einfacheren Dinge, die uns am Element Wasser faszinieren, Sinneseindrücke, die jeder nachvollziehen kann: Man kann es fühlen, aber nicht festhalten, und obwohl es keine feste Form hat, kann man es doch deutlich sehen, egal, ob als See, Pfütze, Welle, Regen, Schnee oder Nebel. Es ist transparent, aber das Licht wird von ihm gebrochen und von seiner Oberfläche reflektiert, sodass optisch reizvolle Effekte entstehen. Und alles das spielt im Bad eine Rolle, sowohl bei der Berührung des Wassers als auch bei seiner Inszenierung durch Wasserbecken, Armaturen Dampfdusche oder Regenhimmel. 

 

Wasser trägt uns und weckt ein Gefühl der Leichtigkeit. Obwohl wir nackt sind, fühlen wir uns in ihm geborgen. Kinder können stundenlang mit ihm spielen, darin plantschen und sich hineinfallen lassen. Einigen seiner wichtigsten Eigenschaften begegnen wir täglich: Wasser ist ein Element, in dem sich fast alles so leicht löst wie Salze, Aromen oder auch Staub. Es nimmt alles in sich auf – sogar Muskelverspannungen. Es streichelt die Haut und spült den Schmutz von uns ab, während es in der Haut für Spannkraft sorgt, sodass wir frisch und gestärkt aus der Berührung mit ihm hervorgehen. Der Umgang mit Wasser setzt etwas Elementares frei. Egal, ob man beim Waschen das Gesicht benetzt, sich in der Dusche berieseln oder entspannt in der Badewanne treiben lässt. Wasser verspricht ein Erlebnis, das das Körpergefühl verbessert und das Körperbewusstsein steigert.  

Die Welt der Armaturen

Trotz der verschwenderischen Anwendung ist uns der Wert des Wassers heute mehr denn je bewusst. So rückt nicht nur der lustvolle, sondern auch der respektvolle Umgang damit immer weiter in den Vordergrund – unterstützt von Produkten, die Wasser kunstvoll in Szene setzen.  

Kaldewei, Piatto 

Dornbracht, Elemental Spa 

Koralle S 600 

Kaldewei, Schwalleinlauf 

Sprudeln und Fließen

In vielen Mythen wird Wasser als der Quell des Lebens bezeichnet. Das scheinen viele Hersteller wörtlich zu nehmen, denn es strömt und quillt aus vielen neuen Armaturenmodellen, dass es eine wahre Lust ist. Schwallausläufe am Waschtisch und in der Wanne ahmen Miniatur-Wasserfälle nach. Nach oben offene Ausläufe sollen den Lauf des Wassers verfolg- und sichtbar machen und an Quellen erinnern. Der Verzicht auf Luftsprudler bringt puren Wasserfluss hervor. An alte, aus Holz oder Bambus konstruierte Wasserstellen erinnern extrem schlichte Armaturen, die nur noch aus einem Rohr zu bestehen scheinen, welches aus der Wand tritt und das Wasser direkt aus der Mauer in das Becken zu leiten scheint. 

Wasserspender mit extra hohem Auslauf sind die idealen Darsteller spektakulärer Inszenierungen. Ihre schlanke, gestreckte Gestalt vermittelt Ästhetik und Wertigkeit und die passende „Fallhöhe“ für fließendes Wasser - ob direkt auf dem eleganten Designer-Becken oder als Stand-Alone auf der Konsole neben der klassisch anmutenden Waschtischschale. 

 

Ein anderes, die Natur imitierendes Konzept verfolgen Wasserspender, die den Wasserstrahl nicht gebündelt bzw. konzentriert darstellen, sondern über eine Kante fließen lassen, wodurch der Strahl abgeflacht und breit gefächert erscheint. Eine besondere Variante stellt die mit moderner Sensortechnik ausgestattete Armaturenserie Hansamurano dar, bei der das Wasser aus der Mitte einer tellerförmigen Glasschale hervorquillt; das Wasser fließt dann in einem breiten, weichen Schwall über die Glasschale und wird als transparente, belebte Oberfläche präsentiert.  

Leuchten und Glitzern

Das Spiel mit dem Licht ist die zweite Natur des Wassers. Sein Glitzern wird am leichtesten durch den Schwallstrahl ins Badezimmer geholt. Wasser und Licht – das ist ein wunderschönes Naturschauspiel, das auch domestiziert nichts von seiner Faszination verliert. Erst recht nicht im Bad, wo beide zum glänzenden Zusammenspiel antreten. Armaturen, die Licht und Wasser per LED-Technik an der Quelle zusammenführen, nutzen diese Kombination, etwa bei den Colourshower-Brausen von Hansa. Das führt nicht nur zum visuellen, sondern auch zum fühlbaren Erlebnis. Wasserverläufe in Blau- und Rottönen machen die Veränderung der Temperatur deutlich. So erlebt man Wasser auf ebenso sinnliche wie spannende Art. 

 

Das funktioniert übrigens auch beim Wannenbad. Mit farbigem Spektrallicht oder Unterwasserscheinwerfern wird dem Wasser schimmernder Glanz verliehen. Das sieht nicht nur schön aus, sondern kann auch Körper und Psyche beeinflussen. Die Farben wirken dabei sehr unterschiedlich: Rottöne aktivieren das Leistungsvermögen, Gelb-Grün und Grün stehen für Harmonie und beleben den Geist, Blau gilt als Farbe der Stille und vermittelt Ruhe und Entspannung.  

Hansa, Clear Lux 

Hansa, Murano 

Hansa, Stela 

Rieseln und Prasseln

Die Dusche muss sich hinter der Entspannungsoase Wanne nicht verstecken. Parallel zur Entwicklung der Duschkabine von der engen Nasszelle zur großzügigen Walk-In-Anlage entstand ein großes Angebot von Brausen: Seitenbrausen, Schwallbrausen und besondere Brausenköpfe vermitteln annähernd naturidentische Eindrücke. Wer unter einem Regenhimmel steht (egal, ob mit oder ohne Lichteffekte) und sich ganz von Regentropfen umhüllt findet, glaubt, in einen warmen, freundlichen Sommerregen geraten zu sein. Oder unter einem prasselnden Wasserfall zu stehen. Alles natürlich perfekt temperiert. Diese Effekte können als Solisten auftreten. Dank ausgeklügelter Programmierungen kann der Nutzer aber auch sein persönliches Erlebnisduschen-Theater ablaufen lassen. Als Highlight dürfen auch kühlende Nebeleffekte eingesetzt werden.  

 

Handbrausen, ausgestattet mit unterschiedlichsten Strahl- und Massagearten, bleiben als praktische Unterstützung des persönlichen Fitnessprogramms weiterhin in Mode. Doch auch die großflächigen Kopfbrausen warten mittlerweile mit zusätzlichen Effekten auf. 

Kaldewei, Wannenkissen 

(Sich) Versenken

Der pure Wasserspaß lässt sich noch weiter kultivieren – indem man den Respekt vor dem Wasser zum Komplettprogramm macht. Der Umgang mit Wasser wird zum Ritual erhoben und damit zu seinen Ursprüngen zurückgeführt. Schließlich spielt Wasser als Lebensquell und reinigende Kraft in den meisten Religionen eine wichtige Rolle.  

 

Der Armaturenspezialist Dornbracht hat in seinem Elemental-Spa Konzept versucht, einen Raum mit Zonen zu schaffen, die individuellen Reinigungsritualen angepasst sind. Im Cabinet, der Auftaktzone, kann man sich beispielsweise vorbereiten und einstimmen. Facewash ermöglicht die bewusste Reinigung von Gesicht und Händen, das Abwaschen des Alltags. Foot Washing und Body Cleansing, im Stehen oder Sitzen, beruhigt den Geist und hilft das Körperbewusstsein zu verstärken. Im Shower Center wird der Körper durch sanften Regen entspannt. Jede Zone gibt Anregungen für eine an die individuellen Bedürfnisse angepasste Nutzung des Wassers und die dementsprechende Gestaltung des Raumes. Die Armatur ist hier das Wasser spendende Element, soll dabei aber als gestaltetes Objekt bescheiden zurücktreten. 

Ein flüchtiger Gast in unserem Haus

Alle Produkte vermitteln einen großen Spaß am Wasser. Ob man dabei wirklich eine komplette Wasserwelt inszenieren will, bleibt dem persönlichen Geschmack überlassen. Jedes schöne Bad, in dem die Sanitärobjekte den individuellen Gewohnheiten entsprechend gestaltet sind, schafft einen Raum, in dem die Lust auf Wasser so richtig ausgelebt werden kann, auch wenn es keinen Platz für eine Dampfsauna oder einen Regenhimmel gibt. Ein geschmackvolles Ambiente und ästhetische Armaturen bereichern den Alltag und lassen das Wasser als das kostbare Element erscheinen, das es ist. 

 

Auf der Erde haben wir das Glück, dass Wasser reichlich vorhanden ist – wenn auch nicht gleichmäßig verteilt. Doch unerschöpflich ist der Trinkwasservorrat nicht. Allmählich wird den Menschen bewusst, dass wir nicht nur in unseren vier Wänden auf Sauberkeit achten und sparsam mit dem Wasser umgehen müssen. Der Respekt sollte nicht nur dem Stoff gelten, der aus dem Wasserhahn kommt, sondern auch dem Kreislauf, dem es entspringt. Wasser ist ein flüchtiges Element, das immer nur ein Gast in unserem Haus ist. Wir sollten nett zu ihm sein.  

 

Text: Sybille Hilgert