Keine falsche Scham kannten seinerzeit die Römer, für die der „Lokus“ und das Bad genauso öffentliche Räume zum Geschäftemachen, sich unterhalten und entspannen waren, wie das Forum. Seit einigen Jahren erhält dank Wellness- und Fitness-Kultur nun auch das zeitgenössische Badezimmer immer öfter ein neues, schönes Gesicht. Mit der Aufwertung zum Wohnraum und der wachsenden Angebotspalette für das gemeinschaftlich genutzte Bad gewinnt das Zimmer mit Wasseranschluss wieder eine stark soziale Dimension als Ort der Begegnung. 

Gleichwohl ist ein Treffen im Bad für viele Menschen immer noch mit einem peinlichen Gefühl behaftet. Doch wenn wir das Bad einmal von der Toilette getrennt betrachten? Erst recht, wenn wir das WC komplett separieren? Welche Möglichkeiten erschließen sich dann für eine Möblierung mit multifunktionalen Einbauschränken (im Übrigen auch im Bad immer öfter grifflos, ganz wie in der Küche), mit Abstelltischchen, Beleuchtungssystemen und Leuchtkörpern, mit Kuschelecken und Teppichen, Regalen und Bänken. Dabei verleihen moderne Wandputze und großformatige Fliesen, Holz und Textilien der Innenausstattung einen wohnlichen Ton. Die wichtigsten Aufgaben der Möblierung eines gemeinschaftlich genutzten Wohnbades sind jedoch Stauräume. Erst danach folgen Relax-Möbel und Accessoires. Welche Rolle die Digitalisierung mit programmierbaren Dusch-Szenarien, Klimatisierung und Sound-Systemen spielen wird, muss sich erst noch zeigen. 

Ähnlich wie die Küche ist das Bad ein Ort täglicher Routinen, an dem nicht nur existenzielle Bedürfnisse, sondern auch solche nach Kommunikation und Sozialisation befriedigt werden. Denn im Badezimmer kümmern wir uns nicht nur um uns selbst, sondern auch um andere: Wir putzen unseren Kindern die Zähne, schrubben unserem Lebenspartner in der Badewanne den Rücken oder kommentieren die digitale Anzeige auf der Waage. Hier sind wir uns nahe, beweisen unsere Zuneigung und suchen die Bestätigung durch Familie, Partner und Freunde. 

 

Das Badezimmer schafft an sich eine besondere Atmosphäre des Sich-aufeinander-Einlassens. Ob als Ruheinsel im Alltagsstrom oder als geschützter Raum für offene Begegnungen – das Bad kann zu einem magischen Ort werden, an dem besondere Erlebnisse stattfinden, von der inspirierenden Dusche bis zum Initiationsgespräch zwischen Vater und Sohn, Mutter und Tochter oder zwei Freundinnen. 

Der weitaus größere Teil kommunikativer Funktionen, die das Badezimmer erfüllt, sind freilich banaler Natur: Hier wird morgens über den Tagesablauf gesprochen, hier wird Kritik geübt und Motivation ausgesprochen, während ein Doppelwaschtisch den reibungslosen Ablauf gewährleistet. Hier wird unter der Dusche gelacht und die Beziehung durch gemeinsamen Badespaß gefestigt. Hier werden die Kenntnisse vermittelt, wie man sich verhält, pflegt, verarztet und schön macht. 

 

Großraumduschen, Doppelbadewannen und Doppelwaschtische werden auch deshalb immer stärker nachgefragt, weil das Badezimmer als gemeinschaftlich genutzter Raum hoch im Kurs steht – und das nicht nur bei Familien. Das Bad dient heute nicht mehr nur der Körperpflege, sondern auch der Gesundheits- und der Beziehungspflege. Gekuschelt wird demnach nicht mehr nur auf dem Sofa, sondern auch im Badezimmer. Oder eben auf dem Sofa im Badezimmer. Und wenn das Badezimmer nicht nur mit einer Sauna, sondern gleich mit einem Kamin ausgestattet ist, ist der Traum vom Luxus-Bad komplett. Was liegt da näher, als dem Wunsch nach mehr Wohnlichkeit nachzukommen und Platz für Sitzmöbel, Fitnessgeräte und insgesamt mehr Bewegungsfreiraum zu schaffen? Bewegungsraum für spielende Kinder, Yoga-Übungen, Liegestützen, Bücherwürmer und Entspannungsstunden. Egal, ob alleine oder zu mehreren, denn zum Glück gibt es ja immer noch einen Schlüssel im Schloss, wenn man einmal ganz alleine sein will. Ein Raum fast unbegrenzten Möglichkeiten, die noch entdeckt werden wollen. 

 

Fotos: 

Keuco GmbH & Co. KG  

Grohe GmbH 

burgbad AG 

Alape GmbH 

Ciclotte