Green Bathroom: die Verbindung zwischen Innen- und Außenwelt

Bei der neuen LED-Lichtspiegel-Serie von Emco kann Lichtstärke stufenlos über Touch-Sensoren gedimmt werden. 

Foto: Emco 

 

Wie auch immer das Bad der Zukunft aussehen wird: Nachhaltigkeit wird eines der bestimmenden Motive für seine technische, qualitative und ästhetische Ausgestaltung sein. Bislang haben die Sanitärhersteller dabei allerdings den Schwerpunkt stark auf den Aspekt des Wassersparens gelegt. Unter dem Begriff „Green Bathroom“ wird sich dieser Ansatz nun zunehmend auf weitere Themen ausdehnen. Es geht zurück zur Natur, es geht um natürliche Materialien, und vor allem geht es um ein nachhaltiges Baddesign. Wenn man das Prinzip von Green Bathroom weiter fasst, offenbart sich das Bad schnell als der Raum, in dem der Mensch den Elementen am unmittelbarsten begegnet: nämlich Wärme, Wasser und auch Luft. Natürlich sollte ein Green Bathroom auch von den Materialien so gestaltet werden, dass tatsächlich von Nachhaltigkeit gesprochen werden kann.  

 

Die Nutzung stellt noch andere Aspekte in den Vordergrund: Menschen, die nach ihrem Wunsch-Bad der Zukunft gefragt werden, äußern häufig, dass sie gerne einen Zugang nach draußen hätten oder zumindest Luft und natürliche Elemente nach innen transportieren möchten. Luft und Licht sind wichtige Themen, die im Green Bathroom als Öffnung des Bades nach außen interpretiert werden. Architektonisch eine ganz spannende Aufgabe, vor allem im Neubau: das Bad als Zugang und als Verbindung zwischen Innen- und Außenwelt. 

 

Bäder, die das Leben für Jung und Alt einfacher machen

Ein Wink mit der Hand genügt, um bei der neuen Betätigungsplatte Sigma80 die WC-Spülung auszulösen. 

Foto: Geberit 

Ein weiterer zentraler, konsumentengetriebener Aspekt ist die Nutzerfreundlichkeit im Sinne eines generationenübergreifenden bzw. generationengerechten Bades. Heute will niemand mehr ins Seniorenheim. Lieber hätte man so ein schickes neues Badezimmer mit Wellness-Badewanne, Ruhebank und moderner großer „Walk-in-Dusche“ (übrigens die genialste Erfindung für jung, alt und Menschen mit einem gehobenen Designanspruch), und manch einer träumt auch von einem Schminktisch mit großem Spiegel. Immer mehr Menschen erkennen, dass im Bad die Weichen für ein lange selbstbestimmtes Leben gestellt werden. Gesucht wird in Zukunft also ein Bad, das den Ansprüchen ganz unterschiedlicher Nutzer gerecht wird – Universal Design ist das Stichwort. Ein der Idee des Generationenbads folgendes „Easy Bathroom“ ist einfach, praktisch und zeitlos schön, ein Zimmer für alle vom Kleinkind bis zum Senior. Handicaps, gleich welcher Art, dürfen bei der Planung eines Bades nicht im Vordergrund stehen. Vielmehr muss alles das weggelassen werden, was Einzelne diskriminieren würde. Die Kunst liegt in der Reduktion. Ein Zukunftsmarkt. 

Das digitale Badezimmer: Private Spa von Zauberhand

Neue kostenlose Burgbad App „b in touch“: Stauinfos im Badezimmerspiegel 

Foto: Burgbad 

 

Design geht im Bad eine immer stärker werdende Symbiose mit Technik und digitalen Elementen ein. Hauptargument für die Digitalisierung des Bades ist der Komfortgewinn. Dabei hat uns schon die Verwendung von LED gezeigt, wie sehr moderne technische Ausstattung auch die ästhetische Qualität des Badezimmers beeinflussen kann. Hinzu kommen sensorische Qualitäten und Sicherheitsaspekte. Aber auch die multimediale Unterhaltung zieht in die ehemalige Nasszelle ein, die gar nicht mehr so nass ist.  

 

Doch wenn Wasser und Strom im Badezimmer miteinander vereint werden sollen, haben oft DIN-Normen etwas dagegen. Zu gefährlich sind offen zugängliche Stromanschlüsse in der Schutzzone I, also in unmittelbarer Nähe zu offenen Wasserquellen. So waren in der Decke eingebaute Lautsprecher und die mit einem Unterwasserscheinwerfer ausgestatte Whirlwanne lange Zeit der einzig mögliche Luxus im digitalisierten Badezimmer. Mit der Niederstromtechnik (12V) kam dann aber etwas Bewegung in die unharmonische Beziehung „Wasser und Strom“. Hier stehen wir am Anfang einer dynamischen Entwicklung zur durchgängigen Digitalisierung des Bades. Wassertemperatur per Knopfdruck bei elektronisch gesteuerten Armaturen und speicherbare Wunschprogramme in der Dusche sind keine Zukunftsmusik mehr. Die Technik zieht ins Badezimmer ein, um den Benutzern das Leben zu erleichtern. Die emotionale Inszenierung von Wasser und Licht spielt dabei eine ganz wichtige Rolle. Doch einfach muss es sein – denn das richtige Leben ist schon anstrengend genug. 

 

Die Zukunft des Bades liegt im Spiel mit dem Raum

Waschtischmodul zum vollwertigen Sanitärmöbel ausbauen: das neue Monolith Sanitärmodul für den Waschtisch von Geberit. 

Foto: Geberit 

 

Die eigentliche Zukunft des Bades aber liegt im Spiel mit dem Raum. Dabei geht es nicht einmal mehr so sehr um stilistische Kategorien wie „Landhausbad“, „Urban Style“ oder „Retro-Chic“, sondern um den Entwurf unterschiedlicher Raumkonzepte. Nicht mehr darum, wie ein Raum bestückt, sondern wie er räumlich aufgefasst und funktional aufgeteilt ist, ist dann die entscheidende Frage, die sich der Hausbauer, Architekt und Badplaner stellen muss. Nicht nur die Inneneinrichter, auch die Industrie wird andere Ansätze verfolgen, denn es werden weniger klassische Badobjekte sein, die entwickelt werden, sondern Räume. Räume, die eine ganz bestimmte Funktion und eine individuell zu gestaltende Nutzungsqualität enthalten. Da werden nicht nur die Dusche, sondern auch das Waschbecken oder die Toilette zu einem Raum im Raum – alleinstehend, in Kombination mehrerer zusammengefasster Ausstattungselemente oder als bewusst hintereinander geschaltete Stationen täglicher Routinen und ritueller Entspannungsstunden. Was früher ein Badezimmer war – nämlich ein übersichtlicher, klar definierter geschlossener Raum, in den eine bestimmte Anzahl funktionaler Ausstattungsobjekte installiert wurden, und zwar nach dem einfachen Schema „einmal rund herum an der Wand entlang“ – wird zu einer gestalteten Raumfolge ineinander übergehender oder stärker voneinander getrennter Raumeinheiten. Denn der Badnutzer will keine Funktionsbox mehr, die auf möglichst kleinstem Raum seine Grundbedürfnisse in ergonomischer Weise erfüllt, sondern einen Raum für vielfältige Aktivitäten in einem intimen Rahmen: ein Zimmer mit unterschiedlichen Zonen – die der Hygiene, der lustvollen Körperpflege, der Fitness, dem Styling oder der geistigen und körperlichen Regeneration dienen können. 

 

Zu der Idee, das Badezimmer als halboffenen Raum an das Schlafzimmer anzuschließen und Übergänge durchlässig zu gestalten, kommt also der Ansatz, das Bad selbst zu einem eigenen, der Erholung dienenden Raum zu machen. „Das Badezimmer der Zukunft wird sich immer mehr von einem abgeschotteten Funktionsbereich zu einem Wohnraum entwickeln“, erläutert denn zum Beispiel auch der Designer Roberto Palomba seine Vision vom Bad. Zusammen mit seiner Frau entwickelt er als Leiter des Studios Palomba Serafini seit Jahren Konzepte und Designs für namhafte Sanitärunternehmen. Nicht nur ihre Badobjekte zeichnen sich durch einen ebenso solitären wie sinnlichen Charakter aus. Palombas Prognose klingt entsprechend verheißungsvoll: „Das Bad wird ein Raum voller Farbe sein, von innovativen Materialien und Formen, von weichen und sinnlichen Objekten, zu einem Ort, an dem man Emotionen erfahren kann. Ein absolut emotionaler und nicht zugebauter Raum.“ 

 

Mehr Platz für Möbel und mehr Möbel für den Raum

In die Evolution des Bades zu einem Wohnraum spielt noch ein anderer, grundsätzlicher Einrichtungstrend mit hinein. Möbel übernehmen immer mehr die Aufgabe, Zonen und Funktionen zu differenzieren. Das ist im Bad nicht anders. Daher wird modernes Baddesign Produkte bevorzugen, die diese architektonische Qualität besitzen; mit ihnen lässt sich eine eigene Atmosphäre generieren, Intimbereiche lassen sich abtrennen. Neben umfangreichen und modular aufgebauten Programmen, die alleine schon durch ihre Vielfalt an Schrankelementen, Oberflächen, Maßen und Ausstattungsvarianten von der Stand-, Wand- oder Decken- bis zur Aufsatzarmatur zu raumbildenden Arrangements kombiniert werden können, fallen auch Produktkonzepte auf, die ganz allein den Schritt von der Wand weg wagen und ihren eigenen Raum bilden. 

 

Doch was sind die Grundvoraussetzungen, damit das Bad wirklich zu einem „echten“ Zimmer umgestaltet werden kann? Tatsächlich wird das Badezimmer ja bereits heute immer wohnlicher. Auf einmal finden sich in so manchem Badezimmer ein Teppich oder ein schöner Sessel, in dem abends das eine oder andere Buch gelesen wird. Doch wie so oft stellt sich hier das klassische Problem von der Henne und dem Ei. Um die modernen Bedürfnisse von Badnutzern umzusetzen, wird nun mal eine größere Fläche benötigt als die durchschnittlichen 7,8 qm. Viele Architekten haben das bereits erkannt und sehen bei Neubauten ein größeres Badezimmer vor. Auch werden die Bereiche Schlafzimmer und Badezimmer immer häufiger zusammengelegt. Doch wird es wohl für die nächsten 10 bis 20 Jahre die Forderung an Wohnungsbaugesellschaften, Bauherren und Architekten bleiben, das Badezimmer großzügiger zu dimensionieren. Schließlich sind es die Nutzer, die ein größeres Badezimmer fordern, einfach, weil sich die Lebensgewohnheiten verändert haben. Eines ist sicher: Das Badezimmer wird in Zukunft einen noch größeren Stellenwert im Kanon der Wohnung erhalten.